Die Kombination aus Archivbildern zeigt US-Präsident Donald Trump (l) im Oval Office des Weißen Hauses am 04.02.2025 und den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml, als er an einer Sitzung des Sicherheitsrates per Videokonferenz am 07.03.2025 teilnimmt.
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US-Präsident Trump verhäng tweltweit Zölle - nur Russland steht nicht auf der Liste.

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Trumps US-Zölle treffen fast alle Länder – nur nicht Russland

Trumps US-Zölle treffen fast alle Länder – nur nicht Russland

Gegen über 180 Länder und Territorien hat Präsident Trump "wechselseitige Zölle" erhoben. Darunter befinden sich winzige Archipele, wie etwa die unbewohnten "McDonald Islands", die zu Australien gehören. Russland ist auf der Liste nicht zu finden.

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Es sind nicht allein die großen internationalen Handelspartner und Verbündete, wie die Europäische Union, Großbritannien, Japan oder Südkorea, die von dem Zoll-Rundumschlag des US-Präsidenten betroffen sind. Zahlreiche Entwicklungsländer sind ebenfalls ins Visier Trumps geraten, wie Bangladesch oder Äthiopien, gleichermaßen Staaten im arabischen Raum, vom Irak über Jordanien bis nach Israel.

Einfuhren aus fast allen Ländern und Territorien belegt Donald Trump generell mit zehn Prozent Zollgebühren. Bei Dutzenden von Staaten schnellen die Zölle auf bis zu 50 Prozent hoch, wie etwa bei Kambodscha, in dem überwiegend große Sportartikelhersteller ihre Erzeugnisse produzieren lassen.

Zölle auch gegen die Ukraine

Skurril werden die sogenannten "wechselseitigen Zölle" bei Regionen, die keine beziehungsweise äußerst geringe Handelsbeziehungen zu den USA haben: Die von Pinguinen bewohnte Insel Heard Island etwa. Oder die Insel Norfolk Island mit einer Bevölkerung von knapp 2.200, die ebenfalls zu Australien gehört, Waren im Wert von 200.000 Dollar aus den USA importiert und nun mit 29-prozentigen Zöllen belegt worden ist.

Wer sich auf der Zoll-Liste Trumps nicht befindet, ist Russland, obgleich der US-Präsident erst vor kurzem damit gedroht hatte, Strafzölle gegen Moskau zu verhängen. Die von Russland angegriffene Ukraine hingegen bleibt vom neuen Zollregime Washingtons nicht verschont und muss zehn Prozent Zoll auf alle Einfuhren in die USA entrichten.

Darum steht Russland nicht auf Trumps Zoll-Liste

Mitte März hatte der US-Präsident angekündigt, dass er neue Sanktionen und Zölle gegen Russland in Erwägung ziehen würde. Dies war als eine Kehrtwende Trumps gegenüber Putin gewertet worden, da der Kremlchef intensiv damit geworben hatte, US-Unternehmen in Russland buchstäblich Tür und Tor zu öffnen. Vor wenigen Tagen schien Trump nachzulegen: Er sei "stinksauer" auf Putin und dessen Bemerkungen über den ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Doch offenkundig handelte es sich um eine kurzfristige Kehrtwende Trumps.

Auf die Frage, warum Russland nicht von der globalen Zoll-Welle Amerikas erfasst worden ist, gab die Sprecherin des Weißen Hauses Karoline Leavitt dem US-Portal "Axios" zurück: Russland sei deswegen nicht in der Liste aufgenommen worden, weil die US-Sanktionen gegen Moskau "jeden sinnvollen Handel ausschließen". Genau über dieses Thema spricht gegenwärtig ein Vertrauter von Wladimir Putin mit hochrangigen Vertretern der US-Regierung, nämlich über die teilweise Aufhebung der Sanktionen gegen Moskau.

"Sinnvoller Handel"

Das amerikanisch-russische Handelsvolumen betrug im vergangenen Jahr 3,5 Milliarden Dollar. Vor dem Angriffskrieg gegen die Ukraine lag das Volumen bei rund 35 Milliarden Dollar. Doch der Begriff "sinnvoller Handel", den die Trump-Sprecherin verwendete, mutet angesichts des Handelsvolumens derjenigen Staaten, die deutlicher weniger Handel mit den USA betreiben und dennoch mit Zöllen belegt worden sind, geradezu bizarr: Das Großfürstentum Lichtenstein etwa exportierte im Jahr 2023 Waren im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro in die USA und wurde von der US-Regierung jetzt mit 37-prozentigen Zöllen belegt. Die Falkland-Inseln im Südatlantik, die zu Großbritannien gehören, müssen nunmehr 41 Prozent Einfuhrzölle zahlen, haben indes beileibe nicht das Handelsvolumen, das die USA mit der russischen Föderation aufweist.

Im Video: Hat die EU eine Chance gegen Trump? Possoch klärt!

Die Ukraine hat eine positive Handelsbilanz mit den USA

In der Logik des US-Präsidenten, warum er gegen über 180 Länder und Territorien Zölle verhängt, rangiert eine Begründung ganz oben: Staaten, die mehr Waren in die USA exportieren als von den USA importieren, sollten durch das Zollregime unter anderem dazu gezwungen werden, genau das Gegenteil zu tun: Mehr amerikanische Erzeugnisse kaufen und weniger heimische Produkte in die USA einführen.

Das trifft auf die Ukraine nicht zu: 2024 exportierte das angegriffene Land Waren im Wert von rund 850 Millionen Dollar in die USA und importierte US-Produkte im Wert von 3,4 Milliarden Dollar. "Unsere Zölle auf amerikanische Erzeugnisse sind recht niedrig", sagte die ukrainische Wirtschaftsministerin Julija Swyrydenko Anfang dieses Monats. "Sie liegen bei zehn Prozent auf Autos und null Prozent auf Kohle und Öl."

Bereits im März war die Ukraine von der Verhängung von Zöllen auf alle Stahl- und Aluminium-Produkte in Höhe von 25 Prozent getroffen worden. Die Stahlindustrie der Ukraine zählt nach der Landwirtschaft zum wichtigsten Wirtschaftssektor. Die US-Zölle seien für die Ukraine "schwierig, aber nicht kritisch", so die Wirtschaftsministerin. Sie hoffe darauf, mit den USA günstigere Bedingungen auszuhandeln.

Im Video: So könnte die EU Trumps Zollbeschlüsse kontern

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen
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Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen

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