So war das nicht geplant. Die letzte Transferperiode, die bei den Basketballern des FC Bayern München noch Sportdirektor Marko Pesic verantwortet, bevor er sich aus dem operativen Geschäft zurückzieht, wurde arbeitsintensiver als erhofft. Wieder mal galt es, einen größeren personellen Umbruch zu managen.
Abgänge von Leistungsträgern schmerzen
Dank kluger Langfristplanung wähnte sich der nun siebenfache deutsche Meister bei diversen Leistungsträgern auf der sicheren Seite. Neben Kapitän Vladimir Lucic und Oscar da Silva, die beide bis 2027 gebunden sind, hatten auch die Guards Carsen Edwards und Nick Weiler-Babb noch einen Vertrag. Beide machten jedoch von einer Ausstiegsklausel Gebrauch und wechselten.
Edwards, der in seinen zwei Spielzeiten in München zum absoluten Leistungsträger avancierte, heuerte bei Virtus Bologna an, "Verteidigungsmonster" Weiler-Babb bei Anadolu Istanbul. Auch Shabazz Napier, "MVP" der BBL-Finalserie gegen ratiopharm Ulm, verließ den Klub. Zuvor hatten die Münchner bereits Center Devin Booker sowie die Talente Ivan Kharchenkov und Danko Brankovic verabschiedet.
Mehr Arbeit als geplant für Marko Pesic
Der Aderlass ist also wieder mal enorm. Entsprechend arbeitsintensiv war die Sommerpause und Marko Pesic mehr im Office als auf seinem Segelboot vor Kroatien. Zusammen mit Sportchef Dragan Tarlac tüftelte er am neuen Kader. Und so kamen insgesamt zehn Neuzugänge dazu – darunter nicht wenige Profis mit EuroLeague-Erfahrung.
Aus Ulm wechselt Shooting Guard Justinian Jessup nach München. Außerdem wurden sechs Profis von EuroLeague-Konkurrenten abgeworben: Von Panathinaikos Athen kommt der NBA-erfahrene Center Wenyen Gabriel, Aufbauspieler Xavier Rathan-Mayes spielte bisher für Real Madrid, auch Kamar Baldwin (Baskonia Vitoria-Gasteiz) ist für eine der Guardpositionen vorgesehen. Isiaha Mike, der von Partizan Belgrad wechselt, soll die Viererposition (Power Forward) besetzen.
"Königstransfer" Jokubaitis schwer verletzt
Den durch den Abgang von Weiler-Babb frei gewordenen deutschen Kaderplatz nimmt künftig Nationalspieler Leon Kratzer ein. Der 28-Jährige kommt von Paris Basketball.
Als "Königstransfer" dieses Sommers galt zudem die Verpflichtung von Shooting Guard Rokas Jokubaitis. Der 24-jährige Litauer, der zuletzt für den israelischen Klub Maccabi Tel Aviv spielte und mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattet wurde, verletzte sich allerdings bei der EM und fällt mit einer "gravierenden Bänderverletzung im linken Knie" lange aus. Die Bayern reagierten und holten Stefan Jovic (zuletzt Valencia Basket Club) zurück, der bereits von 2017 bis 2019 für die Münchner spielte.
Wenige Tage vor Saisonstart legte der Meister dann sogar noch einmal nach: Center David McCormack, der in der vergangenen Saison für Olimpia Mailand und Alba Berlin spielte, und der serbische Nationalspieler Aleksa Radanov. Der Forward trainiert bereits seit einigen Wochen als Gastspieler in München und erhielt nun einen Vertrag.
Hainers mahnende Worte: Nicht noch ein Weißenfels
Die "Einkaufstour" zeigt: Die hohen Ziele werden sich beim FC Bayern Basketball nicht ändern. Präsident Herbert Hainer formuliert es so: "Wir wollen auf alle Fälle den deutschen Meistertitel verteidigen und ich denke, es ist auch Zeit, dass wir den Pokal wieder angreifen."
Ein Lapsus wie in der vergangenen Saison, als man im Pokal-Halbfinale gegen den Mitteldeutschen BC ausschied, soll ein einmaliger Ausrutscher bleiben. Hainer: "Was in Weißenfels passiert ist, sollte nicht nochmal passieren."
National muss der FC Bayern – trotz aller Verletzungssorgen – niemanden fürchten. Vizemeister Ulm hat einen noch größeren Umbruch zu stemmen, der langjährige Dauerrivale aus Berlin muss sich nach einer enttäuschenden Saison neu aufstellen.
"In der EuroLeague wird es natürlich nicht einfacher, es sind zwei Teams mehr, alle rüsten auf. Aber unser Ziel ist natürlich auch, in die Play-offs zu kommen." Präsident Herbert Hainer
Basketball-EuroLeague bleibt der Maßstab
Die Münchner stellen künftig in der EuroLeague das einzige deutsche Team. Alba Berlin spielt fortan in der Basketball-Champions-League. Europa ist der Maßstab, den die Bayern für ihre Kaderplanung anlegen.
Die Vision, in der EuroLeague irgendwann in die Final Four zu kommen, bleibt bestehen: "Wir haben nach wie vor das Ziel, uns über die Jahre hinweg an der europäischen Spitze zu etablieren", so der Präsident. Zuletzt war man immerhin schon nahe dran an den Play-offs, scheiterte erst in den Play-Ins an Real Madrid.
Trainer Herbert: "Härteste Vorbereitung"
Die Vorbereitung auf die neue Saison verlief mit vielen Verletzten und ohne die EM-Teilnehmer kompliziert. "Ich coache seit 30 Jahren. Das ist auf jeden Fall die härteste Vorbereitung, die ich je mitgemacht habe", so Trainer Gordon Herbert, der neben dem FCB zusätzlich auch als Nationaltrainer die Auswahl seines Heimatlandes Kanada übernommen hat.
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