Das von einer russischen Drohne zerstörte Dach eines Wohngebäudes in Wyryki, Ostpolen.
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Das von einer russischen Drohne zerstörte Dach eines Wohngebäudes in Wyryki, Ostpolen.
Bildrechte: Wojtek Jargilo/PAP/dpa
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Das von einer russischen Drohne zerstörte Dach eines Wohngebäudes in Wyryki, Ostpolen.

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Polen schießt erstmals russische Drohnen im eigenen Luftraum ab

Polen schießt erstmals russische Drohnen im eigenen Luftraum ab

Bei russischen Luftangriffen auf die Ukraine sind laut polnischer Armee mehr als ein Dutzend Drohnen in Polens Luftraum eingedrungen. Einige wurden abgeschossen, eine soll ein Haus getroffen haben. Polen beantragt ein Nato-Treffen zum Bedrohungsfall.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Nachrichten am .

Die polnische Armee spricht von einem "Akt der Aggression, der eine reale Bedrohung für die Sicherheit der Bevölkerung dargestellt hat": Mehr als ein Dutzend Drohnen seien während russischer Angriffe auf die Ukraine in der Nacht auf Mittwoch in den polnischen Luftraum eingedrungen. Ein Teil der Flugkörper sei von polnischen Kampfjets abgeschossen worden.

Im ostpolnischen Wyryki schlug laut dem polnischen Sender Polsat News eine Drohne in ein Wohnhaus ein. Verletzt wurde nach bisherigem Stand niemand. Ministerpräsident Donald Tusk beantragte nach einer Krisensitzung der Regierung Nato-Konsultationen nach Artikel 4. Dieser sieht Beratungen vor, wenn sich ein Staat von außen gefährdet sieht.

Mehrfach russische Drohnen im polnischen Luftraum

Es ist das erste Mal seit Beginn des russischen Angriffskrieges 2022, dass Warschau gegen russische Flugkörper im eigenen Luftraum einschreitet. In den vergangenen Wochen waren dort mehrfach Drohnen eingedrungen und abgestürzt.

"Dies ist der erste Fall, in dem russische Drohnen über dem Gebiet eines Nato-Staates abgeschossen wurden, weshalb alle unsere Verbündeten die Situation sehr ernst nehmen", sagte Tusk nach einer Krisensitzung der Regierung. Er sei im ständigen Kontakt mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte und den anderen Bündnispartnern. "Wir haben es höchstwahrscheinlich mit einer Provokation im großen Maßstab zu tun."

EU und Ukraine sind alarmiert

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sprach auf X von der "schwerwiegendsten Verletzung des europäischen Luftraums durch Russland seit Kriegsbeginn". Es gebe Anzeichen dafür, "dass dies absichtlich und nicht zufällig geschehen ist". Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilte Russland für die "beispiellose" Verletzung des polnischen Luftraums und sicherte Polen Solidarität zu.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte den Vorfall einen "äußerst gefährlichen Präzedenzfall für Europa".

Mehrere Flughäfen vorübergehend geschlossen

Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz teilte mit, die Heimatschutz-Einheiten der Armee seien angewiesen, am Boden nach Trümmern der abgeschossenen Drohnen zu suchen. Er appellierte an die Bürger, sich diesen Trümmern nicht zu nähern und im Falle eines Fundes die Polizei zu informieren.

Mehrere Flughäfen wurden zeitweise geschlossen. In Warschau, Modlin und Rzeszow wurde der Flugbetrieb nach Angaben der Luftsicherung inzwischen wieder aufgenommen. Der Airport in Lublin bleibe aber zunächst geschlossen, sagt ein Sprecher der Behörde dem Fernsehsender TVN24.

Härteres Vorgehen war angekündigt

Der Verteidigungsminister Polens hatte bereits am Dienstag angekündigt, dass Drohnen zukünftig abgeschossen werden könnten, wenn dies vertretbar sei. Die Entscheidung darüber müsse die Armee im Einzelfall treffen. 

Das EU- und Nato-Mitglied Polen ist ein wichtiger politischer und militärischer Verbündeter der von Russland angegriffenen Ukraine. Das Land hat auch eine zentrale Funktion als logistische Drehscheibe für die Militärhilfe des Westens für Kiew. Polen fühlt sich auch selbst von Russland bedroht und rüstet massiv auf.

Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP

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