Szene aus der Serie "Die Affäre Cum-Ex"
Bildrechte: ZDF/Neos Film
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Die Anwälte Hausner und Lebert in "Die Affäre Cum-Ex"

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"Die Affäre Cum-Ex" zeigt das ganze Ausmaß des Skandals

"Die Affäre Cum-Ex" zeigt das ganze Ausmaß des Skandals

Die neue Serie "Die Affäre Cum-Ex" zeigt im ZDF in acht packenden Folgen, wie es zum größten Steuerskandal der Geschichte kommen konnte, wie Banker sich fast 146 Milliarden Euro ergaunerten und welche Rolle Olaf Scholz dabei spielte. Eine Kritik.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Zündfunk am .

"Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen", das hat Anne Brorhilker in Bezug auf Finanzkriminalität gesagt. Bis sie 2024 aus Frust hingeschmissen hat, war sie die Chefermittlerin im größten Steuerbetrug der Welt: dem Cum-Ex-Skandal. Welche unglaublichen Ausmaße diese Machenschaften hatten, zeigt die neue ZDF-Serie "Die Affäre Cum-Ex".

Worum es in der Serie "Die Affäre Cum-Ex" geht

Olaf Scholz ist der einzige echte Name, der in "Die Affäre Cum-Ex" fällt. Ansonsten heißt es immer am Anfang der acht 45-minütigen Folgen: "Diese Serie ist fiktional, aber inspiriert von wahren Ereignissen. Leider." Die dänisch-deutsche Koproduktion aus der Feder von Drehbuchautor Jan Schomburg ist aus drei Gründen sehenswert. Erstens: Sie macht ein relevantes, aber unglaublich kompliziertes Problem verständlich.

Wie ein Cum-Ex-Geschäft abläuft

Steuerfachanwalt Bernd Hausner, einer der großen Schurken in "Die Affäre Cum-Ex", erklärt ein Cum-Ex-Geschäft anhand eines Beispiels aus dem Alltag: "Stellen wir uns vor, Herr Bruck will eine Pfandflasche aus dem Supermarkt zurückgeben. Und Frau Angerbauer begleitet ihn dabei." Als die beiden dann zum Automaten gehen, führt Hausner weiter aus, geschieht ein Wunder: "In dem Moment, wo Herr Bruck die Flasche in den Automaten steckt, hat plötzlich auch Frau Angerbauer eine Flasche in der Hand."

Bernd Hausner ist an Hanno Berger angelehnt

Hausners Figur ist an Hanno Berger angelehnt. Ein Anwalt, der mehrfach wegen Steuerhinterziehung in "besonders schweren Fällen verurteilt wurde". Die Flasche, von der Hausner spricht, soll eine Aktie sein. Und die habe sich für einen Moment lang magisch verdoppelt. "Der Automat nimmt die Flaschen an und spuckt zwei Pfand-Bons aus. Aber nur Herr Bruck hat das Pfand vorher auch bezahlt", sagt Hausner. Dann würden Bruck und Angerbauer das zusätzliche Pfand untereinander aufteilen … "und alle sind glücklich." Mit diesem Pfandflaschen-Verdopplungssystem haben Banker die Staaten der Europäischen Union um insgesamt 146 Milliarden Euro betrogen.

Profite auf Kosten der Allgemeinheit

Nochmal genauer: In einem Cum-Ex-Geschäft sind mehrere Parteien involviert, die ein und dieselbe Aktie hin- und herschieben. Für jede Aktientransaktion wird dabei eine Steuerrückerstattung beantragt. Und fast alle Staaten Europas haben diese Anträge, so zeigt es die ZDF-Serie, ohne Rückfrage erstattet. Von 2001 bis 2016 haben Investment-Banker so massive Profite auf Kosten der Allgemeinheit gemacht.

Ein großartiger Justus von Dohnányi

Der zweite Grund, warum man "Die Affäre Cum-Ex" gesehen haben muss: Die Serie ist spannend, unterhaltsam und hat großartige Schauspieler. Zum Beispiel Justus von Dohnányi als Schurken-Anwalt Hausner. Brilliant spielt er einen Mann, der eine eigene Waschanlage im Garten stehen hat. Einfach nur, weil er an der Waschanlage zufällig einem unbequemen Finanzprüfer begegnet ist. Genauso gerne sieht man aber auch der Steuerbeamtin Inga Brøgger zu, gespielt von Karen-Lise Mynster.

"Die Affäre Cum-Ex" zeigt auch ein Systemversagen

Und Grund drei, warum "Die Affäre Cum-Ex" ein Serienhighlight ist: Sie verdeutlicht die Zusammenhänge. Und das geht fiktional noch viel besser als in einem Sachbuch oder einer Doku. Denn auf der einen Seite sind da die Banker. Auf der anderen Seite zeigt die Serie aber auch die normalen Menschen, die als erste darunter leiden, wenn es am Finanzmarkt drunter und drüber geht. Das wird deutlich, als Finanzhai Sven Lebert, Hausners Partner in Crime, seine Familie besucht. "Ich guck’ Tagesschau … Finanzkrise höre ich da", sagt Leberts Vater, der sich um sein Erspartes sorgt. Der Vater wird lauter: "Stellt sich raus: Ist alles futsch. 37.000 Euro!" 37.000 Euro? Wundert sich der Sohn. "Das verdiene ich in etwas mehr als einer Woche", erklärt Lebert seinen entgeisterten Eltern.

Ein System, das Ungleichheit befeuert

Und so zeigt "Die Affäre Cum-Ex" das ganze Ausmaß des Systemversagens. "Other Peoples Money", so heißt die Serie auf Englisch. Die ein System offenbart, das die einen in die Armut treibt, gerade weil die anderen reicher und reicher werden. Das gleichzeitig aber so tut, als seien Sozialleistungen oder Bürgergeld das Problem. Ein System, das die Kleinen hängt und die Großen laufen lässt.

Am 13. und 14.04. ist "Die Affäre Cum-Ex" ab 22:15 Uhr im ZDF zu sehen. Wer sie verpasst hat, findet sie auch online auf zdf.de.

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