Auch der nun abgeschlossene größte Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine seit Kriegsbeginn mit jeweils 1.000 Freigelassenen auf beiden Seiten ändert nichts daran: Russland führt seinen Krieg mit unverminderter Härte weiter. Rein zahlenmäßig waren es die schlimmsten Angriffe: Ein Hagel von fast 300 Drohnen und rund 70 Raketen und Marschflugkörpern forderte laut Behörden mindestens zwölf Todesopfer, es habe Dutzende Verletzte gegeben.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland Terror vor und forderte vom Westen mehr Druck auf Moskau. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte ebenfalls "den stärksten internationalen Druck auf Russland, um diesen Krieg zu beenden".
Selenskyj ruft zu internationalem Druck auf Moskau auf
Selenskyj erhebt weiter schwere Vorwürfe gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der das Töten in seinem Krieg täglich fortsetze. "Dies darf nicht ignoriert werden. Das Schweigen Amerikas und das Schweigen anderer Länder der Welt ermutigen Putin nur", so Selenskyj. "Ohne wirklich starken Druck auf die russische Führung kann diese Brutalität nicht gestoppt werden. Sanktionen werden sicherlich helfen."
Bei den russischen Luftangriffen handele es sich um absichtliche Schläge gegen einfache Städte, sagte Selenskyj. Wohnhäuser seien zerstört und beschädigt worden. Er sagte, dass Rettungskräfte in mehr als 30 Städten und Dörfern des Landes im Einsatz gewesen seien. Das russische Verteidigungsministerium meldete unterdessen Hunderte ukrainische Drohnenattacken am Wochenende.
Luftangriffe an 22 Orten gemeldet
Ein Großteil er Geschosse konnte laut ukrainischen Militärangaben zwar abgefangen werden, jedoch wurden Luftangriffe an 22 Orten gemeldet, und an 15 Orten fielen Trümmer von abgeschossenen Raketen und Drohnen herab", so die Luftwaffe. In der Hauptstadtregion wurden nach Polizeiangaben mindestens vier Menschen getötet und 23 weitere verletzt. Die Rettungsdienste sprachen von einer "Nacht des Terrors".
Heftige Luftangriffe bereits in der Nacht zum Samstag
Bereits in der Nacht zum Samstag hatte die Ukraine massive russische Luftangriffe insbesondere auf Kiew gemeldet. Ukrainischen Angaben zufolge setzte Russland dabei insgesamt 250 Drohnen und 14 ballistische Raketen ein. Die ukrainische Luftwaffe erklärte, 245 Drohnen und sechs Raketen abgefangen zu haben. Allein in Kiew wurden mindestens 15 Menschen verletzt.
Moskau begründete die Angriffe vom Samstag mit ukrainischen Drohnenattacken gegen russisches Gebiet in den vergangenen Tagen. Die russischen Luftschläge hätten sich gegen militärische Objekte gerichtet, so die Militärführung in Moskau.
Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin erklärte, dass in der Nacht zum Sonntag etwa ein Dutzend ukrainische Drohnen über der russischen Hauptstadt abgefangen worden seien. Nach Abgaben der Zivilluftfahrtbehörde musste der Flugverkehr an vier Moskauer Flughäfen kurzzeitig eingestellt werden. Die russische Armee erklärte, in der Nacht landesweit 110 ukrainische Drohnen abgefangen zu haben.
Größter Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn abgeschlossen
Für insgesamt 2.000 russische und ukrainische Soldaten sind diese Tage immerhin ein Grund zur Freude und Erleichterung. In mehreren Etappen wurden sie seit Freitag ausgetauscht und kamen aus der Gefangenschaft des jeweiligen Gegners frei – am Sonntag waren es je 303 Gefangene. Einige waren bereits seit 2022 in Gefangenschaft.
Fotos und Videos zeigten die Freigelassenen voller Freude. Viele von ihnen wirkten erschöpft und abgemagert, einige hatten kahlgeschorene Köpfe. Die Männer, die ukrainische Flaggen als Umhänge trugen, umarmten einander und ihre Frauen, manche wurden bei Telefonaten mit ihren Angehörigen gezeigt. Viele brachen vor Glück und Erleichterung in Tränen aus, als sie die vertrauten Stimmen hörten.
Der Austausch war am 16. Mai als einziges konkretes Ergebnis bei den ersten direkten russisch-ukrainischen Gesprächen seit drei Jahren in Istanbul vereinbart worden.
Im Video: Erneut schwere Angriffe auf Ukraine
Die Ukraine hat heute Nacht wieder Großangriffe erlebt. Hunderte Drohnen und Raketen wurden abgefangen.
Mit Informationen von AFP und dpa
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