Ärzte über den Wolken - Rettungseinsatz im Ambulanzflugzeug
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Rettungsassistent Mark Lavery im Einsatz

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Schwerverletzt im Urlaub? So arbeiten die Ärzte über den Wolken

Schwerverletzt im Urlaub? So arbeiten die Ärzte über den Wolken

Wenn deutsche Urlauber im Ausland verunglücken, rückt oft das Team der Ambulanzflieger aus. Ausgestattet wie eine Intensivstation fliegen sie tausende Kilometer, um schwerverletzte Patienten zurückzuholen. Kontrovers – Die Story hat sie begleitet.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Nur ein Augenblick – und die Pläne des 57-jährigen Salvatore stehen kopf: Er liegt auf dem Boden, hat Schmerzen, ist verletzt. Er hatte einen Unfall, kann seinen Rückflug aus dem Urlaub nicht wie geplant antreten: "Ich war im Dunkeln mit dem Roller unterwegs, so eine kleine Kurve. Dann habe ich vielleicht gebremst oder so und dann bin ich weggerutscht."

Was danach war – daran kann sich Salvatore nicht mehr erinnern. Wer, wie er, im Urlaub erkrankt oder sich verletzt und entsprechend versichert ist, kann von einem Ambulanzflugzeug aus dem Ausland abgeholt werden. Doch wie läuft eine solche Rettung ab? Kontrovers – Die Story hat ein Rettungsteam begleitet.

Krankentransport über den Wolken

Der ADAC hat vier Flugzeuge in der Ambulanzflotte, die in Nürnberg stationiert sind. Am Morgen bereitet sich das fünfköpfige Team, bestehend aus zwei Piloten, zwei Notfallsanitätern und Ärztin Stefanie Ludwig, am Nürnberger Flughafen auf ihre Mission vor. In wenigen Minuten heben sie ab, um Patienten aus dem Ausland abzuholen.

Anders als einem Passagierflugzeug ähnelt der Flieger einem Rettungswagen und ist im Grunde genommen eine mobile Intensivstation. Alles, was an Bord ist, ist speziell auf die angekündigten Patienten angepasst. Denn, anders als an Land, kann das Flugzeug sich fehlendes Material nicht mal eben in einer Klinik abholen.

Die Kontrovers-Reportage im Video: "Ärzte über den Wolken: Rettungseinsatz im Ambulanzflugzeug"

Fliegende Intensivstation

Knapp 3.000 Kilometer wird das Team um Stefanie Ludwig heute zurücklegen. Zwar erhalten sie vorab Informationen über die Patienten und ihren Zustand – doch nicht immer ist dieser auch so gut, wie angegeben. Wird heute alles gelingen? Neben Salvatore holt das Team noch zwei weitere Patienten zurück nach Deutschland. Bis zu drei Menschen können sie im Flugzeug liegend transportieren.

Ärztin Stefanie Ludwig fliegt bereits seit 14 Jahren im Ambulanzflieger mit. Dafür wird sie von der Uniklinik Erlangen abgestellt. "Man hat eben auch medizinische Herausforderungen, die man neu lösen muss", sagt sie dem Team von Kontrovers – Die Story. Aus Erfahrung weiß sie, dass nicht immer alles funktioniert.

Sind die Patienten transportfähig?

Zweieinhalb Stunden nach dem Start in Nürnberg steht der Landeanflug auf die italienische Großstadt Foggia an. Hier sollen Salvatore sowie ein weiterer Mann nach einem schweren Herzinfarkt abgeholt werden. Mehrere Knochenbrüche hat Salvatore davongetragen, das wissen die Ärzte aus Deutschland bereits.

Doch ob der Krankentransport gleich reibungslos klappt, hängt von wesentlichen Fragen ab: Sind die Patienten da? Sind sie fit genug für Transport und Reise? Je nach Reiseland ist die gesundheitliche Versorgung nicht immer angemessen gewährleistet. Das hat Auswirkungen auf die Vorbereitung der Patienten.

Schon kurz nach der Landung sieht Ludwig die Fahrzeuge der italienischen Ambulanz. In einem der Krankenwagen auf dem Rollfeld liegt Salvatore. Gemeinsam mit ihren italienischen Kollegen muss die Ärztin nun Vitalwerte wie Puls und Sauerstoffsättigung im Blut prüfen. Erst wenn medizinisch nichts gegen einen Transport spricht, können die Patienten in den Flieger eingeladen werden.

Vorfreude auf zu Hause: "Gott sei Dank"

Nach einigen Transportmanövern konnte Salvatore erfolgreich in den Flieger eingeladen werden. Für ihn ist es ein besonderer Flug, denn statt einfach nur Passagier ist er heute Patient. Das Team um die Erlanger Ärztin Stefanie Ludwig wird ihn zurück nach Deutschland transportieren.

Er freut sich auf Deutschland und auf zu Hause: "Gott sei Dank. Das ist die beste Reise", sagt er. Noch einmal checkt das medizinische Team an Bord alle Werte der beiden Patienten.

Urlaubszeit: Hochsaison für Ambulanzflieger

Erst dann startet die Maschine. Sie wird noch einen weiteren Patienten in Kroatien abholen, bevor sie den Rückflug nach Deutschland antritt.

Wenngleich die ADAC-Fliegerflotte in Nürnberg stationiert ist, wird die fliegende Intensivstation vorab Flughäfen in der Nähe der Patientenwohnorte ansteuern. So können diese heimatnah weiterbehandelt werden, sofern notwendig.

Nach knapp 12 Stunden endet der heutige Einsatztag des fünfköpfigen Teams. Doch die nächsten Patienten warten bereits an ihrem Urlaubsort auf die fliegende Intensivstation. Denn gerade die Urlaubszeit ist Hochsaison für die Ambulanzflieger.

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