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ESC-Folklore in Basel 2025: Die isländische Band Vaeb mit dem Song "Roa"
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ESC-Folklore in Basel 2025: Die isländische Band Vaeb mit dem Song "Roa"

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"Wird uns nicht aus der Bahn werfen": Schlimmste ESC-Krise?

"Wird uns nicht aus der Bahn werfen": Schlimmste ESC-Krise?

Die europäische Rundfunkunion EBU hat entschieden: Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen, deshalb haben vier andere Nationen und Geldgeber wie Spanien abgesagt. Seitdem tobt eine heftige Debatte. Fazit: "Es wird niemand zur Teilnahme gezwungen."

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Ob es damals harmonischer zuging? Ganze sieben Länder beteiligten sich am ersten europäischen TV-Gesangswettbewerb im Mai 1956 im schweizerischen Lugano. So gesehen ist der Eurovision Song Contest in jeder Hinsicht eine Erfolgsgeschichte, für das Medium Fernsehen und für Europa, denn in diesem Jahr gingen bei den Final-Shows in Basel 37 Nationen mit ihren Songs an den Start. Wie viele es 2026 in Wien sein werden, ist derzeit offen. Grund dafür: Der Streit um die Teilnahme Israels. Der Veranstalter des Wettbewerbs, die European Broadcasting Union (EBU, 68 Mitgliedsunternehmen), entschied mehrheitlich, dass Israel trotz der aufgeheizten Debatte über den Gaza-Krieg antreten darf.

Spanien bezweifelt "Neutralität" der Veranstaltung

Israel nimmt seit 1973 teil und gewann viermal, zuletzt 2018 mit dem Lied "Toy" der Sängerin Netta. In diesem Jahr in Basel kam die israelische Künstlerin Yuval Raphael mit "New Day Will Rise" auf Platz zwei. Weil das Votum von Jury und Publikum stark voneinander abwichen, hatte es diesbezüglich allerlei Mutmaßungen und Verschwörungstheorien über die Abstimmung gegeben, zumal die israelische Regierung eine Marketing-Kampagne für Yuval Raphael mitfinanziert hatte, wie eine spätere Untersuchung der ESC-Verantwortlichen ergab [externer Link].

Auch aus diesem Grund wollen Slowenien, Spanien, Irland und Holland keine Künstler nach Wien schicken. Island will sich in wenigen Tagen festlegen. "Die humanitäre Lage in Gaza und Israels Instrumentalisierung des Wettbewerbs für politische Zwecke machen es zunehmend schwieriger, den Eurovision Song Contest als neutrale Kulturveranstaltung aufrechtzuerhalten", hieß von Alfonso Morales, dem Generalsekretär des spanischen Fernsehens [externer Link]. Er sprach von "Doppelmoral" der EBU und befürchtete trotz einiger Reformvorhaben bei der Stimmabgabe "Wahlmanipulation". Die EBU erlebe gerade einen der "größten inneren Konflikte" ihrer Geschichte.

SWR: "Keine finanzielle Mehrbelastung"

Dagegen zeigte sich der in der ARD für den ESC zuständige SWR-Intendant Kai Gniffke ungeachtet der spanischen Absage gelassen: "Das ist deren gutes Recht. Es wird ja niemand zur Teilnahme gezwungen, aber es wird uns nicht aus der Bahn werfen." Eine wesentliche finanzielle Mehrbelastung erwartet der SWR trotz des Teil-Boykotts einiger Länder (und Geldgeber) bisher nicht [externer Link]. Die Gesamtkosten sollen im kommenden Jahr bei 36 Millionen Euro liegen, der ORF übernimmt davon rund 16 Millionen ("sparsam, aber spektakulär"). Die Stadt Wien gibt einen ansehnlichen Zuschuss.

Bundeskulturstaatsminister Wolfram Weimer wandte sich in der Angelegenheit mit einem Schreiben an seine europäischen Kollegen, hieß es von der Nachrichtenagentur dpa. Die Absagen gefährdeten die "Atmosphäre der Gemeinsamkeit und des kulturellen Austauschs" beim ESC und könnten "auch das Fundament eines einzigartigen europäischen Projekts erschüttern". Das nächste Finale vom 12. bis 16. Mai 2026 in der Wiener Stadthalle solle "zu einem Fest der gemeinsamen Werte Europas" und ein "Symbol kultureller Einheit, Vielfalt und Verständigung" werden.

"Unabhängig und Freiheit treubleiben"

Wie auch immer: das Motto des nächsten Wettbewerbs, "United by Music", also "vereint durch die Musik", mutet derzeit eher wie Satire an. Zumindest im sehr israelkritischen Skandinavien scheint sich die Lage allerdings beruhigt zu haben. "Die neuen ESC-Regeln sehen unter anderem vor, dass Regierungen auf Wahlkampagnen verzichten müssen, die Anzahl der Stimmen pro Teilnehmer reduziert wird und in den Halbfinals wieder professionelle Jurys eingesetzt werden. Zudem wird die technische Sicherheit verstärkt, um Wahlbetrug zu verhindern", so die Chefin des schwedischen Fernsehens, Anne Lagercrantz [externer Link]. Ihr Sender werde daher 2026 teilnehmen, was auch für Finnland gilt.

Jean-Paul Philippot vom ESC-skeptischen belgischen Sender RTBF betonte an die Adresse Israels [externer Link]: "Unsere Teilnahme geht mit der klaren Haltung einher, die Hindernisse für die Informationsfreiheit anzuprangern, den Schutz aller Bürger und Journalisten zu fordern und ihre sichere Anwesenheit vor Ort zu gewährleisten. Denn Kultur ist niemals von der Realität losgelöste Unterhaltung. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat die Pflicht, der Menschlichkeit, der redaktionellen Unabhängigkeit und der Freiheit treu zu bleiben."

Im Audio: Israel beim ESC - Debatte nach Entscheidung der EBU

Das Logo zum Eurovision Song Contest - Vienna 2026 , im Rahmen eines Pressetermins "Medienupdate zum Eurovision Song Contest" am Dienstag, 18. November 2025 in der Wiener Stadthalle.
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(Symbolbild) Israel kann am Eurovision Song Contest (ESC) in Wien teilnehmen.

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