25.06.2025, Niederlande, Den Haag: US-Präsident Donald Trump (r) trifft NATO-Generalsekretär Mark Rutte bei einem NATO-Gipfel in Den Haag
25.06.2025, Niederlande, Den Haag: US-Präsident Donald Trump (r) trifft NATO-Generalsekretär Mark Rutte bei einem NATO-Gipfel in Den Haag
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25.06.2025, Niederlande, Den Haag: US-Präsident Donald Trump (r) trifft NATO-Generalsekretär Mark Rutte bei einem NATO-Gipfel in Den Haag.
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25.06.2025, Niederlande, Den Haag: US-Präsident Donald Trump (r) trifft NATO-Generalsekretär Mark Rutte bei einem NATO-Gipfel in Den Haag.

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Umgang mit "Daddy" Trump: Was bringt das viele Schmeicheln?

Umgang mit "Daddy" Trump: Was bringt das viele Schmeicheln?

Mit Trump muss man anders umgehen – dieser Glaube hat sich international offenbar durchgesetzt: Vor dem Nato-Gipfel lobte Generalsekretär Rutte den US-Präsidenten überschwänglich, später ging es um "Daddy" Trump. Wie das die Diplomatie verändert.

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Es sei wichtig, "dass man nicht zu lange redet, sondern ihn reden lässt", sagte Bundeskanzler Friedrich Merz vor seinem ersten Besuch im Weißen Haus. Dort hatte zuvor Großbritanniens Premier Keir Starmer den US-Präsidenten gelobt und mit großer Geste eine persönliche Einladung von König Charles übergeben. Nach einem Zoll-Deal sagte Starmer: "Donald kann gar nicht genug gedankt werden." Und auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versuchte es schon mit einer Charmeoffensive Ende Februar: "Danke, danke, Mr. President. Danke, lieber Donald."

Rutte an Trump: "Dein Sieg"

Zuletzt veröffentlichte der US-Präsident vor dem Nato-Gipfel eine offenbar private Nachricht von Nato-Generalsekretär Mark Rutte an ihn. Darin heißt es unter anderem, dass die Fünf-Prozent-Einigung ein "großer Erfolg" Trumps sei. Er habe geschafft, was kein US-Präsident in Jahrzehnten vor ihm hinbekommen habe. "Europa wird in großem Ausmaß zahlen, wie sie es sollten, und es ist dein Sieg."

Dass diese Nachricht publik wurde, zeige, "dass Trump ein anderes Verständnis von Diplomatie pflegt", sagt Manuel Fröhlich, Professor für Internationale Beziehungen und Außenpolitik an der Uni Trier. Denn für den US-Präsidenten spiele der "für die Diplomatie ganz wichtige Wert der Vertraulichkeit" offenbar keine Rolle. "Trump legt die Priorität darauf, ob ihm diese Art der Kommunikation persönlich nutzt", erklärt der Politikwissenschaftler im BR24-Interview.

Wie es zur "Daddy"-Äußerung kam

Auf dem Nato-Gipfel fiel später der Begriff "Daddy" ("Papa"): Trump verglich Israel und Iran mit Kindern, die sich auf dem Schulhof prügeln. "Lass sie zwei, drei Minuten kämpfen, dann ist es leichter, sie zu stoppen". Rutte warf ein: "Manchmal braucht es starke Worte von Daddy", und bezog sich offenbar auf die Trump-Äußerung, beide Länder bekämpften sich schon so lange, dass sie nicht mehr wüssten, "was zur Hölle sie eigentlich machen".

Rutte nutzte "Daddy" also nicht als direkte Anrede, es kam bei vielen aber so an. "Wohl auch, weil diese Schmeicheleien im Vorfeld diesen Kontext geschaffen haben", glaubt Manuel Fröhlich. Trump wurde anschließend gefragt, ob er die anderen Nato-Länder als seine Kinder betrachte, worauf dieser Rutte die Worte in den Mund legte: "Daddy, du bist mein Daddy". Das Weiße Haus veröffentlichte anschließend ein Image-Video mit dem Titel "Daddy’s home", das Trump auf dem Nato-Gipfel zeigt.

Experte sieht "Showbizisierung der Diplomatie"

Die "Daddy"-Äußerung und das anschließende Video zeigen für Fröhlich den "Siegeszug der Showbizisierung der Diplomatie, die aber den Sachen, um die es geht, nicht gerecht wird". Rutte wollte die Sache anschließend geraderücken. "Mit seiner Erklärung hat er die Sachen aber noch ein bisschen schlimmer gemacht", glaubt Fröhlich.

Denn Rutte rechtfertigte sich mit diesen Worten: "In Europa höre ich gelegentlich Sätze wie: 'Hey, Mark, werden die USA bei uns bleiben?' Und ich erwidere dann: Das klingt ein bisschen so, als würde ein Kind seinen Vater fragen: Bleibst du noch bei der Familie? In diesem Sinne verwende ich den Begriff 'Daddy' – nicht, um Präsident Trump so zu nennen." Unfreiwillig bestätigte er damit aber eher das "Daddy"-Image von Trump.

Was bringen die Schmeicheleien?

"Strategien des Schmeichelns, der Beeinflussung, des Schönredens, durchaus auch häufiger mit manipulativer Absicht - das ist auf der einen Seite ein Standardinstrument der Diplomatie und der internationalen Beziehungen", erklärt Experte Fröhlich. "Wichtig ist allerdings, dass das erstens auf Gegenseitigkeit beruht und zweitens auf Augenhöhe geschieht." Dass wie im Fall von Trump eine Seite so überhöht werde, sei "sehr ungewöhnlich", so Fröhlich. Unangemessene Unterwürfigkeit passe nicht zur traditionellen Diplomatie.

Es sei inzwischen zu einer Aufgabe internationaler Politik geworden, die Gefühlswelt des US-Präsidenten einzubeziehen. "Das hilft Trump, sich in einem Umfeld zu sehen, in dem er keine Bedrohung erwartet", sagt Fröhlich, "und das ebnet so ein bisschen den Weg hin zu bestimmten Aussagen, die dann vielleicht etwas positiver ausfallen."

Wo die Gefahren liegen

Trotzdem hat Fröhlich Zweifel, dass diese Strategie nachhaltig ist und verweist auf das Verhältnis zwischen Trump und Macron. "Trotz des mit hohem Aufwand und Bemühen als besonders herzlich inszenierten Verhältnisses in Trumps erster Amtszeit zeigt der weitere Fortgang der Beziehung, wie schnell das kippen kann."

Beim Dauer-Geschmeichel sieht Fröhlich die Gefahr, dass man sich "verniedlicht und verkleinert". Gegenseitigkeit auf Augenhöhe seien Leitplanken diplomatischer Kommunikation seit Jahrhunderten. "Solche Metaphern, solche Sprache, verletzen diese Regeln." Zudem könne es passieren, dass Trump dadurch "in einer Kommunikationserwartung gehalten wird, die es ihm dann schwer bis unmöglich macht, mit normalen diplomatischen Kommunikationen und Problemlagen umzugehen." Nur auf Schmeicheleien zu setzen, sei deswegen eine "zu riskante Strategie".

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