Darum geht's:
- Viele Menschen diskutieren auf Social Media gerade über einen kurzen Videoausschnitt aus einer Rede von Friedrich Merz.
- Die Aussage ist echt – allerdings fehlt ihr der Kontext. Es geht um Bürgergeldempfänger, die arbeiten und zusätzlich Leistungen beziehen.
- Im größeren Zusammenhang behauptet Merz jedoch fälschlicherweise, es gebe "Millionen" Aufstocker. Tatsächlich sind es weniger.
Der Videoausschnitt ist nur ein paar Sekunden lang. Er zeigt Bundeskanzler Friedrich Merz auf dem Parteitag der CDU Niedersachsen bei seiner Rede am 22. August. In dem Ausschnitt sagt Merz wörtlich: "Diejenigen, die für 530 Euro im Monat arbeiten, denen muss man doch mal die Frage stellen, warum könnt ihr nicht auch für 2.000 Euro im Monat arbeiten?"
Anders als manche User vermuteten, ist der Videoschnipsel aus Merz Rede echt.
Unter einem Post auf der Meta-Plattform Threads kommentiert eine Userin "Das ist doch KI, oder???". Die Antwort: Ist es nicht. Der #Faktenfuchs hat sich die Rede von Friedrich Merz angeschaut. Die Stelle, an der Merz den Satz sagt, beginnt im Mitschnitt der CDU Niedersachsen bei etwa 32 Minuten und 12 Sekunden.
Kein KI-Deepfake: Ausschnitt von Merz ist echt, aber aus dem Zusammenhang gerissen
Merz wird unterstellt, er denke, es gehe so leicht, dass Menschen mehr verdienen – indem sie es einfach tun. Merz hacke allgemein auf denjenigen herum, die wenig verdienen, egal ob Mini-Jobber oder Teilzeitkraft. Ein User schreibt: "Liebe alleinerziehenden Mütter, Pflegende und Beschäftigte im Niedriglohnsektor. Der @bundeskanzler möchte gerne von euch wissen, was euch daran hindert, einfach 2.000 statt 530 Euro im Monat zu verdienen."
Wen hat der Bundeskanzler mit dem Satz gemeint? Ein Blick auf die ganze Rede zeigt: Merz bezieht sich explizit auf Bürgergeld-Aufstocker, also diejenigen, die arbeiten, aber trotzdem nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten können und daher zusätzlich Bürgergeld beziehen. Hier ist das Transkript der Stelle, mit dem dazugehörigen Kontext.
"Wir werden und wir müssen das Bürgergeld reformieren. Das kann so nicht bleiben. 5,6 Millionen Menschen im Bürgergeld. Davon Millionen Aufstocker. Diejenigen, die für 530 Euro im Monat arbeiten, denen muss man doch mal die Frage stellen, warum könnt ihr nicht auch für 2.000 Euro im Monat arbeiten? Was ist da eigentlich in diesen Systemen los? Ich mache denen, die sie nutzen, keine Vorwürfe. Der Vorwurf richtet sich an uns. Wir machen Angebote, von denen der eine oder andere sagt, ich wäre doch blöd, wenn ich es nicht annehmen würde. Wir ändern das jetzt und sorgen dafür, dass es Sinn macht, wieder in den regulären Arbeitsmarkt zurückzukehren und dort zu arbeiten und nicht aufzustocken oder soziale Transferleistungen in Anspruch zu nehmen."
"Millionen" sind es nicht: Weniger Aufstocker als Merz auf Parteitag behauptet
Dem Ausschnitt, der auf Social Media kursiert, fehlt also der Kontext. Derartige Ausschnitte von Politikern, die Aussagen verkürzen, gibt es häufig. In dem längeren Zitat steckt allerdings eine falsche Aussage.
Merz behauptet, es gebe beim Bürgergeld "Millionen" Aufstocker. Tatsächlich waren es laut den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit im März 2025 aber nur rund 810.000 Menschen, die sowohl Bürgergeld beziehen, als auch einer Arbeit nachgehen.
Fazit
Der Videoausschnitt von Bundeskanzler Friedrich Merz ist echt – es handelt sich nicht um einen Deepfake, sondern um einen echten Ausschnitt von seiner Rede beim Parteitag der CDU Niedersachsen. Der Ausschnitt reißt jedoch Merz’ Aussage aus dem Zusammenhang.
Im Netz gibt es daraufhin eine große Diskussion. User unterstellen ihm, generell denjenigen zu kritisieren, die wenig verdienen. Merz bezog sich in seiner Aussage jedoch auf Bürgergeld-Aufstocker, also diejenigen, die arbeiten, aber trotzdem nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten können und daher zusätzlich Bürgergeld beziehen. In dem Zusammenhang behauptete Merz allerdings, es gebe Millionen solcher Aufstocker. Tatsächlich sind es rund 810.000.
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