Wer heute eine Frage hat und im Internet nach einer Antwort sucht, hat die Wahl: eine klassische Suchmaschine fragen und sich durch mehrere Websites klicken – oder einen Chatbot öffnen und in Sekunden eine Antwort bekommen. Immer mehr Menschen entscheiden sich für die zweite Variante. Die neue Studie "KI & Search" der BR-Medienforschung in Zusammenarbeit mit ARD SEO zeigt nun erstmals, wie weitreichend diese Veränderung bereits ist. Für die repräsentative Erhebung wurden im Oktober 2025 insgesamt 1.200 Personen zwischen 16 und 69 Jahren befragt.
82 Prozent der 16- bis 69-Jährigen in Deutschland haben demnach schon einmal KI-Tools oder KI-Zusammenfassungen in Suchmaschinen zur Informationssuche genutzt. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 94 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet das: 47 Millionen Menschen in Deutschland haben KI bereits für die Informationsbeschaffung verwendet.
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ChatGPT dominiert den Markt
Die Entwicklung geht hier schnell. 61 Prozent der Befragten greifen mittlerweile mindestens wöchentlich auf KI-generierte Inhalte zurück. Bei den Jüngeren unter 30 Jahren sind es sogar 87 Prozent – für sie ist die KI-Suche zur Routine geworden.
Das mit Abstand beliebteste Tool ist ChatGPT: 33 Prozent der Befragten nutzen es mindestens wöchentlich. Dahinter folgen Google Gemini mit 21 Prozent, Meta AI mit 16 Prozent und Microsoft Copilot mit 13 Prozent. Auch die "AI Overviews" – also KI-generierte Zusammenfassungen, die Google seit Herbst 2025 direkt in den Suchergebnissen anzeigt – werden von 41 Prozent der Deutschen unter 70 Jahren regelmäßig genutzt.
Das Phänomen der "Zero-Klick-Suche"
Mit der neuen Technologie verändert sich auch das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer grundlegend. Immer häufiger endet eine Suche, ohne dass jemand auf einen weiterführenden Link klickt – Fachleute sprechen von "Zero-Klick-Suchen". Die Studie liefert dazu erstmals konkrete Zahlen für Deutschland.
54 Prozent derjenigen, die KI-Zusammenfassungen in Suchmaschinen nutzen, geben an, bei höchstens der Hälfte ihrer Suchanfragen noch auf weiterführende Links zu klicken. Bei reinen KI-Tools wie ChatGPT ist der Effekt noch stärker: Hier klicken 75 Prozent der Nutzenden bei höchstens der Hälfte ihrer Anfragen auf Links – 44 Prozent tun dies sogar "selten oder nie".
Wikipedia und Blogs verlieren am stärksten
Die Auswirkungen auf klassische Websites sind bereits messbar. Am härtesten trifft es Wikipedia: 29 Prozent der Befragten geben an, die Online-Enzyklopädie seltener zu nutzen, seit es KI-Angebote gibt. Nur zehn Prozent nutzen sie häufiger. Auch Blogs und Foren verzeichnen deutliche Rückgänge: 22 Prozent weniger Nutzung steht hier nur neun Prozent mehr gegenüber.
Bei Nachrichtenwebsites fällt der Effekt etwas geringer aus. 16 Prozent nutzen die digitalen Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seltener, bei privaten Nachrichtenanbietern sind es 19 Prozent. Allerdings geben auch jeweils rund zehn Prozent an, diese Angebote seit dem Aufkommen von KI häufiger zu nutzen.
Google plant den nächsten Schritt
Die Entwicklung dürfte sich in den kommenden Monaten weiter beschleunigen. Google rollt seit Oktober 2025 seinen neuen "AI Mode" in Deutschland aus – eine erweiterte KI-Suche, die noch stärker auf generierte Antworten setzt. Laut der Studie können sich 15 Prozent der Befragten vorstellen, diesen Modus künftig als Standard-Suche zu nutzen. Weitere 31 Prozent wollen flexibel zwischen klassischer Suche und KI-Modus wechseln.
Die kleine Gruppe der KI-Verweigerer – 18 Prozent der Bevölkerung – dürfte hingegen kaum noch wachsen. Sie ist im Schnitt deutlich älter, verfügt über niedrigere Bildungsabschlüsse und steht digitalen Informationsquellen generell skeptisch gegenüber. Nur 13 Prozent dieser Gruppe zeigt sich offen, KI in Zukunft auszuprobieren.
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