Wann ist ein Papst ein Papst? Von dem Moment an, an dem er seine Wahl angenommen hat. Also bei seinem "Ja" nach der Wahl in der Sixtinischen Kapelle. In Rom findet an diesem Sonntag die "Heilige Messe zum Beginn des petrinischen Amtes des Bischofs von Rom" statt, so der offizielle Name der Messe zur Einführung von Papst Leo XIV. In St. Peter im Vatikan, dem Petersdom, dort wo der erste Papst, der heilige Petrus bestattet ist.
"Der Papst ist ja Nachfolger des Apostels Petrus. Und eine Messe wird deshalb gefeiert, weil die Messe der höchste Ausdruck kirchlichen Lebens ist. Der Papst ist ja nicht in erster Linie ein Verwalter, sondern Kirchenoberhaupt", erklärt Gudrun Sailer von Vatikan-News.
Im Jahr 1978 abgeschafft: Papst-Krönung und Papst-Krone
Jahrhundertelang trugen die Päpste die Dreifachkrone Tiara. Im Jahr 1964 legte Paul VI. die Tiara ab, er war der letzte Papst, der damit gekrönt wurde. Seitdem gibt es weder eine Papst-Krone noch einen Papst-Thron. "Was der Papst hat, ist eine 'Katedra'. Das ist kein Herrscherthron, sondern ein Lehrstuhl. Die Katedra steht in der Bischofskirche des Papstes, das ist St. Johann im Lateran. Und von dem Wort Katedra kommt auch unser Wort Kathedrale, das heißt streng genommen Bischofskirche", weiß Gudrun Sailer.
Für den Tag der Amtseinführung des Papstes gibt es eine genaue Messordnung. Die erste Besonderheit ist, dass der Papst, nicht wie bei einem katholischen Gottesdienst üblich, am Anfang der Messe zum Altar geht. Sondern Papst Leo XIV. wird zuerst zum Grab des Heiligen Petrus hinuntersteigen, das in der Mitte des Petersdoms liegt.
Drei Rituale zur Amtseinführung: Wollstola, Fischerring und Gehorsamsbekundung
Der neue Papst erhält während des Gottesdienstes zwei Amtssymbole, seinen Fischerring und sein Pallium. "Das Pallium ist eine Wollstola aus reiner Schafwolle. Die hat der Papst gemeinsam mit den Erzbischöfen überall auf der Welt und er erhält diese Stola feierlich in der Messe überreicht", sagt Gudrun Sailer von Vatikan-News. Das dritte Ritual ist die Gehorsamsbekundung durch verschiedene Vertreter der Kirche. Das bedeutet, dass der Papst kein Monarch ist, also nicht über seine Gläubigen – ob Laien oder Bischöfe – bestimmen darf. Sondern er ist ein Hirte. Und somit auf den Gehorsam der anderen angewiesen.
Welche Botschaft hat er? Predigt des Papstes wird mit Spannung erwartet
Auch wenn Vieles streng geregelt ist: Eine Sache darf Papst Leo XIV. inhaltlich selbst bestimmen: seine erste Predigt, sagt Gudrun Sailer. "Die katholische Welt wird bei den Worten des Papstes ganz genau zuhören. Weil man ja wissen will, wie der Papst sein Amt sieht, welcher Papst er sein will. "
Zum Gottesdienst werden rund 100.000 Gläubige erwartet, dazu große Staatsdelegationen und Medienvertreter. Aber auch die Familie des Papstes, wie seine zwei älteren Brüder.
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