Laurent Freixe auf der Nestle-Hauptversammlung 2025
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Erst unter Beobachtung, jetzt gefeuert: Laurent Freixe auf der Nestle-Hauptversammlung 2025
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Erst unter Beobachtung, jetzt gefeuert: Laurent Freixe auf der Nestle-Hauptversammlung 2025

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Nestlé-Chef wegen Liebesbeziehung gekündigt

Nestlé-Chef wegen Liebesbeziehung gekündigt

Laurent Freixe, Chef des Lebensmittel-Multis Nestlé, ist seinen Job los. Grund: seine Beziehung mit einer Mitarbeiterin. Ein Nachfolger steht fest, die Aktie steht dennoch unter Druck. Und es steht die Frage im Raum: Was ist im Büro erlaubt?

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Ein Jahr nach seinem Amtsantritt muss Nestlé-Konzernchef Laurent Freixe schon wieder gehen. Freixe wurde entlassen, weil er eine "romantische Beziehung" zu einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin nicht offengelegt habe, teilte der Schweizer Nahrungsmittelriese mit. Damit habe er interne Richtlinien verletzt.

Nachfolger steht fest - Aktienkurs sackt dennoch ab

Nachfolger wird Philipp Navratil, der bisher das Geschäft mit dem Konzernbereich Nespresso leitete und in der Konzernleitung sitzt. Der schweizerisch-österreichische Doppelstaatler Navratil sei "bekannt für seine dynamische Präsenz" und inspiriere seine Teams mit einem inklusiven Führungsstil, lässt sich der Verwaltungsratsvorsitzende Paul Burcke in der Medienmitteilung zitieren. Im Übrigen wolle man an der bisherigen Strategie und auch an den Finanzzielen festhalten, allenfalls noch schneller wachsen.

Die Börse reagierte gleichwohl irritiert. Im frühen Handel gaben die Nestlé-Aktien um mehr als zwei Prozent nach. Analysten von JPMorgan zeigten sich besorgt. Und Jon Cox, Analyst bei Kepler Cheuvreux äußerte: "Dies ist nicht die Art von Nestlé, die Dinge zu regeln, zwei Chef-Ablösungen in etwas mehr als einem Jahr zu haben."

Affäre schon seit dem Frühjahr bekannt

Einer mit der Situation vertrauten Person zufolge wurde Nestlé bereits im Frühjahr über eine interne Whistleblower-Hotline auf die Beziehung hingewiesen. Eine interne Untersuchung habe keine Belege ergeben, Freixe selber habe verneint, dass er eine Beziehung zu einer Unterstellten unterhalte. Nach einer externen Untersuchung und weiteren internen Meldungen habe Nestlé dann gehandelt, so die Person. Freixe erhalte kein Abgangspaket, erklärte ein Firmensprecher.

Erinnerung an "Coldplay-Gate"

Der größte Industriekonzern der Schweiz, zu dessen Imperium zahlreiche Marken gehören - etwa Alete-Babynahrung, Buitoni-Soßen, Kitkat-Riegel, Maggi, Nescafé, Perrier und Schöller-Eis - steht immer wieder in der Kritik; wegen der Ausbeutung von Trinkwasservorräten ebenso wie wegen Geschäftsbeziehungen nach Russland und der Nähe zu Politikern wie der Bundestagspräsidentin und Ex-Verbraucherschutzministerin Julia Klöckner.

Der aktuelle Fall nun sorgt besonders für Social-Media-Schlagzeilen und erinnert an ein anderes Vorkommnis in diesem Sommer: Die Band Coldplay hatte bei einem Konzert nahe Boston die Kameraleute gebeten, ins Publikum zu filmen. Als sich eine Frau auf dem großen Bildschirm sah, drehte sie sich erschrocken weg, ebenso der Mann, der sie im Arm hielt. Es stellte sich heraus: Der Mann war Andy Byron, CEO der Firma Astronomer, Inc. und verheiratet - aber nicht mit der Frau auf dem Bildschirm, seiner Personalchefin. Zahlreiche Memes, Parodien und Screenshots der schockierten Gesichter fluteten global die sozialen Medien.

Liebe am Arbeitsplatz: die Rechtslage in Deutschland

Für viele stellt sich die Frage: wo endet beim Thema Liebe am Arbeitsplatz eigentlich die Romantik, ab wann wird es rechtlich relevant? Birgit Eger aus der ARD-Verbraucherredaktion kennt die Rechtslage.

Vorweg: In Deutschland ist Liebe am Arbeitsplatz Privatsache und muss auch nicht offenbart werden. Grundlage ist Artikel Zwei des Grundgesetzes, welcher jeder und jedem das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit zubilligt. Das erfuhr 2005 die amerikanische Supermarktkette Walmart, die versucht hatte, die amerikanischen Ethikregeln auch in den deutschen Filialen durchzusetzen und vor Gericht scheiterte. Ein pauschales Verbot einer Beziehung im Job ist also unwirksam.

Doch auch hierzulande gibt es Grenzen. So darf es keine Störung des Betriebsfriedens geben. Wer im Büro Zärtlichkeiten austauscht oder sich zofft, wer Liebesbriefe über die Firmen-Mail austauscht oder den Partner bei der Arbeit bevorzugt, muss auch in Deutschland mit Abmahnung, Versetzung und äußerstenfalls Kündigung rechnen.

Thema Machtmissbrauch

Kompliziert wird es bei sexuellen Beziehungen zwischen einer Führungskraft und einem oder einer Untergebenen. Wurde Macht ausgenutzt, geht es um sexuelle Belästigung? Wird jemand schneller befördert, weil er/sie sich zu gut mit dem Chef versteht? In so einem Fall kann dem oder der Vorgesetzten wegen Pflichtverletzung gekündigt werden - vorausgesetzt, die Verfehlungen lassen sich nachweisen. Betroffene sollten sich zunächst an den Betriebsrat wenden; wenn es im Betrieb einen gibt. Ansonsten bleibt oft nur der Gang zum Rechtsanwalt und letztlich vor Gericht.

Mit Informationen von dpa und Reuters

Im Audio: Liebe am Arbeitsplatz – Drei Fragen, drei Antworten

Symbolbild: Liebe am Arbeitsplatz
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Liebe am Arbeitsplatz: Drei Fragen, drei Antworten

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