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Bild aus der Ausstellung "Helmut Newton. Polaroids"
Bildrechte: Helmut Newton Foundation
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Intime Momentaufnahmen: Helmut Newtons "Polaroids" in München

Intime Momentaufnahmen: Helmut Newtons "Polaroids" in München

Glamour, Frauen, Mode: Die Versicherungskammer Kulturstiftung in München zeigt mit der Ausstellung "Polaroids" intime Momentaufnahmen des legendären Fotografen Helmut Newton.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

So intim hat man Helmut Newton selten erlebt. Schließlich denkt man bei ihm, der in Berlin geborenen Fotografie-Legende, eher an Großformate, ikonische Modeaufnahmen, Radical chic. Die Versicherungskammer Kulturstiftung in München präsentiert im oberen Raum des Kunstfoyers 50 Polaroids von Newton, in schlichter Rahmung und chronologisch in einer langen Reihe angeordnet. Man muss schon sehr nah herantreten, um die etwa zehn mal zehn Zentimeter großen Aufnahmen genauer betrachten zu können.

Polaroid-Kamera begleitete seine gesamte Karriere

Die erste in der Reihe stammt von 1975: Newton, damals als Modefotograf bereits bekannt, hatte gerade seine erste Ausstellung und bereitete seinen ersten Bildband vor. Das letzte Polaroid stammt vom letzten Shooting vor seinem Tod, dem in Monte-Carlo 2003. Die Reihe spannt also den Bogen vom Beginn bis zum Ende seiner Karriere: "Die Polaroid-Kamera hat im Grunde genommen alles begleitet", sagt Matthias Harder, der die Helmut Newton Stiftung in Berlin leitet und die Münchner Ausstellung kuratiert hat. Die Polaroids waren für Newton zunächst einmal nur ein Hilfsmittel: Sie dienten ihm vor allem bei Mode-Shootings als visuelle Vorstudie für die endgültigen Bilder, die er dann mit einer Spiegelreflex auf klassischem Foto-Film aufnahm – etwa zur Überprüfung der Bildkomposition und Lichtsituation. In einem Interview sagt Newton einmal: "Fotografie ist sehr fragil, man ist nie sicher. Die Leute sagen: Es ist gut gegangen. Aber ich sage: Das werden wir morgen sehen, wenn wir die Filme sehen – wer weiß!"

Bildrechte: Helmut Newton Foundation
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Bild aus der Ausstellung "Helmut Newton. Polaroids"

Das Polaroid eröffnete ihm die Möglichkeit, die Bildwirkung sofort zu überprüfen. Zugleich visualisiert er darin aber auch zum ersten Mal seine Bildidee, die er dann im finalen Bild ausformuliert. Es gibt kaum ein Polaroid, das nicht bereits eindeutig Newtons Handschrift trägt: "Da kann man sehr schön sehen, wie sehr er schon die Dinge auf den Punkt gebracht hat, wie sehr er mit dieser zeitlosen Eleganz, teilweise mit Übertreibungen gearbeitet hat", sagt Matthias Harder. "Es gibt ja ganz viele Stilmittel bei Newton, die wir sowohl im Polaroid als auch in der endgültigen Fotografie entdecken können."

Unnahbare Frauen: entblößt, aber machtvoll

Da sind Newtons unnahbare Frauen, die in ihrer Pose entblößt, sexualisiert und mächtig zugleich wirken. Der sogenannte Radical chic: das Zusammenspiel von Luxus und provokanter Ästhetik. Der Glamour der Modelle wird konterkariert durch eine verfallene Umgebung – Baustellen und Brachflächen. Dabei verstärken die expressiven Posen und das kontrastreiche Licht die beinahe filmische Qualität der Bilder, sagt Newton-Expter Matthias Harder: "Er hat alles in eine Bühne verwandelt. Er hat ein Setting gebaut und war gewissermaßen Regisseur und Dramaturg und Bühnenbildner in Personalunion. Das Erzählerische in Newtons Fotografien erzeugt eine besondere Spannung. Man fragt sich: Was ist geschehen? Und was wird im nächsten Augenblick passieren? Es ist eine gewisse sukzessive Idee im Einzelbild, es könnte ein Filmstill sein, die Geschichte könnte weitergehen. Und er schnurrt das sozusagen zusammen in ein Einzelbild und packt wahnsinnig viel hinein."

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Bild aus der Ausstellung "Helmut Newton. Polaroids"

Eine Frau in schwarzer Wäsche und Stilettos liegt wie leblos auf dem Teppich. Mutmaßlich erledigt von ihrer Konkurrentin, von der man nur die Beine sieht – eine triumphierende Pose angedeutet. Ein Auftrag für die französische Vogue 1978 mit dem Titel "In my apartment". Die ausgestellten Polaroids erscheinen beinahe ebenso perfekt durchkomponiert wie seine endgültigen Werke. Hier und da verrät eine kleine Unschärfe, eine handschriftliche Notiz oder ein Fleck am Rand der Aufnahme, dass es sich um ein Nebenprodukt handelt. Kurz vor seinem Tod bekennt Newton, dass die Suche nach dem perfekten Bild für ihn niemals endete: "Ich bin an einem gewissen Niveau angekommen, aber ich muss immer weiter… ich suche, kämpfe weiter in der Fotografie."

Polaroids: mehr als ein spontanes Hilfsmittel

Die Intimität, die bei der Betrachtung der kleinformatigen Bilder entsteht, bekommt in der Ausstellung eine ganz andere Dimension durch die sommerlichen Privataufnahmen von Newton und seiner Frau June: unvollkommen, authentisch und von einer unbeschwerten Leichtigkeit. Den großen Raum des Kunstfoyers nehmen Vergrößerungen der Polaroids im 50 mal 60-Format ein.

Dass das Polaroid für Newton am Ende doch mehr war als nur ein Hilfsmittel, darauf deuten die Fotos hin, die das Medium Polaroid selbst zum Motiv machen. Etwa die Ballerina von den Ballets de Monte-Carlo, die in tänzerischer Pose nach vorn geneigt, auf dem Boden verstreute Polaroid-Aufnahmen betrachtet. 1992 gab Newton dann auch ein Buch heraus, das ausschließlich seine Polaroid-Fotografien präsentierte. Grund genug, sie als eigenständige Kunstwerke anzuerkennen.

"Helmut Newton. Polaroids": Bis 22. Februar im Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung in München.

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