Russlands Schuld am Abschuss eines Passagierflugzeugs mit 298 Insassen über der Ostukraine im Juli 2014 ist nun auch von der UN-Luftfahrtorganisation offiziell bestätigt worden. In einer historischen Entscheidung machte der Rat der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) die Russische Föderation für die Katastrophe von Flug MH17 verantwortlich – und gab damit den Niederlanden und Australien Recht, die rechtliche Konsequenzen wegen des Todes Dutzender Landsleute fordern. Australiens Regierung begrüßte die Entscheidung und verlangte, die Hinterbliebenen der Opfer jetzt zügig zu entschädigen.
Über Ostukraine von Rakete getroffen
Die Boeing der Malaysia Airlines mit der Flugnummer MH17 war am 17. Juli 2014 auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über umkämpftem Gebiet in der Ostukraine von einer russischen Luftabwehrrakete getroffen worden, die prorussische Rebellen abgefeuert hatten. Alle 298 Menschen an Bord starben – darunter 196 aus den Niederlanden, 43 aus Malaysia, 38 Australier und auch vier Deutsche.
Laut den internationalen Ermittlungen war das Flugabwehrsystem vom Typ Buk von einer russischen Militärbasis über die Grenze in die Ostukraine gebracht und nach dem Abschuss wieder zurücktransportiert worden. Es handelte sich damals noch um die Anfangsphase der Kämpfe, die sich später ausweiten und schließlich zum Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 führen sollten.
Russland weist jede Verantwortung zurück
Zwei Russen und ein Ukrainer wurden nach dem Abschuss 2022 in Abwesenheit von einem niederländischen Gericht wegen Mordes in 298 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt. Russland weist bis heute aber jegliche Verantwortung für den Vorfall zurück und lehnt eine Auslieferung der Männer weiterhin ab.
Die vor 80 Jahren gegründete UN-Luftfahrtorganisation ICAO hingegen erklärte, die von den Niederlanden und Australien vorgebrachte Forderung, Russland für den Tod der 298 Opfer zur Verantwortung zu ziehen, habe inhaltlich und juristisch überzeugt. Man sei daher zu einer historischen Entscheidung gekommen: In dem vorliegenden Fall sei erstmals über einen Disput zwischen Mitgliedstaaten im Rahmen des Konfliktlösungsmechanismus der ICAO befunden worden.
Australien fordert von Moskau Wiedergutmachung
Das australische Außenministerium richtete nach der Entscheidung einen Appell in Richtung Moskau: "Wir fordern Russland dazu auf, seiner Verantwortung für dieses grauenhafte Gewaltverbrechen endlich ins Auge zu sehen und Wiedergutmachung für sein ungeheuerliches Verhalten zu leisten, so wie es das internationale Recht verlangt."
Mit Informationen von dpa und AFP
Zum Audio: UN-Organisation macht Russland für MH17-Abschuss verantwortlich
Die Absturzstelle von Flug MH17 im Juli 2014
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