Donald Trump sprach auf den Kanälen des Weißen Hauses zur Ermordung von Charlie Kirk. Eine Sequenz deutet auf eine Bearbeitung des Videos hin.
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Donald Trump sprach auf den Kanälen des Weißen Hauses zur Ermordung von Charlie Kirk. Eine Sequenz deutet auf eine Bearbeitung des Videos hin.
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Donald Trump sprach auf den Kanälen des Weißen Hauses zur Ermordung von Charlie Kirk. Eine Sequenz deutet auf eine Bearbeitung des Videos hin.

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#Faktenfuchs: KI oder echt? Was wir zu Trumps Kirk-Video wissen

#Faktenfuchs: KI oder echt? Was wir zu Trumps Kirk-Video wissen

Nach der Ermordung von Charlie Kirk hat das Weiße Haus ein Video-Statement von Donald Trump veröffentlicht. Im Netz diskutierten User vor allem eine Stelle, die Ungereimtheiten aufweist. Der #Faktenfuchs hat sie sich angeschaut.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Infoblock am .

Darum geht's:

  • Ein Video von Donald Trump sorgt im Netz für Spekulationen: Es handele sich um einen Deepfake, vermuten einige User.
  • Laut Videoforensikern und Verifikationsexperten ist das unwahrscheinlich, viele Indizien deuten auf authentisches Material hin.
  • An einer Stelle wurde das Video jedoch mit Sicherheit bearbeitet.

Das Video-Statement von Donald Trump zur Ermordung von Charlie Kirk dauert etwa vier Minuten - doch nach nur etwa 18 Sekunden kommt die entscheidende Stelle, über die das Netz spekuliert. Auf den ersten Blick wirkt es, als mache Trump einen kleine, ruckartige und unnatürliche Bewegung zur Seite. Pausiert man das Video an dieser Stelle und schaut auf die Hände des US-Präsidenten, bestätigt das den Eindruck, dass hier etwas nicht stimmt.

Bei Betrachtung der einzelnen Video-Frames, also der Standbilder, wird deutlich, dass vier Frames offensichtlich Anomalien aufweisen. Bei normaler Geschwindigkeit entspricht das nur dem Bruchteil einer Sekunde.

In diesen vier Bildern hebt Trump seine auf dem Tisch liegenden Hände an. Dabei verschwindet der kleine Finger seiner linken Hand. Die anderen Finger der Hand wirken deformiert. Anschließend ist der kleine Finger wieder zu sehen - allerdings an der Stelle, wo zuvor der Ringfinger war. Auch werden Trumps Hände von einem Frame zum anderen plötzlich größer, als würden sie künstlich aufgeblasen. Gleichzeitig erkennt man auf Trumps rechter Hand liegend den durchsichtigen Schimmer seines Zeigefingers.

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An einer Stelle im Video wirken Trumps Finger deformiert, der Zeigefinger schimmert durchsichtig im Bild.

Künstliche Intelligenz? Statement-Video führt zu Spekulationen im Netz

Eine detaillierte optische Bildanalyse zeigt also: An dieser Videosequenz stimmt etwas nicht. Allerdings handelt es sich um ein offizielles Video von Trump, hochgeladen auf den Kanälen des Weißen Hauses.

Das hat im Netz zu allerlei Spekulationen geführt, allen voran Behauptungen, es handele sich um einen Deepfake. Nicht der echte Trump spreche dort, sondern ein Klon, erschaffen mittels künstlicher Intelligenz. Der #Faktenfuchs hat dazu mit Mediengestaltern, Videoforensikern und Deepfake-Experten gesprochen oder deren öffentliche Einschätzungen ausgewertet.

Die Analysen kommen insgesamt zu dem Schluss, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um einen Deepfake von Trump handelt. Dass das Video aber bearbeitet wurde, ist unstrittig

Woher kommen Trumps deformierte Finger?

Der #Faktenfuchs hat Hany Farid von der University of Berkeley in den USA um seine Einschätzung zum Video gebeten. Der Deepfake-Experte und Digitalforensiker schreibt zu der auffälligen Stelle nach rund 18 Sekunden: "Mir ist nicht klar, ob es sich hierbei um KI-Bearbeitung oder einfache Videomanipulation handelt, aber ich bin mir sicher, dass hier eine gewisse Videomanipulation vorliegt."

Der #Faktenfuchs hat die Sequenz außerdem einem Mediengestalter des BR gezeigt, der seit vielen Jahren mit professionellen Videoschnitt- und Bearbeitungsprogrammen arbeitet. Er hält einen mittels einer Blende kaschierten Schnitt für wahrscheinlich. Dabei werden zwei Videosequenzen übereinander gelegt und optisch ineinander überführt. Möglicherweise sei dabei ein sogenannter "Morph-Schnitt" zum Einsatz gekommen, der Bilder möglichst fließend ineinander übergehen lässt. "In einem Frame ist auch ein Finger in niedriger Deckkraft zu sehen, das spricht auch für eine Form von Überblendung", schreibt der Mediengestalter dem #Faktenfuchs.

