Das US-Justizministerium hat mit der Freigabe den Ermittlungsakten zum Fall des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein begonnen. Tausende Dokumente und Fotos sind auf der Webseite des Ministeriums einsehbar, darin enthalten sind zum Teil geschwärzte Dokumente der US-Bundespolizei FBI. Der Andrang auf der Webseite war groß – das US-Justizministerium reglementierte deshalb den Zugang. Die Frist für die Freigabe endete gestern.
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Adressbuch mit prominenten Namen
Die neu veröffentlichten Fotos aus den sogenannten Epstein Files zeigen den Sexualstraftäter mit Prominenten wie Prinz Andrew, Woody Allen, Bill Clinton, Steve Bannon und Donald Trump. Zu den ersten veröffentlichten Dokumenten gehört auch ein Adressbuch, in dem Trump sowie zahlreiche weitere Prominente aufgeführt sind. Fast alle Angaben sind geschwärzt. Wem das Buch gehörte, ist unklar. Auch viele weitere Dokumente wurden geschwärzt: So wurde eine Liste mit 254 "Masseurinnen" zum "Schutz der Opfer" unkenntlich gemacht. Die 119 Seiten eines Gerichtsdokuments wurden ohne Angaben von Gründen ebenfalls geschwärzt.
Unter den mehr als 300.000 Seiten umfassende Unterlagen sind kaum neue Informationen über das Verhältnis zwischen Epstein und US-Präsident Trump enthalten. Der US-Präsident äußerte sich nach der Veröffentlichung zunächst nicht. Trump bestritt stets eine engere Beziehung zu Epstein. Der Präsident hatte sich monatelang gegen die Freigabe der Dokumente gesperrt. Er nannte die Epstein-Affäre einen "Schwindel".
Viele Fotos von Ex-Präsident Bill Clinton
Ein prominenter Politiker der Demokraten, dem Trump in dieser Sache immer wieder Vorwürfe gemacht hatte, kommt in den nun veröffentlichten Dokumenten allerdings besonders häufig vor: Bill Clinton. Immer wieder taucht der Ex-Präsidenten auf den Fotos auf – etwa beim Schwimmen im Pool mit Epsteins langjähriger Vertrauter Ghislaine Maxwell. Auf anderen Aufnahmen sieht man den Demokraten ohne Bezug zu den beiden.
Ein Sprecher Clintons kritisierte die Veröffentlichung der Fotos als Ablenkungsmanöver des Weißen Hauses. Es gebe zwei Gruppen von Menschen, schrieb Angel Urena auf der Plattform X. Eine erste Gruppe, die nichts gewusst und die Beziehung zu Epstein abgebrochen habe, bevor dessen kriminelle Taten ans Licht gekommen seien. Und eine zweite Gruppe, die auch danach ihre Beziehungen zu ihm weitergeführt habe. "Wir gehören zur ersten Gruppe." Keine noch so große Verzögerungstaktik von Menschen aus der zweiten Gruppe werde daran etwas ändern, schrieb er weiter.
Kritik an unvollständiger Veröffentlichung
Vertreter beider Parteien kritisierten die unvollständige Veröffentlichung des Materials. Der Minderheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, erklärte, das Ganze sei "nichts weiter als eine Vertuschung, um Donald Trump vor seiner hässlichen Vergangenheit zu schützen".
Gegenwind bekam Trump auch aus den Reihen seiner Republikaner, die im Kongress fast einstimmig für die Freigabe der Akten gestimmt hatten. Federführende Abgeordnete wie Thomas Massie und Marjorie Taylor Greene äußerten sich enttäuscht über die eigene Regierung. In Trumps Maga-Lager (Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig) gibt es bereits seit Jahren laute Rufe nach einer vollständigen Freigabe der Akten.
Justizministerium muss Persönlichkeitsschutz prüfen
Das US-Parlament hatte eine Frist bis gestern für die Freigabe vieler Akten gesetzt. Aus dem Justizministerium hieß es, weitere Dokumente würden in den kommenden Wochen veröffentlicht. Den Fristverstoß erklärte Vize-Justizminister Todd Blanche mit hohen Auflagen zum Schutz der Epstein-Opfer. Das Justizministerium prüfe jedes einzelne Dokument und stelle "sicher, dass jede betroffene Person - ihr Name, ihre Identität, ihre Geschichte - soweit nötig vollständig geschützt wird".
Aktenfreigabe wurde per Gesetz angeordnet
Wie viele Akten genau freigegeben wurden, war zunächst nicht ersichtlich. Der Multimillionär Epstein hatte jahrelang einen Missbrauchsring betrieben, der Dutzende junge Frauen und Minderjährige ausbeutete. Über mehrere Jahre hinweg soll Epstein minderjährige Mädchen etwa in New York und Florida auch selbst missbraucht haben. Der Finanzier hatte beste Kontakte in die High Society, was Spekulationen über die Tragweite des Skandals auslöste. Epstein war 2019 im Alter von 66 Jahren tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden. Der Fall beschäftigt die Öffentlichkeit seit vielen Jahren.
Zum Video: Teil der Epstein-Akten freigegeben
Die Regierung von Präsident Donald Trump hat am Freitag nur einen Teil der Epstein-Akten freigegen.
Mit Informationen von dpa und AFP
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