Donald Trump
Donald Trump
Bild
Donald Trump
Bildrechte: REUTERS/Nathan Howard
Schlagwörter
Bildrechte: REUTERS/Nathan Howard
Audiobeitrag

Donald Trump

Audiobeitrag
> Kultur >

"Trump tappte in eigene Falle": Muss Putin Strafzölle fürchten?

"Trump tappte in eigene Falle": Muss Putin Strafzölle fürchten?

Russische Militärblogger und Propagandisten werfen dem US-Präsidenten nach seinem jüngsten Auftritt "verdächtige Schwäche" vor und hoffen im Sommer auf militärische Erfolge. Kreml-Skeptiker fürchten, Putin werde zum "toxischen" Gesprächspartner.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Das ist nicht mal mehr witzig. Der Kreml wird sich mit solchen Ultimaten den Hintern abwischen. Vor allem, da Trump immer nachgibt", so der gallige Kommentar eines russischen Polit-Bloggers [externer Link] auf den jüngsten Auftritt des US-Präsidenten im Weißen Haus. Dort hatte Trump angekündigt, Russland und seinen Handelspartnern Strafzölle in Höhe von 100 Prozent aufzuerlegen, wenn Putin den Krieg innerhalb der nächsten 50 Tage nicht beendet.

Einer der wichtigsten Militärblogger, Juri Kotenok, fand Trumps Auftritt "verdächtig schwach" [externer Link]: "Trumps Traum ist es, Krieg zum Geschäft zu machen – Waffen an die EU zu verkaufen und die EU damit machen zu lassen, was sie will, einschließlich der Lieferungen aus den USA. Im Moment erschreckt Trump den russischen Igel, entschuldigen Sie, nur mit seinem nackten Hintern." Wenn Russland jetzt Schwäche zeige, werde es "für immer verlieren".

"Ich sammle Erklärungsversuche"

Aus der Sicht des Politologen Maxim Scharow hat der Kreml jetzt 50 Tage Zeit [externer Link], "Trump zu beweisen, dass er die Realitäten vor Ort sowohl in der Ukraine als auch auf der gesamten internationalen Agenda berücksichtigen" müsse. Wenn Putin nicht mit einer militärischen Machtdemonstration reagiere, werde Russland in Washington nicht mehr ernstgenommen. Ähnlich äußerte sich Politologe Georgi Bovt [externer Link]: "Trumps Aussage bedeutet im Wesentlichen, dass er der russischen Armee 50 Tage Zeit gegeben hat, ihre Aufgaben zu erfüllen."

Für den Kreml-Propagandisten Sergei Markow hat der US-Präsident eine "neue Realität" geschaffen und seine Friedensbemühungen faktisch aufgegeben. Über die diesbezüglichen Motive von Trump müsse "nachgedacht werden" [externer Link]: "Es ist unwahrscheinlich, dass es der Wunsch ist, der Ukraine zu helfen. Ich sammle gerade verschiedene Erklärungsversuche." Das Ultimatum von Trump bezeichnete Markow als "Bluff", ja sogar "Bullshit".

"Trump tappte in die eigene Falle"

Ein russischer Wirtschaftskommentator mit 130.000 Fans ("Schwarzer Schwan") spottete über Trumps Auftritt im Weißen Haus [externer Link]: "Warum kam so wenig? Vor dem Hintergrund der erschreckenden 500 Prozent wirken die jetzt angekündigten 100-Prozent-Zölle irgendwie unspektakulär. Trump tappte in seine eigene Falle: Erst legte er die Messlatte so hoch, und jetzt wird alles, was darunter liegt, als Schwäche und Rückschritt wahrgenommen. Und wir sind nicht die Einzigen, die so denken. Betrachten wir den russischen Aktienmarkt, der sofort um mehr als 2 Prozent stieg."

Bildrechte: BR24
Bildbeitrag

Peter Jungblut

Doch nicht alle russischen Beobachter sind so demonstrativ unbeeindruckt. Es gibt auch pessimistische Stimmen unter den wichtigen Kommentatoren [externer Link]. Die Wette des Kremls auf Trump sei gescheitert: "Für unser Land ist das ein Schlag an allen Fronten: Diplomatisch, wirtschaftlich und sogar symbolisch wird Putin öffentlich zu verstehen gegeben, dass die Zeit des Mitgefühls vorbei ist und er nun ein toxischer Partner ist, von dem der Westen entweder Zugeständnisse erwartet oder ihn isolieren wird. Können wir damit umgehen? Sagen wir einfach: Wir wollen das ja gern glauben, aber..."

"Es gibt zwei Trumps - oder noch viel mehr"

Trumps Ultimatum sei weniger eine Drohung als ein "Element der Verhandlungstaktik", analysierte einer der tonangebenden Polit-Blogger mit 444.000 Abonnenten [externer Link]: "Es gibt Trump die Möglichkeit, Sanktionen im Austausch für Zugeständnisse in anderen strategischen Bereichen demonstrativ zu verhängen oder zurückzunehmen." Europa verliere dagegen seine politische Unabhängigkeit.

Dmitri Drise, Kolumnist des Wirtschaftsblatts "Kommersant", gibt sich weniger martialisch [externer Link]: "In 50 Tagen kann viel passieren, darunter beispielsweise ein großer russischer Erfolg an der Front. Entscheidend sind jedoch nicht die angekündigten Sanktionen, sondern Waffenlieferungen. Der 47. Präsident äußerte sich dazu nicht näher – nur allgemein. Höchstwahrscheinlich wird dieser Faktor als Anreiz für ein Friedensabkommen gesehen. Wie dem auch sei, es sieht so aus, als würde eine dritte Verhandlungsrunde stattfinden. Wir warten gespannt auf die weitere Entwicklung."

Der St. Petersburger Politologe Michail Winogradow scherzte: "Aus irgendeinem Grund sind alle davon überzeugt, dass es zwei Trumps gibt. Aber wahrscheinlich gibt es noch viel mehr."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!