Das Museumsareal ist so groß wie 70 Fußballfelder. Und es will so imposant sein wie die benachbarten Pyramiden. Gold-gläsern glänzt die Fassade des Grand Egyptian Museum in der Wüstensonne. Viele kleine Pyramiden spiegeln sich dort – und eine große Pyramide ragt hervor: der Eingang, der ein wenig an den des Louvre erinnert.
Stuttgarter Unternehmen am Bau beteiligt
Im Museum steht man dann direkt vor der riesigen Kolossalstatue von Pharao Ramses II.: zwölf Meter hoch, 80 Tonnen schwer. Das sogenannte Atrium, die Eingangshalle, bietet viel Platz, den das Stuttgarter Atelier Brückner gestaltet und in Szene gesetzt hat. Shirin Brückner leitet dort das Team für das Museum in Gizeh: "Vom Atrium selber begeht der Besucher die Grand Stairs, da sind 90 Statuen aus vier verschiedenen Kingdoms als Prolog zu den eigentlichen Ausstellungen und von dort aus hat er dann den Blick auf die Pyramiden. Das ist also ein inszenierter Parcours, bevor er überhaupt die Ausstellungsbereiche betritt."
Bauaufträge von Dubai bis München
Ausstellungen konzipiert das Stuttgarter Unternehmen schon seit 27 Jahren auf der ganzen Welt, in Japan, Dubai oder Brasilien. Zuletzt zum Beispiel auch in München: die Neugestaltung der Archäologischen Staatsammlung mit Glasplatten und Ausstellungsstücken im Boden. Der XXL-Auftrag aus Ägypten war für das Atelier aber natürlich ein besonders herausfordernder. 50.000 Exponate und alt-ägyptische Schätze sind im Museum zu sehen und müssen so präsentiert werden, dass die Besucher besonders viel mitnehmen.
"Letztendlich arbeiten wir nach der Philosophie form follows content", sagt Shirin Brückner. "Das heißt, wir versuchen erst den Content zu verstehen, und die Exponate zu erarbeiten, die Geschichten hinter den Exponaten zu entdecken – und versuchen dann, eine Storyline zu entwickeln, die für den Besucher spannend ist und diese Storyline in den Raum zu legen."
Zum Nachhören: Grand Egyptian Museum eröffnet
Die Statue von Ramses II in der Eingangshalle des Grand Egyptian Museum in Kairo
Geschichte wird zum Leben erweckt
Königtum, Gesellschaft und Glaube – das sind große Themenabschnitte in der Ausstellung. Das Herzstück ist die Tutanchamun Galerie mit allen rund 5.000 Objekten, die Howard Carter im Jahr 1922 im Grab des legendären Pharaos aufgefunden hat: Schmuck, Sandalen, Gewänder, Gefäße, aber auch Streitwagen und Möbel. Und natürlich: die weltbekannte goldene Totenmaske.
Mittels Medieneinsatz wird alles zum Leben erweckt, so Brückner: "Es werden Filme eingespielt, Fotos von Carter, wie er die Grabkammer geöffnet hat. Und der Besucher kann sich praktisch in die Position von Carter begeben, nachempfinden, was war das für ein Erlebnis für das Team: das Entdecken dieses Grabschatzes."
Eröffnung wird live gestreamt
Die Lebenswirklichkeit von damals so gut wie möglich nachzubilden – genau das war das Ziel der Ausstellungsgestalter. Gleichzeitig wird auch der Mythos des mächtigen und geheimnisvollen Ägyptischen Reiches bedient. Das geschieht über ein Lichtelement, das den ganzen Ausstellungsparcours begleitet: "Es verändert die Farbe und dynamisiert den gesamten Raum. Und dadurch spielt Licht eine besondere Rolle in unserer Szenografie und bekommt eine Verbindung zum Content, zur Mythologie und zur Mystik“, erklärt Shirin Brückner.
Diese mystische Zeit mit dem Grand Egyptian Museum wiederzubeleben, ist sicher auch ein Ziel der ägyptischen Regierung, denn natürlich ist der monumentale Bau auch nationales Symbol. Mit acht Millionen Besuchern jährlich rechnen die Verantwortlichen, Platz ist genug: Auf dem Areal gibt es Konferenzräume, Restaurants, Läden und wissenschaftliche Einrichtungen. Die große Eröffnung am Samstag wird live auf Tiktok gestreamt.
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