Bei einem Besuch im arktischen Murmansk
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Im Atom-U-Boot: Putin spricht mit Soldaten

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"Wir werden sie erledigen": Putin setzt auf militärische Lösung

"Wir werden sie erledigen": Putin setzt auf militärische Lösung

Bei einem Besuch von Marinesoldaten im arktischen Murmansk gab sich der russische Präsident demonstrativ kämpferisch, was die Lage an der Front betrifft. Ein baldiger Waffenstillstand scheint nicht zu seinen obersten Prioritäten zu gehören.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Kümmern Sie sich nicht drum, dienen Sie einfach und tun Sie ihre Pflicht", antwortete Wladimir Putin auf die Frage eines Marine-Unteroffiziers nach dem Stand der Waffenstillstandsverhandlungen mit den USA. Daraufhin lachte der russische Präsident (externer Link): "War nur ein Witz."

Ganz ernst nimmt Putin die derzeitigen Bemühungen um ein Ende des Krieges offenbar nicht, wie bei seinem Besuch im arktischen Murmansk deutlich wurde: "Was heute passiert, ist im Prinzip klar. Entlang der gesamten Front haben unsere Truppen die strategische Initiative. Erst kürzlich habe ich gesagt: 'Wir werden sie [die Ukraine] erledigen', und es gibt Grund zur Annahme, dass wir sie erledigen werden."

"Fähige Regierung an die Macht bringen"

Putin zeigte sich zufrieden mit der "Dynamik" seiner Armee, behauptete, wirtschaftlich sei in Russland "alles stabil und normal" und ergänzte: "Wir bewegen uns schrittweise voran, nicht so schnell, wie es manche gerne hätten, aber dennoch beharrlich und zuversichtlich auf die Erreichung aller zu Beginn der Operation festgelegten Ziele zu."

Erstmals brachte Putin die "Option" ins Spiel, die UNO könne die Ukraine vorübergehend verwalten: "Zu welchem ​​Zweck? Um demokratische Wahlen abzuhalten, eine fähige Regierung an die Macht zu bringen."

"Sieg in den nächsten Tagen möglich"

Das wurde von russischen Beobachtern allgemein als demonstrativer Schlussstrich unter die Waffenstillstandsverhandlungen verstanden. Politologe Igor Dimitriew scherzte (externer Link), womöglich werde auch Trump bald aus seiner Sicht widerspenstige Länder wie Mexiko oder Kanada unter UNO-Verwaltung stellen.

Der einstige Kreml-Redenschreiber Abbas Galljamow, der inzwischen im Exil lebt, sagte dazu in einem Interview (externer Link): "Auch Putin muss den Krieg beenden, denn er weiß, dass die Ressourcen knapp werden. Er ist jedoch überzeugt, dass sich die Ukraine heute in der schwierigeren Lage befindet."

Putin lebe "in der Erwartung, dass die Front jeden Moment zusammenbrechen" könne: "Deshalb will er nicht aufhören, solange er glaubt, dass der Sieg in den nächsten Tagen möglich ist."

"Trump hat sich als Förster nicht gut bewährt"

Auch Politologe Georgi Bovt hält jegliche Friedensbemühungen angesichts von Putins jüngsten Äußerungen für obsolet (externer Link): "Das Thema kann erst dann wieder konstruktiv diskutiert werden, wenn auf dem Schlachtfeld eine qualitativ neue Situation entsteht und es der russischen Armee gelungen ist, ihren taktischen Vorteil in eine radikale Wende umzumünzen."

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Politologe Anatoli Nesmijan stimmt dem zu (externer Link): "Auf keiner Seite scheint der Wunsch zu bestehen, die Kämpfe zu beenden. Putin stellt unmögliche Bedingungen und Selenskyj schießt einfach auf ihn [weil er über einen baldigen Tod Putins spekulierte], aber das Ergebnis ist das gleiche. Nachdem Trump Präsident geworden war, gab es die Erwartung, dass er, wie im Witz über den Förster, kommen und alle Tiere aus dem Wald vertreiben würde. Bisher hat sich Trump in seiner Rolle als Förster nicht besonders gut bewährt."

Gemeint ist damit ein alter Witz über russische Partisanen, die täglich behaupteten, die "Deutschen aus dem Wald vertrieben" zu haben, bis es hieß: "Dann kam der Förster und schickte uns alle nach Hause."

"Alles wird komplizierter"

Blogger Dmitri Sewrjukow schloss sich dieser Einschätzung (externer Link) vorbehaltlos an: "Wenn es, wie der Staatschef [Putin] sagte, in der Ukraine niemanden gibt, mit dem man einen Friedensvertrag unterzeichnen könnte, und gleichzeitig Grund zu der Annahme besteht, dass die russischen Truppen den Feind auf dem Schlachtfeld vernichten werden, dann bedeutet dies, dass die russische Seite geneigt ist, die Militäroperationen fortzusetzen."

Trump werde Putin die "Ukraine" wohl kaum auf einem Silbertablett überreichen, vermutete Beobachter Dmitri Drise (externer Link) vom Wirtschaftsblatt "Kommersant": "Es gab und gibt keinen Frieden. Und anscheinend nicht mal einen Waffenstillstand. Im Gegenteil, alles wird komplizierter, und Trump muss auf all das irgendwie reagieren, möglicherweise mit Härte. Er will das offensichtlich nicht, aber es muss eine Entscheidung getroffen werden. Schöne Worte allein reichen nicht aus."

"Fahnenschwenken beeindruckt niemanden mehr"

Russische Leser gaben sich sarkastisch: "Putin und seine Leute haben ein Weltbild aus dem 19. Jahrhundert. Im 21. Jahrhundert beeindruckt das Schwenken der Fahne niemanden mehr." Ein weiterer schrieb: "Wir nähern uns der Dauer des Zweiten Weltkriegs [in Russland vom 22. Juni 1941 bis 8. Mai 1945, also knapp vier Jahre]. Doch damals schwankte die Front Hunderte von Kilometern hin und her, jetzt gibt es bereits im vierten Jahr nur Kämpfe um den Hinterausgang von Scheunen."

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