Was für eine Form von Bearbeitung genau vorliegt, was möglicherweise aus dem Video herausgeschnitten wurde oder welche andere Erklärung es für den Einsatz der Videobearbeitung gibt, bleibt letztlich unklar. Der #Faktenfuchs hat diese Fragen dem Weißen Haus gestellt, jedoch keine Antwort erhalten.

Experten halten KI-Deepfake für unwahrscheinlich

Könnte es sich dennoch um einen Deepfake von Trump handeln? Deformierte Finger oder Extremitäten sind grundsätzlich ein möglicher Hinweis auf KI-Einsatz und haben in diesem Fall die entsprechenden Spekulationen im Netz befeuert.

Forensiker Hany Farid schreibt dem #Faktenfuchs: "Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass das vierminütige Video in seiner Gesamtheit KI-generiert ist."

Auch der KI- und Verifikationsexperte Henk van Ess hat sich das Video angeschaut. Auf X, ehemals Twitter, schreibt er: "Es gibt mehr Hinweise darauf, dass es größtenteils authentisch ist, als dass es KI-generiert ist."

Sowohl seine technische, als auch optische Analyse sprächen gegen einen KI-Klon. Technisch könne er in seiner Analyse kein auf dem Markt gängiges KI-Modell erkennen. Eine individuelle, nicht-öffentliche Software, die technisch anspruchsvoller sei, könnte jedoch von entsprechenden Detektoren nicht erkannt werden.

Gegen KI spricht laut van Ess auch die korrekte Darstellung von Spiegelungen auf dem Schreibtisch sowie die Mimik. "Die subtilen, asymmetrischen Muskelkontraktionen um die Augen und den Mund herum sind für KI zu organisch. Generative Videos haben Schwierigkeiten damit, diese makellosen, sich nicht wiederholenden Mikroexpressionen zu erzeugen", schreibt van Ess auf X.

Zu ähnlichen Einschätzungen kamen auch Experten, die BBC Verify und der US-Sender NBC News befragt haben. Gegenüber NBC News sagte ein Sprecher des Weißen Hauses, dass "keine KI in diesem Video eingesetzt wurde".

KI-Fortschritt: Endgültige Klarheit nicht immer möglich

Letztlich bleibt es aber bei Einschätzungen - weil es in Zeiten, in denen Deepfake- und KI-Tools immer fortschrittlicher werden, zunehmend schwieriger wird, echte und künstliche Inhalte auseinanderzuhalten.

Auch Erkennungssoftware für Deepfakes und KI, die der #Faktenfuchs fortlaufend testet, bietet in so einem Fall keine eindeutigen Ergebnisse. Einige Tools geben mit hoher Sicherheit an, dass es sich um einen synthetischen Inhalt handelt, andere geben unklare Einschätzungen oder liefern das Ergebnis, dass es sich um authentische Bilder handelt. Warum die Tools zu den jeweiligen Ergebnissen kommen, lässt sich nicht nachvollziehen.

Solche uneindeutigen Ergebnisse hatte laut BBC auch Patrick Wong, Vorsitzender der Forschungsgruppe "neXt Generation Multimedia Technologies" an der Open University im Vereinigten Königreich. "Einige Bilder wirkten gefälscht, einige wenige fragwürdig, und das System kam zu dem Ergebnis, dass das Video mit einer Wahrscheinlichkeit von 52 Prozent echt ist", sagte Wong der BBC.

Henk van Ess schreibt auf X: "Könnte es sich dennoch um KI handeln? Sicher – etwas als echt zu beweisen ist viel schwieriger, als es als Fälschung zu entlarven."

Fazit

Das vom Weißen Haus veröffentlichte Video von US-Präsident Trump zur Ermordung von Charlie Kirk enthält eine offensichtlich bearbeitete Sequenz. Verformungen an Trumps Fingern und weitere optische Details lassen auf eine Videobearbeitung schließen. Laut Videoexperten wäre eine nachträglich eingefügte Blende plausibel. Was genau für eine Bearbeitung stattgefunden hat, lässt sich aber nicht sagen.

Auf eine Anfrage dazu reagierte das Weiße Haus nicht, gegenüber NBC sagte ein Sprecher lediglich, dass keine KI in dem Video eingesetzt worden sei. Entsprechende Spekulationen, dass es sich um einen Deepfake handeln könnte, verbreiteten sich aufgrund der verformten Finger im Netz. Videoforensiker und Deepfake-Experten halten das auf Basis ihrer Analysen zwar für nicht ausgeschlossen, aber für sehr unwahrscheinlich.

Quellen:

Interviews/Presseanfragen:

Schriftliche Anfrage an Hany Farid, 11.09.2025

Veröffentlichungen

BBC Verify, "Trump’s video about Kirk’s killing unlikely to be AI-generated, say experts"

Henk van Ess, X-Beitrag vom 11.09.2025

NBC News, "Glitch in Trump's Charlie Kirk memorial video"

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