Schon lange vor der Klub-WM wurden Pro- und Kontra-Listen zum Turnier geschrieben, Experten zur Sinnhaftigkeit des Turniers befragt und kritische Stimmen laut. FCB-Ehrenpräsident Uli Hoeneß sagte am Samstag gegenüber BR24Sport: "Man muss das Ganze mal zu Ende spielen und dann eine Analyse machen und beurteilen."
Der FCB hat zu Ende gespielt und macht man die Analyse, dann stehen auf der einen Seite 50 Millionen Euro für den Verein und spannende internationale Partien wie gegen die Boca Juniors. Auf der anderen Seite stehen die Horror-Verletzung Jamal Musialas, der daraus resultierende Transferdruck und körperlich zehrende Wochen für die Spieler. Aber lässt es sich wirklich abschließend sagen, ob die Klub-WM für den FCB ein Erfolg war? Eine Übersicht über die positiven und negativen Aspekte.
Kontra 1: Verletzung von Jamal Musiala
Im Viertelfinale am Samstag gegen Paris Saint-Germain spielten sich fürchterliche Szenen ab: Nach einem Zusammenprall mit PSG-Keeper Gianluigi Donnarumma war Musiala mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden gegangen.
Der linke Fuß war stark verdreht, die Spieler rundherum sichtlich geschockt. Am Sonntag die bittere Diagnose: Wadenbeinbruch, Sprunggelenksluxation, OP, monatelange Pause. Die Verletzung hat Trainer Vincent Kompany ("Man fühlt sich machtlos") mitgenommen und seine Teamkollegen dürften die Bilder anhaltend beschäftigen.
Kontra 2: Enormer Transferdruck durch Musiala-Ausfall
Während die Spieler in die Sommerpause gehen, fängt die Arbeit für Sportvorstand Max Eberl erst so richtig an. Er muss sich um die Transfers kümmern - einen Ersatz für das Dribbeljuwel Jamal Musiala zu finden, dürfte zur Mammutaufgabe werden.
Eberls Druck wird sich jetzt vor allem in den Bemühungen um Nick Woltemade entladen. Stuttgarts Stürmer ist Bayerns Wunschkandidat, die Verhandlungen mit dem VfB entpuppen sich aktuell aber als schwierig. Am Samstag erst plauderte FC Bayerns Ehrenpräsident, Uli Hoeneß, über den Fall Woltemade: Man werde wohl eher keine 60, 70 oder 80 Millionen für einen Backup ausgeben. Dann hole man den umworbenen Woltemade eben erst nächstes Jahr, sagte Hoeneß entspannt.
Nur wenige Stunden später aber musste die Situation schon wieder neu evaluiert werden. Woltemade wäre nun kein Ersatz mehr, sondern könnte Musiala lange Zeit vertreten. Denn vorne hat der FCB zuvor schon Thomas Müller, Leroy Sané und Mathys Tel abgegeben.
Der VfB weiß all das und hat in den Verhandlungen jetzt wohl die klare Oberhand. Die Klub-WM-Einnahmen dürften sehr schnell wieder futsch sein, wenn FCB an seinem Woltemade-Plan festhält.
Kontra 3: Mehrbelastung und Strapazen durch Klub-WM
Dass die Klub-WM für die Vereine enorm strapaziös werden würde, war von Anfang an klar. Nach einer langen Saison ging es für die Spieler nicht in die Sommerpause, sondern zum nächsten Turnier - lange Flüge, Jetlag und kaum Regeneration inklusive.
Für die wahre Kraftprobe sorgten aber vor allem die äußeren Einflüsse: lange Spielpausen durch Unwetter, extreme Hitze mit bis zu 42 Grad Celsius, Anstoßzeiten zur heißen Mittagszeit - da halfen die klimatisierten High-Tech-Stadien auch nur bedingt.
Pro 1: FC Bayern zeigt Präsenz in den USA
Zwar sah man bei der Klub-WM oft halbleere Stadien und zurückhaltende Stimmung, die Präsenz des FC Bayern in Städten wie Los Angeles oder Charlotte dürfte die Bekanntheit in den USA aber trotzdem erhöht haben. Was das Turnier in dem Hinblick aber genau eingebracht hat, wird sich kaum messen lassen - vor allem nicht sofort.
Pro 2: Generalprobe für die WM
Viele der Spieler konnten bei der Klub-WM schon mal wichtige Eindrücke sammeln, bevor es 2026 für die Weltmeisterschaft in die USA und Mexiko geht. Hitze und Unwetter dürften auch dann wieder Thema werden.
Auch die Stadien in den USA sind anders als in Europa, meist nicht überdacht, mit niedrigeren Rängen, sie sind oft für American Football oder Baseball ausgelegt. Die Fußballer kennen die Stadien, wenn überhaupt, nur von Trainingslagern im Sommer. Sich an die Umgebung, an den US-Stil zu gewöhnen, könnte einigen der Spieler etwas mehr Lockerheit für die WM geben.
Pro 3: FCB schnuppert internationale Luft
Gegen europäische Top-Klubs kann sich der FC Bayern regelmäßig beweisen, im wirklich internationalen Vergleich aber stehen die Münchner so gut wie nie. Für Harry Kane, Joshua Kimmich und Co. dürfte der Blick über den europäischen Tellerrand auch mal spannend gewesen sein. Die temperamentvollen und international bekannten Boca Juniors waren etwa Gegner, auf die viele Spieler und Fans hinfieberten.
Und auch das Auftaktspiel gegen den Auckland City FC bot den Zuschauern auf größtmöglicher Bühne ein Spiel der etwas anderen Art - gegen Amateure, Lehrer, Immobilienmakler und Verkäufer. Die Bemühung, Underdogs und Weltstars zusammenzubringen, europäische Topklubs und südamerikanische Fußball-Enthusiasten, verleiht dem Ganzen durchaus Charme.
Ob Vincent Kompany, Max Eberl und allen voran Jamal Musiala diesen Charme gerade erkennen wollen, ist aber zu bezweifeln.
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