Es riecht nach Feuer, frischem Teig und Geschichte. Alexandr Badoyan steht in einem kleinen, aus Stein gemauerten Backhaus am Rande des georgischen Dorfs Eshtija. Zwischen Kuhstall und Wohnhaus knetet er auf einem Holzbrett den Teig für Lavash, ein besonders fluffiges Fladenbrot, das in Armenien als Nationalgericht gilt. Der Steinofen im Hintergrund glüht, während Alex einen Fladen nach dem anderen hineinlegt. "Wir sind hier in einem traditionellen armenischen Backhaus", sagt er.
Foodblogger versucht für traditionelle Küche zu begeistern
Was aussieht wie ein Szenenbild aus einem Geschichtsbuch, ist Teil eines modernen Erfolgsprojekts. Alex ist nicht nur Bäcker, sondern auch gelernter Koch, Konditormeister – und erfolgreicher Foodblogger.
Auf Instagram folgen ihm tausende Menschen aus aller Welt, darunter Influencer aus Frankreich, den USA und England, die seine originellen Kreationen bewundern. "Ich versuche, die Menschen wieder für die uralten Rezepte unserer traditionellen armenischen und georgischen Küche zu begeistern", erklärt er.
Hilfswerk Renovabis unterstützt Ausbildungsprojekt in Georgien
Gelernt hat Alex sein Handwerk im Rahmen eines Ausbildungsprojekts der Caritas Georgien. Unterstützt wird dieses wiederum vom katholischen Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, das seinen Sitz im oberbayerischen Freising hat. Gerade in strukturschwachen Regionen wie der Berglandschaft an der Grenze zu Armenien, wo Alex lebt, fehlten sozialstaatliche Strukturen, erklärt Sebastian Hilsch, Länderreferent für Georgien und Armenien bei Renovabis.
"Die meisten Kinder und Jugendlichen übernehmen hier das, was die Eltern ihnen hinterlassen: Haus, Hof und Subsistenzwirtschaft. Oder sie gehen als schlecht bezahlte Saisonarbeiter nach Russland." Bildungsprojekte wie das von Alex bieten Jugendlichen Alternativen und ein Leben in Würde, so Hilsch weiter.
Pfingstaktion nimmt Würde der Menschen in den Blick
Würde ist auch das Motto der diesjährigen Pfingstaktion von Renovabis: "Voll der Würde". Sie wird am Sonntag in Berlin offiziell eröffnet. Mit Kollekten und Spenden unterstützt das Hilfswerk Projekte in insgesamt 29 Partnerländern – darunter Georgien, aber auch die Ukraine, die 2024 mit 6,6 Millionen Euro der größte Empfänger war.
Insgesamt flossen 2024 rund 11,9 Millionen Euro an Spenden und Kollekten an Renovabis, das sind etwa 200.000 Euro mehr als im Vorjahr. Der Geschäftsbericht bewertet die Lage als "sehr positiv", auch wenn das Spendenhoch von 2022 – ausgelöst durch den russischen Angriff auf die Ukraine – nicht erreicht wurde. Für 2025 plant das Hilfswerk, zwischen 26 und 27 Millionen Euro für die Projektförderung.
Bayrische Spenden erwecken alte Traditionen – und schaffen Zukunft
Die jährliche Renovabis-Pfingstaktion endet heuer am 8. Juni mit einer bundesweiten Kollekte in allen Pfarrgemeinden. Und so kann es sein, dass die Spende aus einer bayrischen Kirche am Ende dabei hilft, dass in einem armenischen Backhaus in Georgien ein junger Mann alte Traditionen wieder zum Leben erweckt – und damit Zukunft schafft.
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