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Putins Partner: Welche Rolle spielt Nordkorea im Ukraine-Krieg?

Putins Partner: Welche Rolle spielt Nordkorea im Ukraine-Krieg?

Zuerst Munition, und jetzt wohl auch Soldaten: Nordkorea leistet Russland offenbar Truppenhilfe im Angriffskrieg gegen die Ukraine, der Westen ist alarmiert. Welche Ziele verfolgen Kim und Putin? Eine Analyse.

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Es gebe Beweise, dass nordkoreanische Soldaten in Russland seien, erklärten die Nato und die USA am Mittwoch übereinstimmend. Die Vermutung: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un wolle mit rund 10.000 Soldaten Putins Krieg gegen die Ukraine unterstützen.

Es war der südkoreanische Geheimdienst, der die erkennbaren Anzeichen für die Entsendung nordkoreanische Einheiten nach Russland entdeckte: Vom 8. bis 13. Oktober hätten Kriegsschiffe der russischen Pazifikflotte 1.500 nordkoreanische Elitesoldaten nach Wladiwostok gebracht. Dort seien die Nordkoreaner vor ihrem Kampfeinsatz mit russischen Uniformen, Waffen und gefälschten Personaldokumenten ausgestattet worden.

Inzwischen, so berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf südkoreanische Parlamentsabgeordnete nach einem Geheimdienst-Briefing, seien bereits 3.000 Soldaten nach Russland entsandt worden. Bis Dezember würde die Gesamtgröße des nordkoreanischen Truppenkontingents von rund 10.000 Mann erreicht werden. Russland habe eine "große Anzahl" von Dolmetschern für die nordkoreanischen Soldaten abgestellt, um sie im Gebrauch von modernen Waffensystemen wie Drohnen zu trainieren. Die russischen Ausbilder seien zu dem Ergebnis gekommen, so zitiert Reuters den südkoreanischen Abgeordneten Lee Seong-kweun, "dass das nordkoreanische Militär über hervorragende physische und moralische Eigenschaften verfügt, aber es fehlt ihm an Verständnis für moderne Kriegsführung wie Drohnenangriffe."

Nordkorea nutzt Ukraine-Krieg, um Putins Partner zu werden

Nordkoreas Militär mit rund 1,2 Millionen Soldaten verfügt vor dem Ukraine-Krieg über ein sehr großes Arsenal an Artilleriemunition. Das Regime von Machthaber Kim Jong Un war außenpolitisch nahezu vollkommen isoliert. Es stand jahrzehntelang unter strengen Sanktionen des UN-Sicherheitsrates wegen des nordkoreanischen Nuklear- und Rüstungsprogramms. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wurden die gewaltigen Munitionsbestände Nordkoreas für die russische Führung äußerst interessant.

Seit letztem Jahr traf Putin zweimal mit Kim Jong Un zusammen. Beide unterzeichneten im Juni 2023 in Pjöngjang einen Vertrag, mit dem eine enge militärische und wirtschaftliche Kooperation vereinbart wurde. Danach setzte nach Informationen südkoreanischer Militärkreise ein massiver Munitionsstrom von Nordkorea nach Russland ein. So habe Nordkorea seit August letzten Jahres mehr als 13.000 Schiffscontainer mit Artilleriemunition, Panzerabwehr-Raketen und Kurzstreckenraketen geliefert. Das entspräche rund der Hälfte der gesamten Artilleriemunition, die die russischen Invasionstruppen auf die ukrainischen Streitkräfte abfeuern würde.

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

Jetzt also nordkoreanische Soldaten – ein Wendepunkt?

Die große Besorgnis, mit der die westlichen Unterstützerstaaten der Ukraine auf die Entsendung nordkoreanischer Einheiten nach Russland reagieren, basiert auf zwei Annahmen: Putin sei um jeden Preis bemüht, angesichts von über 600.000 gefallenen sowie verwunderten russischen Soldaten eine weitere Mobilmachung zu vermeiden.

Daher, so fasst die "New York Times" die Einschätzungen von Russland- und Nordkorea-Experten zusammen, greife Putin "nun zu Söldnertruppen, die von demselben Land geliefert werden, das ihm mehr als eine Million Artilleriegeschosse verkauft hat, von denen viele defekt sind."

Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hingegen befinde sich zum ersten Mal in einer komfortablen Lage, da er über Menschen und Munition verfüge, "für die eine große Macht zu zahlen bereit ist". Was Putin im Gegenzug liefern werde? Amerikanische Geheimdienste vermuteten, dass es unter anderem um russische Technologie und Kenntnisse auf dem Gebiet der Interkontinentalraketen gehen dürfte. Kim Jong Un setzt seit langem darauf, über atomar bestückte Interkontinentalraketen zu verfügen, die amerikanische Städte erreichen könnten.

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