Wenn am Mittwoch der FC Bayern auf den FC Barcelona trifft (23. Oktober, ab 21 Uhr live in der Radioreportage bei BR24Sport), wird auf der Trainerbank der Katalanen ein alter Bekannter der Münchner sitzen: Hansi Flick, der Verantwortliche für den letzten großen europäischen Triumph der Münchner im Jahr 2020. Laut aktueller Medienberichte lag es an den Zweifeln von Max Eberl, dass Flick nun in Barcelona arbeitet und nicht ein zweites Mal in München. Denn, so berichtet der "kicker", der FC Bayern hatte Flick als Tuchel-Nachfolger angefragt, der hatte Interesse - doch Eberl wollte Kompany.
Flicks 8:2 gegen Barcelona ist bei Barça noch immer Thema
Eberl bekam seinen Wunsch und Flick ein Angebot vom Weltverein aus Katalonien. Als die Meldung durchsickerte, dass er der neue Trainer des FC Barcelona werden würde, war man in Deutschland von dieser Nachricht überrascht. Der Ruf des 59-Jährigen hatte während seiner Zeit als Bundestrainer ordentlich Schlagseite bekommen. Die verpatzte Weltmeisterschaft in Katar, ein unglücklicher Doku-Film voller Graugänse und Disziplin-Problemen, ein Nachfolger, der fast alles besser machte - Flick wurde als Gescheiterter abgestempelt.
Zumindest in Deutschland. In Barcelona reagierte man auf die Ankunft von Flick voller Begeisterung und Hoffnung. In Katalonien hatte man weniger die schlechte WM vor Augen, sondern das Triple mit dem FC Bayern 2020, seinen dominanten Spielstil in München - und dieses eine Spiel: das 2:8 aus Sicht der stolzen "Blaugrana". Flick war der Architekt der vielleicht heftigsten Niederlage in der Vereinsgeschichte.
"Totenerwecker" Flick: Barcelona dominiert die spanische Liga
Mehr als 100 Tage ist Flick nun im Amt beim FC Barcelona und der Blick auf ihn ist noch immer derselbe: "Der Totenerwecker", titelte kürzlich die "Marca". "Der König des Ballbesitzes", nannte ihn "Mundo Deportivo" und hatte das Fazit: "Flick macht weiterhin alles richtig." Nach einer enttäuschenden Saison war Barcelona in der Liga chancenlos hinter Erzrivalen Real Madrid zurückgeblieben, in Champions League und Pokal war im Viertelfinale Schluss.
Flick brachte Hoffnung nach Barcelona zurück. Sein Start ist beeindruckend: Zwölf Spiele, zehn Siege, zwei Niederlagen - in der Liga steht Barça an der Tabellenspitze und hat drei Punkte Vorsprung auf Real Madrid. In der Kabine herrscht gute Stimmung. Und auf dem Platz sieht man klassischen Flick-Fußball.
3,3 Tore pro Spiel: Die Offensivmaschine FC Barcelona
Der Deutsche lässt die Katalanen, wie einst die Bayern, im 4-2-3-1 auflaufen, presst sehr früh auf den Gegner und hält den Ball lange in den eigenen Reihen. Durchschnittlich 60 Prozent Ballbesitz hat Barcelona unter Flick, gegen schwächere Gegner wie den FC Getafe nähert sich dieser Wert auch mal der 80-Prozent-Marke. Und sein Team münzt diese Überlegenheit in Tore um: 33 Tore in zehn Ligaspielen, zwölf mehr als jedes andere Team.
Die Stimmung beim FC Barcelona ist dank Flick wieder euphorisch. Doch - das kennt der Trainer aus seiner Zeit in München - eine Niederlage in einem wichtigen Spiel könnte das schlagartig ändern. Und ein solches ist das Champions-League-Duell gegen den FC Bayern zweifelsohne. Von einer "transzendentalen Partie" für Flick schreibt "Mundo Deportivo". Einer Partie, die viel weitreichender ist, als diese 90 Minuten Fußball.
Flick vor Duell mit FC Bayern: "Werden bereit sein"
Flicks Medizin für die aufgeregte spanische Medienlandschaft ist seine rationale Art. "Wir wissen nicht, wie am Ende das Ergebnis sein wird. Aber wir werden bereit sein", sagt der 59-Jährige nach dem spektakulären 5:1-Sieg gegen den FC Sevilla am Sonntag und vor dem Wiedersehen mit seinem ehemaligen Arbeitgeber. "Unser Job ist es, uns gut auf das nächste Spiel vorzubereiten, ob es Bayern München ist, Getafe oder Real Madrid. Das spielt keine Rolle."
Kompany lobt Flick: Hat "Unglaubliches geleistet"
Die Münchner kommen aus einem ähnlich spektakulären Wochenende: Ein 4:0 gegen den VfB Stuttgart, feierte der FC Bayern. Mit 24 Toren in sieben Spielen haben die Münchner mit 3,4 Toren pro Spiel eine ähnlich beeindruckende Torausbeute. Und der Ballbesitz - durchschnittlich 65 Prozent - ist genauso erdrückend. Flick habe "Unglaubliches geleistet", befand Vincent Kompany kürzlich und dürfte wohl von seinem Gegenüber ein ähnliches Lob erwarten. Das Duell wird das Aufeinandertreffen zweier sehr ähnlicher Spielphilosophien. Wer am Ende gewinnt, wird wohl auch im Kampf um den Ballbesitz entschieden werden - und auch die Stimmung im jeweiligen Verein maßgeblich beeinflussen.
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