Die WM-Silbermedaille ist gar nicht so leicht, musste Hammerwerfer Merlin Hummel feststellen. Bei seiner Premiere im Blickpunkt-Sport-Studio hat er sie mitgebracht. "Ich war es bisher nicht gewohnt. Man merkt schon einen Unterschied zwischen einer WM-Medaille und einer Jugend-WM-Medaille." Im BR Fernsehen spricht Hummel über den Weg bis zu seinem Triumph bei der Leichtathletik-WM in Tokio und sein Erfolgsrezept.
Historischer Hummel
Hummel hat in Tokio das geschafft, was 20 Jahre lang keinem deutschen Hammerwerfer mehr gelungen war: Eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft. Auf 82,77 Meter schleuderte der Oberfranke den Hammer im Nationalstadion in Tokio und erzielte damit nicht nur seine persönliche Bestleistung, sondern die höchste Weite eines deutschen Hammerwerfers bei einer WM jemals. Es war sein erster Versuch und der sollte die Medaille bringen. "Ich hab nicht geplant, dass ich das im ersten Versuch mache, aber es hat ja funktioniert", freut sich Hummel rückblickend. Nur der Kanadier Ethan Katzberg schleuderte das 7,26 Kilogramm schwere Sportgerät noch weiter und sicherte sich WM-Gold.
Ein Erfolg, der sich andeutete. Im Mai hatte Hummel erstmals die 80-Meter-Marke übertroffen. Anteil daran hat auch ein Vereinswechsel. Hummel trainiert zwar weiterhin in seiner Heimat Kulmbach, startet aber seit diesem Jahr für die LG Stadtwerke München. "Für mich war nach den Olympischen Spielen in Paris klar, dass ich etwas ändern will und dass ich an die Weltspitze möchte", erzählt Hummel im BR Fernsehen.
Hammerwerfer Hummel und die Lehren aus Paris
"Mehr Gefühl, weniger Kraft" brauche es für den perfekten Wurf. "Oder Kraft, die nach mehr Gefühl kommt. So lässt es sich ganz gut formulieren", erklärt Hummel. Lehren konnte der 23-Jährige auch aus seinem Auftritt bei Olympia im vergangenen Jahr ziehen. Damals qualifizierte er sich für das WM-Finale und wurde dort Zehnter. "Ich glaube, da habe ich viel gelernt, was mir dieses Jahr zu diesen Weiten verholfen hat, weil ich unfassbar frustriert war und auch Zeit hatte, darüber nachzudenken", so Hummel.
Mit KI zum perfekten Wurf
Danach war das Ziel, "meine Technik zu perfektionieren oder näher an den Status der Perfektion heranzukommen", klar. Dafür greift der Oberfranke auch zur künstlichen Intelligenz. Nach einem abgebrochenen Social-Media-Marketing-Studium studiert er nun angewandte KI und merkte schnell, wie er die Technologie in sein Training einbauen kann. Hummel programmierte ein App zur Analyse seiner Würfe. "Technik ist ein großer Hebel für noch mehr Leistungen und da zählen Feinheiten", erklärt Hummel. "Wenn da noch ein drittes Auge dazukommt, das die Daten auswertet, in Form der KI ist das natürlich umso besser." Sein Trainer Martin Ständner müsse sich in jedem Fall keine Sorgen machen, ersetzt zu werden, beruhigt der frisch gebackene Vizeweltmeister.
Denn ihn braucht Hummel auch für sein nächstes großes Ziel: Die 85 Meter. "Es ist ein hohes Ziel, das ich mir schon nach Paris gesetzt habe. Auf das wird jetzt etappenweise hingearbeitet", verspricht Hummel.
Damit er beim nächsten Blickpunkt-Sport-Besuch vielleicht ja eine Goldmedaille mitbringen kann.
Im Video: BR24Sport-Story - Mit KI zu Gold?
Mit KI zu Gold? Das Streben nach Perfektion