Der Schulalltag deutscher Lehrkräfte ist hart. Jan (Nachname ist der Redaktion bekannt), Lehrer in Nordrhein-Westfalen, beschreibt im KI-Podcast der ARD eine ernüchternde Realität: "Die ersten Jahre als Lehrer sind hart, weil du da wirklich ein unfassbares Pensum abreißt. Unterricht kommt immer zu kurz." Klassenleitung, Konferenzen, Konzepte schreiben – oft bleibe nur Zeit, eine einzige Schulstunde pro Woche wirklich vorzubereiten.
Dabei wünschen sich viele Lehrkräfte nichts sehnlicher, als kreativen Unterricht zu gestalten. Jan formuliert es so: "Der Lehrberuf braucht einen gewissen Anteil Muße. Du brauchst mal ein paar Stunden, wo du Zeit hast, nur zum Nachdenken." Genau hier könnten KI-Tools ansetzen – als Zeitsparer für repetitive Aufgaben.
KI als persönliche Assistentin im Schulalltag
Tatsächlich experimentieren immer mehr Lehrkräfte eigenständig mit KI-Tools. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig: Arbeitsblätter erstellen, Texte in einfachere Sprache übersetzen, Unterrichtsideen entwickeln oder Prüfungsaufgaben generieren. Auch bei der Korrektur können die Programme unterstützen – etwa indem sie Bewertungsraster vorschlagen oder Feedback-Formulierungen liefern.
Besonders hilfreich zeigt sich KI bei der Individualisierung: Chatbots können Aufgaben an verschiedene Leistungsniveaus anpassen oder Schülern als geduldige Übungspartner beim Sprachenlernen dienen.
Zwischen Datenschutz und Pragmatismus
Doch die Nutzung bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone. Datenschutzbedenken sind real: Viele KI-Anbieter speichern Eingaben, personenbezogene Daten könnten in Trainingsdaten fließen. Jan beschreibt die Situation pragmatisch: "Ich glaube, KI wird erstmal so bleiben wie jetzt, im Sinne von: auf individueller Ebene setzen sich Leute wie meine Wenigkeit dahin und probieren rum." Von offizieller Stelle fühlt er sich wenig unterstützt.
Zugleich sind die Kultusministerien durchaus aufgeschlossen – zumindest auf dem Papier. Bereits seit dem vergangenen Jahr haben mehrere Bundesländer Handreichungen veröffentlicht, die zum Experimentieren ermutigen. Im internationalen Vergleich reagierte Deutschland damit vergleichsweise schnell – anders als etwa in Italien gab es hierzulande keine pauschalen Verbote.
Zwischen Theorie und Praxis klafft eine Lücke
Doch zwischen politischem Willen und schulischer Realität klafft eine Lücke. Während die Handreichungen Mut machen, fehlt es an konkreter Unterstützung: Zeit für Fortbildungen ist rar, technische Infrastruktur lückenhaft. Jan berichtet von seinen Erfahrungen: "Schulen werden immer alleingelassen mit ihren Aufgaben. Es kommt immer irgendwas drauf und dir wird nie geholfen."
Neue Anforderungen würden auferlegt, ohne dass alte Aufgaben wegfielen oder echte Ressourcen bereitgestellt würden. Das Ergebnis: An manchen Schulen treiben Engagierte die digitale Transformation voran. An anderen überwiegt die Überforderung.
🎧 Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in "Der KI-Podcast" – dem Podcast von BR24 und SWR.
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