Ukrainische Soldaten bei Pokrowsk
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Ukraine-Krieg: Wie wahrscheinlich ist ein schneller Frieden?

Ukraine-Krieg: Wie wahrscheinlich ist ein schneller Frieden?

Das Ringen um ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine geht laut der EU-Außenbeauftragten Kallas womöglich in die "entscheidende Woche". Um welche Punkte geht es? Welche Termine stehen jetzt an? Und welche (Neben-)Rolle spielen die Europäer?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Seit fast vier Jahren greift Russland die Ukraine an – am heutigen Montag wurden vier Menschen in Dnipro durch einen russischen Raketenangriff getötet. Meldungen wie diese sind längst trauriger Alltag in dem kriegsgeplanten Land. Groß wäre die Erleichterung, sollte es zu einer Waffenruhe oder gar zu einem dauerhaften Frieden kommen. Seit Tagen sorgt ein Friedensplan der US-Regierung für Schlagzeilen. Alle wichtigen Infos zum Stand der Dinge.

Was sind die Eckdaten des US-Friedensplans?

In seiner ursprünglichen Form sah der US-Plan bittere Zugeständnisse der Ukraine vor: Das Land sollte Teile des eigenen Staatsgebiets dauerhaft an Russland abgeben – sogar Gebiete, die aktuell nicht von der russischen Armee besetzt sind. Die Ukraine müsste zudem auf eine Mitgliedschaft im westlichen Verteidigungsbündnis Nato verzichten und die Zahl der eigenen Soldaten stark reduzieren.

Gleichzeitig sah das Papier nicht näher definierte Sicherheitsgarantien der USA für die Ukraine vor – genau wie die Möglichkeit einer EU-Mitgliedschaft sowie milliardenschwere Hilfe beim Wiederaufbau. Allerdings wird seitdem um das Papier gerungen, besonders bei einem von europäischen Staaten forcierten Treffen in Genf. Die aktuelle Fassung des US-Friedensplans ist nicht öffentlich bekannt.

Worum wird besonders gestritten?

Wohl der zentrale Punkt ist die Frage: Darf Russland für seinen Angriffskrieg "belohnt" werden, indem die Ukraine Teile des eigenen Territoriums dauerhaft abtritt? Ist das notwendiger Pragmatismus oder das nicht akzeptable Verschieben von Grenzen durch Waffengewalt?

Aber auch zwischen der Ukraine und den USA, deren Vorschlag dann immer noch mit Moskau verhandelt werden muss, gibt es laut Medienberichten weiter offene Punkte. Und zwar die für die Ukraine großen, existenziellen Fragen: Welche Sicherheitsgarantien genau erhält das Land? Gibt es wirklich keine Möglichkeit für eine Nato-Mitgliedschaft? Und inwiefern sind ukrainische Gebietsabgaben an Russland denkbar und im eigenen Land überhaupt vermittelbar?

Welche Rolle spielen die USA?

US-Präsident Donald Trump drängt auf ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine, es geht ihm dabei auch um wirtschaftliche Interessen. Aus seiner Regierung kommen unterschiedliche Signale: Vizepräsident J.D. Vance kanzelte zuletzt erneut die Europäer ab ("Fantasiewelt"). Außenminister Marco Rubio äußerte sich dagegen eher im Sinne der Ukrainer: "Wir wollen der Ukraine helfen, für immer sicher zu sein. Sodass sie niemals mehr eine Invasion fürchten muss."

Viel Kritik gibt es am US-Sondergesandten Steve Witkoff, weil er sich von den Russen die Bedingungen für einen möglichen Waffenstillstand diktiert haben lassen soll. Die ukrainische Seite sieht in ihm mehr einen Vertreter russischer Interessen als einen Vermittler.

Welche Termine stehen jetzt an?

Am Sonntag verhandelten Unterhändler der Ukraine stundenlang mit der US-Delegation in Miami. Am heutigen Montag empfing Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Paris. In Berlin traf Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Derweil beraten in Brüssel die EU-Verteidigungsminister.

Am Dienstag richten sich die Blicke nach Moskau: Der US-Sondergesandte Witkoff wird dann Präsident Wladimir Putin treffen. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sprach angesichts der vielen Gespräche von einer möglicherweise "entscheidenden Woche für die Diplomatie".

Welche Rolle spielen die Europäer?

Aus ihrer Sicht: nicht die erhoffte Rolle. Die EU betonte jüngst, dass die beiden Großmächte USA und Russland nicht allein über das Schicksal der Ukraine und auch nicht über europäische Sicherheitsinteressen entscheiden könnten. Die europäischen Staaten versuchen, Einfluss geltend zu machen und nicht auf die Rolle als Zuschauer reduziert zu werden.

Wie wahrscheinlich ist eine rasche Einigung?

Er könne die Vorfreude noch nicht teilen, sagte der Politikwissenschaftler Klemens Fischer von der Universität Köln bei BR24. "Es wird sehr, sehr schwer werden, dass man Russland ins Boot bekommt." Das liege daran, dass die Ukraine ihre drei Kernforderungen nicht aufweiche: keine Gebietsabtretungen, möglicher EU- und Nato-Beitritt, Reparationszahlungen mit russischem Geld.

Fischer, Professor für Internationale Beziehungen, betonte aber auch: Das militärische Momentum im Krieg liege derzeit bei Russland. "Jeder Tag, den die Verhandlungen länger dauern, bedeutet für Russland Bodengewinne." Denkbar wäre laut ihm, dass sich die USA und Russland auf die Ausbeutung seltener Erden in der Ukraine verständigen: "Die beste Sicherheitsgarantie, die wir momentan hätten, wären amerikanische Firmen, die auf der ukrainischen Seite ausbeuten – und davon ausgehen, nicht von Russland behelligt zu werden."

Auch der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, ist skeptisch, dass es in der Ukraine-Krise in dieser Woche zu einem entscheidenden Durchbruch kommt. Als Diplomat müsse man zwar immer Hoffnung haben, er sei aber "eher sorgenvoll". Im Augenblick könne er nicht erkennen, "dass die russische Seite wirklich verhandlungs-, kompromiss- und friedensbereit ist", sagte Ischinger bei BR24.

Bricht jetzt eine neue Zeit für die Ukraine an? BR24 beschäftigte sich damit. Mit dabei: der Politikwissenschaftler Klemens Fischer (externer Link), die ARD-Korrespondentin in Brüssel, Sabrina Fritz und die ARD-Korrespondentin in Kiew, Rebecca Barth. Die Sendung zum Nachschauen finden Sie unter diesem Artikel.

Im Video: Woche der Entscheidung für die Ukraine?

Ukrainischer Soldatenfriedhof in Kharkiv, aufgenommen am 27.11.25 (Symbolbild)
Bildrechte: pa/ZUMAPRESS.com/Andreas Stroh
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Ukrainischer Soldatenfriedhof in Kharkiv, aufgenommen am 27.11.25 (Symbolbild)

Mit Informationen von dpa und AFP

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