Symbolbild: Junge Frau während einer Therapiesitzung
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Immer mehr Mädchen und junge Frauen werden wegen Essstörungen stationär im Krankenhaus behandelt.
Bildrechte: picture alliance / IPON | Stefan Boness
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Immer mehr Mädchen und junge Frauen werden wegen Essstörungen stationär im Krankenhaus behandelt.

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Mehr 10- bis 17-Jährige wegen Essstörung im Krankenhaus

Mehr 10- bis 17-Jährige wegen Essstörung im Krankenhaus

Die Anzahl der Krankenhauspatienten mit einer Essstörung ist statistisch zwar in etwa gleich geblieben. Aber die Gruppe der 10- bis 17-jährigen Mädchen und jungen Frauen hat sich innerhalb von 20 Jahren verdoppelt – von 3.000 auf 6.000 Patientinnen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Ein strenger Diätplan, gezielt herbeigeführtes Erbrechen und Sport bis zum Umfallen – Essstörungen gibt es in unterschiedlichen Erscheinungs- und Mischformen. Diagnostiziert werden sie überwiegend bei Frauen. Und wie das Statistische Bundesamt nun mitteilt: Immer mehr Mädchen und junge Frauen in Deutschland werden wegen Essstörungen im Krankenhaus behandelt. Ihr Anteil bei den Krankenhausbehandlungen stieg innerhalb von 20 Jahren von 87,6 in 2003 auf 93,3 Prozent in 2023.

Wegen Essstörung im Krankenhaus: Anstieg bei 10- bis 17-Jährigen

Ein deutlicher Anstieg ist dabei bei den 10- bis 17-jährigen Mädchen und Jugendlichen zu verzeichnen: Wurden 2003 noch rund 3.000 Personen aus dieser Altersgruppe stationär behandelt, waren es 2023 mit etwa 6.000 doppelt so viele, wie aus der Mitteilung des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Betrachtet man die Gesamtheit der Patientinnen und Patienten mit Essstörung ist auch der Anteil der 10- bis 17-jährigen Mädchen und Jugendlichen gestiegen: von 23,4 Prozent im Jahr 2003 auf 49,3 Prozent im Jahr 2023.

Die Gesamtzahl von Klinik-Fällen mit Essstörung sei dagegen relativ konstant. Insgesamt waren es 2023 rund 12.100 Patientinnen und Patienten mit der Diagnose. Das ist sogar etwas weniger als 2003. Damals gab es 12.600 Fälle. Nur rund sechs Prozent der Patientinnen und Patienten seien 50 Jahre und älter.

78 Personen starben 2023 infolge einer Essstörung

Die am häufigsten behandelte Essstörung war 2023 mit drei Vierteln der Fälle Magersucht (76 Prozent), gefolgt von Bulimie (11,1 Prozent). Ein durchschnittlicher Krankenhausaufenthalt bei der Therapie einschlägiger Störungen lag bei 53,2 Tagen. Das waren 46 Tage mehr als der Durchschnitt aller Krankenhausaufenthalte.

Die Zahl der Menschen, die an den Folgen einer Essstörung sterben, schwankt den Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge von Jahr zu Jahr stark. Im Jahr 2023 waren es 78. Im Jahr 2008 waren 100 Todesfälle auf die Erkrankung zurückgeführt worden, der Höchststand des 20-Jahre-Zeitraums.

Weniger als sieben Prozent Männer

Studien belegen, dass die "klassischen" Essstörungen überwiegend bei Frauen diagnostiziert werden: Dazu zählt neben Bulimie und Magersucht auch die sogenannte Binge-Eating-Störung, also ein Verlust von Kontrolle über das Essverhalten. Männer machen nur sieben Prozent aller behandelten Fälle aus, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.

Typisch bei Männern ist laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) zudem die Muskelsucht, die eng mit einem krankhaften Essverhalten einhergeht, genau genommen aber zu den körperdysmorphen Störungen zählt. Sie werden auch "Entstellungssyndrom" genannt: Betroffene nehmen ihren Körper auch dann noch als zu schmächtig wahr, wenn sie längst wie ein Bodybuilder aussehen.

Essstörungen werden bei männlichen Patienten oft erst spät oder gar nicht erkannt - obwohl es sich um ernste Erkrankungen handelt. Die BzgA nennt auf ihrer Homepage verschiedene Ursachen: Als "starkes Geschlecht" glauben Männer oft, keine Schwäche zeigen zu dürfen. Sie haben tendenziell größere Schwierigkeiten als Frauen, anderen und sich selbst gegenüber Probleme zuzugeben.

Hilfe suchen und finden

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) informiert auf ihrer Webseite zu Möglichkeiten der Beratung und Hilfe (externer Link).

Als besonders gefährdet gelten laut BzgA Menschen mit geringem Selbstwert, dem Hang zum Perfektionismus und ausgeprägter Unzufriedenheit mit sich und dem eigenen Körper.

Mit Informationen von KNA und dpa

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