"Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene" – so hat Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sein Reformprogramm für die Bahn überschrieben. Dass es dabei vor allem an der Pünktlichkeit seiner Züge hapert, scheint dem Minister klar zu sein.
Seine Pressekonferenz in Berlin eröffnete er mit den Worten: "Anfang Juli 2025 gab es zum ersten Mal drei Tage in Folge, an denen weniger als 40 Prozent der Züge pünktlich waren." In seiner Agenda [externer Link] spricht er davon, dass die Pünktlichkeitsquote bis 2029 bei 70 Prozent liegen soll. Bisher hatte sich die Bahn dieses Ziel bis 2026 gesteckt.
Kunden wünschen sich mehr Zuverlässigkeit
Hört man sich am Bahnhof um, ist die Pünktlichkeit eines der ersten Probleme, das Bahnreisende angeben. Man müsse sich mehr darauf verlassen können, erklärt eine ältere Dame am Augsburger Hauptbahnhof. Ein Herr aus Schwabmünchen berichtet, dass es bei ihnen am Bahnhof jetzt zwar einen Aufzug gäbe, der funktioniere aber nicht. Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwägen kämen nicht weiter. Und ein junger Fahrgast ergänzt, dass er aktuell riesig enttäuscht sei: Er pendle alle zwei Wochen nach Karlsruhe. Normalerweise dauere die Fahrt zwei Stunden. Jetzt aber dauere sie wegen einer Baustelle dreieinhalb Stunden. Und den Wohnort seiner Eltern erreiche er mit dem Zug derzeit überhaupt nicht.
Bahn scheint viele Probleme erkannt zu haben
Laut Bahn-Agenda sollen in den kommenden zehn Jahren auch 1.000 Bahnhöfe in Deutschland saniert und barrierefrei ausgebaut werden. Ebenso soll die Sauberkeit in Toiletten verbessert und durch mehr Personal und Video-Überwachung die Sicherheit in Zügen und auf Bahnhöfen gesteigert werden.
Und auch beim Wunsch nach mehr Zuverlässigkeit, will die Deutsche Bahn nachschärfen. Durchsagen an Bahnsteigen und Informationen in der App DB Navigator – beispielsweise zu Zugausfällen und Ersatzverkehr – sollen besser aufeinander abgestimmt werden. Dazu soll auch der Ausbau des 5G Netzes beitragen.
Fahrgastverband: Es müssen konkrete Pläne folgen
Lukas Iffländer, Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn in Bayern, sieht die angekündigten Maßnahmen erst einmal positiv. Gerade an den mittleren Umsteigeknoten wie beispielsweise Weiden in der Oberpfalz, Schwandorf oder Hersbruck (rechts der Pegnitz) könne man direkt mit einer Sanierung loslegen und auch die Barrierefreiheit ausbauen. Auch, dass die Bahn zusätzliches Personal für mehr Sicherheit einstellen will, sei ein ganz wichtiger Punkt, so Iffländer. Dass die Bahn ihre eigenen Pünktlichkeitsziele nach unten korrigiert, wertet er als längst fällige Ehrlichkeit.
Sanierung des Streckennetzes dauert länger als geplant
Wirklich weh tun werde jedoch die Sanierung des Streckennetzes, so Iffländer. Hier habe Bayern mit den Korridoren Nürnberg-Regensburg-Passau und München-Rosenheim-Salzburg die schwierigsten Strecken bundesweit. Die bis 2030 geplanten Sanierungen verzögerten sich jetzt. Da an diesen Stellen auch leistungsfähige Umleitungsstrecken fehlten, müssten die Strecken während der Sanierung bis zu fünf Monate ausfallen.
Und ein wichtiger Aspekt fehlt Lukas Iffländer in der Bahn-Agenda komplett: Zu geplanten Ausbaustrecken hätte sich die Deutsche Bahn bisher gar nicht geäußert. Dabei gehörten Strecken wie Hof-Regensburg und auch München-Mühldorf-Freilassing dringend ertüchtigt.
Bayerns Verkehrsminister Bernreiter sieht Bahn auf Kurs
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) reagierte positiv auf die in Berlin vorgestellte Agenda. Der Bundesverkehrsminister habe die richtigen Themen vorgegeben. Der Konzern müsse sich endlich darauf konzentrieren, Reisende sicher, zuverlässig und pünktlich von A nach B zu bringen. Bei ihm kämen täglich Beschwerden über unangekündigte Zugausfälle an. Daran müsse die Bahn jetzt wirklich massiv arbeiten.
Wann werden Fahrgäste Verbesserungen merken?
Laut Bundesverkehrsministerium soll mit der Umsetzung der Maßnahmen sofort begonnen werden. Bleibt abzuwarten, wann Fahrgäste konkret Verbesserungen erleben. An vielen Stellen laufe es aber auch jetzt schon ganz gut, schildern Augsburger Fahrgäste: "Ich finde es nicht dreckig und ich fühle mich auch sicher", beschreibt eine Dame ihre Eindrücke. Und ein Herr ergänzt: "Wenn ich einen guten Zugbegleiter habe, der mir bei Ausfällen relativ zeitnah sagt, welche Alternativen es gibt, dann komme ich damit klar."
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