Macron, Starmer und Merz an einem Tisch. (Archivbild)
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Macron, Starmer und Merz organisieren die Videokonferenz der Ukraine-Unterstützer nach dem Gipfel von Trump und Putin. (Archivbild)
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Macron, Starmer und Merz organisieren die Videokonferenz der Ukraine-Unterstützer nach dem Gipfel von Trump und Putin. (Archivbild)

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Nach Alaska-Gipfel: Europa ringt um Kurs im Ukraine-Krieg

Nach Alaska-Gipfel: Europa ringt um Kurs im Ukraine-Krieg

Nach dem Alaska-Gipfel von Trump und Putin beraten Europas Spitzenpolitiker über den Ukraine-Krieg. Kanzler Merz zeigt sich offen für Verhandlungen ohne vorherigen Waffenstillstand – Außenminister Wadephul hält dagegen an den bisherigen Plänen fest.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die europäischen Unterstützer der Ukraine beraten nach dem Treffen von US-Präsident Donald Trump mit Kreml-Chef Wladimir Putin unter schwierigen Vorzeichen über das weitere Vorgehen. Die Videokonferenz der "Koalition der Willigen" am Sonntagnachmittag wird von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britische Premierminister Keir Starmer organisiert.

  • Zum Artikel: Gipfel laut Trump und Putin "konstruktiv" - aber keine Details
  • Unklare Zugeständnisse nach Gipfeltreffen in Alaska

    Trump hatte Putin am Freitag zu einem Gipfeltreffen in Alaska empfangen und seinem diplomatisch weitgehend isolierten Gast dabei buchstäblich den roten Teppich ausgerollt - obwohl gegen Putin ein internationaler Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen vorliegt. Konkrete Gesprächsinhalte gaben die beiden danach nicht preis. Allerdings kassierte Trump seine bisherige Forderung nach einem Waffenstillstand vor etwaigen Friedensverhandlungen wieder ein - und schwenkte damit auf Putins Linie ein, ohne dass der russische Präsident selbst sichtbare Zugeständnisse gemacht hätte.

    Unklar ist zudem, inwieweit Trump bei der Frage von ukrainischen Gebietsabtretungen auf Putins Linie eingeschwenkt sein könnte. Ein mit dem Inhalt der Gespräche der beiden Präsidenten im US-Bundesstaat Alaska vertrauter Insider sagte am Samstag der Nachrichtenagentur "AFP", Putin verlange, "dass die Ukraine den Donbass verlässt" - und Trump sei "geneigt", diese Forderung zu unterstützen. Ähnliches berichtet auch die "New York Times".

    Keine Zugeständnisse Kiews – Trump drängt auf "Deal"

    Putin soll vorgeschlagen haben, dass im Gegenzug für den ukrainischen Rückzug aus dem Donbass die Frontlinien in den Regionen Cherson und Saporischschja eingefroren werden sollten. Der ukrainische Präsident Selenskyj habe bei seinem Telefonat mit Trump nach dem Gipfel einen ukrainischen Rückzug aus dem Donbass jedoch abgelehnt.

    Zwar wurde das aus Sicht der Europäer schlimmste Szenario, ein Deal über den Kopf der Ukrainer hinweg, vorerst nicht zur Realität. Doch die Ernüchterung nach den intensiven Absprachen im Vorfeld - auch mit Trump - war deutlich spürbar. Putin durfte am Rednerpult neben seinem Gastgeber einmal mehr deutlich machen, dass für einen stabilen Frieden zuallererst die Grundursachen des Konflikts beseitigt werden müssten, so wie er sie definiert. Trump ließ das unwidersprochen - und betonte später in einem TV-Interview, er rate Selenskyj dazu, einem "Deal" mit dem militärisch überlegenen Angreifer zuzustimmen.

    Merz offen für Verhandlungen auch ohne Waffenstillstand

    Nach dem Gipfel informierte Trump die wichtigsten europäischen Staats- und Regierungschefs am Samstagmorgen über sein Gespräch mit Putin. Darin habe Trump erfreulicherweise nicht einen einzigen der vorher von den Europäern und Selenskyj festgelegten fünf Kernpunkte infrage gestellt, sagte Bundeskanzler Friedrich Merz in einem ZDF-Interview.

    Mittlerweile hält der CDU-Vorsitzende auch Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland ohne vorherigen Waffenstillstand für vertretbar - vorausgesetzt, es komme schnell zu einem Abkommen. Außenminister Johann Wadephul hält derweil an dem bisherigen Ziel fest. "Natürlich ist eine allererste Voraussetzung auch für alles Weitere, dass jetzt der Waffenstillstand recht schnell kommt", sagte der CDU-Politiker in den ARD-"Tagesthemen".

    In der Schalte mit Trump sei es auch um mögliche territoriale Zugeständnisse an Russland gegangen, sagte Merz. Gebietsabtretungen im Gegenzug für ein Ende des russischen Angriffskriegs schien er dabei prinzipiell nicht auszuschließen: "Keine territorialen Zugeständnisse, bevor es nicht einen Friedensvertrag gibt", umriss Merz die Vorgabe in einem ARD-"Brennpunkt". Spätestens mit einem solchen Friedensvertrag müssten dann auch Sicherheitsgarantien für die Ukraine in Kraft treten. Dass auch die USA bereit seien, sich an solchen Sicherheitsgarantien zu beteiligen, bezeichnete Merz als gute Nachricht.

    Selenskyj-Besuch in Washington geplant

    Allerdings ließ der Kanzler auch leise Kritik an der Inszenierung des Alaska-Gipfels und der Aufwertung Putins durchklingen. "Es war ein großes Protokoll. Die Presse in Russland jubelt. Ein bisschen weniger wäre auch genug gewesen."

    Wie es nun weitergeht, dürfte maßgeblich davon abhängen, wie Selenskyjs Besuch in Washington verläuft - und mit welchen Forderungen er dort konfrontiert wird. Im Februar war sein Treffen mit Trump im Weißen Haus vor laufenden Kameras eskaliert.

    Mit Informationen von dpa und AFP

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