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Screenshot Instagram: Ausschnitt aus dem Video des Taxifahrers

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Nach Beschimpfungen im Taxi – ein Verfahren eingestellt

Nach Beschimpfungen im Taxi – ein Verfahren eingestellt

Ein Fahrgast beschimpft und beleidigt einen Münchner Taxifahrer rassistisch – und zeigte den Fahrer an. Nun wurde das Verfahren gegen den Taxifahrer eingestellt. Die jüngsten Zahlen zeigen: Islamfeindliche Straftaten in Bayern nehmen stark zu.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Ein Fahrgast beschimpfte den Münchner Taxifahrer Mohammed H. als "Araber-Gschwerl" und "Vollidiot". Der Taxifahrer fuhr mit dem Mann zur Polizei und stellte Anzeige unter anderem wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Beleidigung. Auch der Fahrgast stellte Anzeige gegen den Taxifahrer – wegen Freiheitsberaubung. Nun stellte die Staatsanwaltschaft München I das Ermittlungsverfahren gegen den Taxifahrer ein. BR24 liegt das Schreiben der Staatsanwaltschaft vor. "Ich bin sehr froh, dass das Verfahren gegen mich eingestellt ist und sehr dankbar", sagt Mohammed H. BR24.

Das Video ist inzwischen rund ein Jahr alt, wurde aber erst vor wenigen Wochen auf Instagram hundertfach geliked und kommentiert, nachdem es von einem Account geteilt wurde, der sich mit Rassismus befasst. Der Taxifahrer hatte zuvor selbst versucht, auf seine Erfahrung aufmerksam zu machen. Doch sein Video sei von TikTok gelöscht worden, hatte er damals erzählt.

Fahrgast beschimpft und beleidigt Taxifahrer

In dem Video ist zu sehen, wie der bayerisch sprechende Fahrgast den Fahrer bei der Heimfahrt von einem Club aus der Münchner Innenstadt unter anderem als "Araber-Gschwerl", "Vollidiot", "dummen Hurensohn" und "scheiß hässlichen Sozialempfänger" beschimpfte und sagte: "Ich bin so froh, wenn wir euch Wichser aus Deutschland wieder raus haben" und "Du hast in unserem Land nichts zu melden, du blödes Arschloch". Der Taxifahrer, der seit 20 Jahren in Deutschland lebt, nahm die Beschimpfungen mit dem Handy auf, was den Mann aber nicht davon abhielt, ihn weiter zu beleidigen.

Auch der Taxifahrer hatte Anzeige gegen den Fahrgast erstattet, unter anderem wegen Beleidigung und Bedrohung. Die Anzeige liegt BR24 vor. Zum Stand dieser Ermittlungen konnte der Taxifahrer nichts sagen. Die Staatsanwaltschaft war zunächst nicht zu erreichen.

Immer mehr islamfeindliche Straftaten

Hass gegen Muslime – kein Einzelfall: Erst am Sonntag wurde bekannt, dass die Zahl der islamfeindlich motivierten Straftaten sich in Bayern in den vergangenen drei Jahren mehr als verdreifacht hat. Dies ging aus Antworten des Innenministeriums auf eine Landtags-Anfrage der Grünen hervor. Demnach wurden im vergangenen Jahr 213 islamfeindlich motivierte Straf- und Gewalttaten in Bayern erfasst. Im Jahr 2023 waren es 171 gewesen, 2022 waren es 66. Mehr als 80 Prozent der islamfeindlichen Straftaten, darunter fast sämtliche Gewaltdelikte, würden von rechtsextremen Tätern begangen.

Grünen-Politiker Bozoglu: "Islamfeindlichkeit in Bayern explodiert"

"Diese Zahlen senden eine traurige Botschaft: Nicht nur explodiert die Islamfeindlichkeit in Bayern regelrecht, sondern es sind vor allem Rechtsextreme, die unsere muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger bedrohen", sagte der Grünen-Abgeordnete Cemal Bozoglu. "Dieser Hass gegen Menschen aufgrund ihres Glaubens ist alarmierend und muss genauso energisch bekämpft werden wie jede andere Form von Hasskriminalität, die Menschen in unserer Gesellschaft trifft."

Ein wichtiger Schritt sei, dass alle Delikte dokumentiert würden. Nötig seien deshalb mehr Anlauf- und Beratungsstellen für Betroffene. Konkret fordern die Grünen unter anderem eine landesweite Antidiskriminierungsstelle, eigene Ansprechpersonen bei Staatsanwaltschaften und Polizei sowie einen zentralen Beauftragten der bayerischen Justiz für rassistische und antimuslimische Hassdelikte.

Zur besseren Erfassung antimuslimischer Straf- und Gewalttaten brauche es zudem eine zivilgesellschaftliche Recherche- und Monitoringstelle in Bayern – ähnlich wie es sie für antisemitische Vorfälle gibt. Nötig seien auch flächendeckend Anlauf- und Beratungsstellen für Opfer rassistischer und antimuslimischer Straftaten.

Mit Informationen von dpa

Zum Video: Rassismus

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