Das Leben als Club-Fan ist nicht leicht - und doch wendet es sich schon auch immer mal wieder zum Guten. Bezeichnend dafür war das vergangene Heimspiel des 1. FC Nürnberg in der 2. Fußball-Bundesliga: Zur Halbzeitpause pfiffen die Nürnberger Fußball-Anhänger ihre indisponierte Mannschaft noch aus, diese lag 1:2 gegen den Aufsteiger Münster zurück. Am Ende konnten die Fans dann aber doch einen hart umkämpften 3:2-Erfolg mit ihr feiern.
Spätestens da musste der Trainer Miroslav Klose endgültig bemerkt haben: Auch so ein Leben als Club-Coach ist nicht immer leicht. Der frühere Weltklassestürmer war sich hinterher aber gleich bewusst, dass das ein wichtiger Sieg gewesen sein könnte. "Charakter" hatte Klose in seiner Mannschaft erkannt, erzählt er am BR24Sport-Mikrofon.
Auch für ihn selbst war dieser Erfolg ein Befreiungsschlag nach einem schwierigen Saisonbeginn. Statt einer möglichen Trainerdiskussion herrschte über die Länderspielpause hinweg Ruhe am Valznerweiher.
Klose vor seinem ersten Frankenderby: "Ich freue mich unglaublich"
Das sind mit Sicherheit keine schlechten Voraussetzungen für das nächste Spiel. Schließlich steht die "Mutter aller Derbys" an, das 273. Frankenderby bei der SpVgg Greuther Fürth.
Am Sonntag ab 13.30 Uhr in der Radioreportage im Livecenter BR24 Sport: 2. Bundesliga: Das 273. Frankenderby: SpVgg Greuther Fürth - 1. FC Nürnberg
Es ist Kloses erstes Frankenderby, und er weiß um die Wichtigkeit des Duells: "Ich freue mich unglaublich auf dieses Derby. Als Spieler habe ich unglaublich gerne Derbys gespielt", sagte der 46-Jährige. Er dachte da auch ein wenig an die Zeit der heißblütigen Duelle seiner Laziali mit der AS in Rom zurück.
Trotzdem: Die so große Euphorie um Klose zu Saisonbeginn ist nun, zweieinhalb Monate später, verflogen. Ein Erfolg im mittelfränkischen Duell wäre daher schon Balsam für die gequälte Clubberer-Seele, würde den FCN zumindest zurück in die Nähe der oberen Tabellenregion führen und damit eine Trendumkehr vom Abstiegs- hin in Richtung des im Umfeld so erhofften Aufstiegskampfs beschleunigen.
Zudem müsste sich Klose auch nicht weiteren ungemütlichen Trainerfragen stellen - jene sind nach dem Münster-Erfolg ja erst einmal verstummt. Bei allen Emotionen auf den Rängen, auf dem Platz und auch bei den Trainern am Spielfeldrand glaubt Klose, dass es dafür jedoch zuallererst wichtig ist, "einen kühlen Kopf" zu bewahren.
Im Rahmen der Sendung "Heute im Stadion" bei Bayern 1 spricht am Samstagnachmittag ab 15.05 Uhr auch der Nürnberger Sportvorstand, Joti Chatzialexiou, im Interview über das anstehende 273. Frankenderby.
Zwei junge Mannschaften im Duell
Das werde er auch bei seiner finalen Ansprache kurz vor dem Anpfiff in der Kabine berücksichtigen. Ruhig und besonnen werde er dann zur Mannschaft sprechen. "Auf beiden Seiten ist es eine junge Mannschaft, da zu überdrehen, wäre nicht hilfreich", sagte Klose.
Das ist ja eine seiner größten Errungenschaften bislang in Nürnberg (und natürlich auch die seines Gegenübers Alexander Zorniger seit Jahren in Fürth). Der ehemalige FC-Bayern-Jugendcoach Klose schaffte es, einige hoffnungsvolle Youngster direkt zu integrieren. Gegen Münster überragte der 21-jährige Caspar Jander, der U17-Welt- und Europameister Finn Jeltsch verteidigt stark, hinter ihm steht Jan Reichert, in der Vorsaison noch U23-Torwart, im Kasten.
Zornigers starke Derby-Bilanz
So ganz gefunden haben sich die Nürnberger aber noch nicht, sie kassierten alleine in den vergangenen drei Partien jeweils zwei Gegentore, zuvor unterlagen sie auch einmal dem 1. FC Magdeburg 0:4.
In der aktuellen Wankelmütigkeit unter dem neuen Trainer sieht Zorniger eine Chance. "Wir wollen alles reinwerfen in das Spiel, weil wir aus den letzten Jahren wissen, dass dir das Derby einen Push geben kann", sagte der Fürther Coach. Der 57-Jährige ist zudem persönlich noch ungeschlagen gegen den Club: drei Derbys, zwei Heimsiege, ein Auswärtsremis. "Ich wünsche Miroslav Klose, dass es gut läuft", sagte Zorniger zwar - allerdings mit dem Zusatz: "Ab Montag."
Erinnerungen an den 20. Oktober 1907
Während die Nürnberger zwar die Gesamtstatistik 81:28 Erfolgen anführen, zeigt die jüngere Vergangenheit und die Gegenwart ein anderes Bild: Von den vergangenen 28 Derbys konnten die Clubberer nur vier gewinnen, 13 Mal setzten sich die Fürther durch. Und seit dem Jahr 2000 hat der FCN nur einmal in Fürth siegen können (3:1 im Jahr 2017). Auch darauf verwies Klose.
Einen Trumpf birgt die Vergangenheit aber dennoch: Das Duell findet am 20. Oktober statt. Und an jenem 20. Oktober im Jahre 1907 feierte der Club seinen bislang höchsten Derbysieg der Vereinsgeschichte: ein 10:0 im damals zehnten Frankenderby. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen für Klose und den FCN im Streben nach einem leichteren Leben.
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