Kinder springen in den Badesee.
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Die Kirchen ermöglichen ärmeren Familien einen Urlaub. (Symbolbild)
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Die Kirchen ermöglichen ärmeren Familien einen Urlaub. (Symbolbild)

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Für ärmere Familien: Kirchen machen Urlaub möglich

Für ärmere Familien: Kirchen machen Urlaub möglich

Familienferienstätten des Kolpingwerks oder der Diakonie ermöglichen für wenig Geld einen gemeinsamen Urlaub. Für Familien ist die gemeinsame Urlaubszeit besonders wichtig für die Erholung – ohne Taktung und Schulstress.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Mit der Seilbahn fahren, ein Tretboot mieten, ein Familienzimmer buchen: Die schönen Dinge im Urlaub kosten Geld, für immer mehr Menschen zu viel Geld. Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass sich in Deutschland jeder Fünfte im vergangenen Jahr keine einwöchige Urlaubsreise leisten konnte. Besonders für Familien mit mehreren Kindern wird der jährliche Urlaub zunehmend zum Problem.

Kirchen helfen bei kostengünstigem Urlaub

Helfen können hier die evangelische und die katholische Kirche: Mit kostengünstigen Angeboten im Inland in Familienferienstätten wie zum Beispiel in Teisendorf im Chiemgau. Hier steht das Kolpinghaus Chiemgau, eine Unterkunft mit 180 Betten und 45 Familien-Apartments, inklusive einer Turnhalle, Indoor-Spielplatz, Kinosaal, Beachvolleyball- und Fußballfeld, Grillhütte und Kegelbahn. Das Haus ist nur 15 Kilometer vom Waginger See entfernt. Es gehört dem katholischen Kolpingwerk in Bayern.

Von Cuxhaven an der Nordseeküste bis Pfronten im Allgäu betreibt Kolping acht Familienferienstätten. Besonders Haushalte mit kleinem Einkommen können dort günstig Urlaub machen, sagt der Geschäftsführer des Kolpingwerks in Bayern, Willi Breher: "Einfach mal die Seele baumeln lassen – dafür ist der Familienurlaub da. Das Motto bei Kolping-Ferienstätten heißt: 'Kolping-Urlaub: Zeit, die guttut'. Und wir wollen den Menschen Gutes tun."

Kirchliche Einrichtungen sind gemeinnützig

Die Unterkünfte sind gemeinnützig, also nicht auf Gewinn ausgerichtet. Die Nacht im Doppelzimmer und mit Vollpension kostet in Teisendorf regulär 81 Euro pro Erwachsenen, für Familien mit sehr niedrigem Einkommen ist es jedoch deutlich günstiger, ebenso für Senioren ab 75 Jahren, Menschen mit Behinderung oder mit einer vom Arzt attestierten Erholungsbedürftigkeit. Aktivitäten wie Wanderungen, Sportturniere und die Kinderbetreuung sind im Preis integriert, sagt Breher. Die zusätzlichen Kosten für Ausflüge und Attraktionen seien im Urlaub eigentlich der größere Kostenpunkt. "Da kann man durchaus sparen", meint Breher. Gerade beim Auslandsurlaub sei das aber nicht so leicht möglich, so der Geschäftsführer des Kolpingwerks in Bayern.

Viel Input für Familien

Neben den katholischen gibt es auch bundesweit 31 Familienferienstätten der evangelischen Diakonie, drei davon in Bayern. Für Sandra Schuhmann vom Diakonischen Werk Bayern sind vor allem die vielen Angebote für Familien ein wichtiger Unterschied zu kommerziellen Unterkünften: "Wir haben spezielle Kurse für Eltern und Kinder, wir haben Spiel- und Bastelangebote, Naturerlebnisse. Das heißt: Familien bekommen da ganz viel Input. Und es ist für Eltern und Kinder wichtig, weil im Urlaub eine positive Familienzeit möglich ist. Die enge Zeittaktung fällt weg, es gibt keinen Hausaufgabenstress und auch sonst keine Pflichten, die sonst den Alltag bestimmen", sagt Schuhmann.

Jede Familie sei in den Unterkünften willkommen, betont Schuhmann. Die Häuser seien besonders im Sommer gut ausgebucht. Wegen steigender Kosten würden die Häuser für Familien mit kleinem Geldbeutel immer wichtiger: "Erfahrungen der Corona-Krise zeigen, dass erstmals auch Familien im Bürgergeld-Bezug bei uns in den Erholungsstätten Urlaub machen. Und das ist schon auch ein guter Trend, dass gerade diese Familien auch Urlaub machen können."

Preise für Hotels und Flugtickets schrecken ab

Viele Familien müssten derzeit den Gürtel enger schnallen, sagt der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung, Hermann-Josef Tebroke. Der Zusammenschluss von mehr als 80 Familienferienstätten in Deutschland will Familien unterstützen und einen günstigen Urlaub ermöglichen. Wegen steigender Kosten im Alltag, aber auch hoher Preise für Flugtickets, Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche zögerten immer mehr Familien, Urlaub zu buchen, so Tebroke: "In der Tat bekommen wir von Familien immer häufiger die Rückmeldung, dass man sehr gerne mit der Familie verreisen würde, sich das aber nicht leisten kann."

Hinzu komme, dass Familien mit Schulkindern für ihren Reisezeitraum meist die höchsten Preise zahlen müssten. Urlaub dürfe nicht zum Luxus werden, mahnt der Vertreter der Familienferienstätten, denn der sei auch für den Alltag wichtig: "Es geht darum, als Familie gemeinsam Zeit zu verbringt, etwas erleben, als Gemeinschaft. Das fördert auch die emotionale Bindung innerhalb der Familie."

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