Es ließ sich erahnen, wie viel Druck von Sportvorstand Joti Chatzialexiou und dem 1. FC Nürnberg nach dem Achterbahn-Sieg in Düsseldorf abfiel. Auch von seinem Trainer Miroslav Klose, für den es bei einer Niederlage wohl das letzte Spiel gewesen wäre. Klose forderte hinterher scherzhaft einen "Herzschrittmacher" angesichts der Geschehnisse in Düsseldorf. Auch der Sportvorstand gestand in "Blickpunkt Sport": "Ich war auch fix und alle nach dem Spiel." Er sei bis 1.30 Uhr wach gewesen und habe Nachrichten beantwortet, gab der Nürnberger Verantwortliche im BR Fernsehen zu.
Chatzialexiou alleine für die Kaderplanung verantwortlich
Der 3:2-Sieg verschafft allen Beteiligten und am meisten Trainer Klose erstmal Luft. Doch schnell geht es an die Ursachenfindung. Wie konnte es zu einem Trainerendspiel schon am achten Spieltag überhaupt kommen? Und da gerät Chatzialexiou in den Fokus. Der Nürnberger Sportvorstand war in diesem Sommer nach der nicht ganz geräuschlosen Trennung von Kaderplaner Olaf Rebbe Anfang des Jahres alleine für die Zusammenstellung der Mannschaft verantwortlich. In "Blickpunkt Sport" erklärt er seine Kaderplanung.
Sportvorstand sieht rückblickend "kleines Risiko"
Überspitzt gesagt kauften Chatzialexiou und der Club zunächst mit den Transfers von Artem Stepanov (Leverkusen), Justin von der Hitz (Köln), Ayoub Chaikhoun und Kristian Mandic (Frankfurt) sowie Robin Lisewski (Dortmund) die halbe U19-Junioren-Bundesliga leer. Von den genannten konnte sich bisher keiner etablieren - erst recht nicht im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga. "Wir haben viele junge Spieler zu uns geholt. Das gehört zu unserer DNA und entsprechend gehst du natürlich mit einem kleinen Risiko in die Saison", erklärt Chatzialexiou rückblickend.
Chatzialexiou: "Mussten schauen, wie wir das finanziell stemmen"
Hinterher sei man immer schlauer, gibt der ehemalige DFB-Funktionär zu, will seine Kaderplanung und besonders den zeitlichen Ablauf aber nicht zu negativ sehen. Am letzten Tag des Transferfensters verpflichtete der FCN noch zwei Spieler. Da kamen manchem Fan Zweifel an der zeitlichen Planung. Chatzialexiou wehrt sich in "Blickpunkt Sport" gegen diese Vorwürfe: "Die Transferperiode geht nun mal bis Ende August oder Anfang September und entsprechend mussten wir schauen, wie wir das finanziell stemmen können mit den Spielern, die wir uns wünschen." Man habe es "gut gemacht, weil wir sehr, sehr viel Geld eingenommen oder auch gespart haben".
Dazu zählt auch der späte, aber lukrative Verkauf von Mittelfeldmotor Caspar Jander, der ebenfalls für Unmut im Nürnberger Umfeld sorgte. Doch dieser sei alternativlos gewesen. "Wir haben mit dem Verkauf von Capsar Jander in der letzten Woche Mittel gehabt, um sie zu investieren. Wir haben mit Adam Markhiev einen sehr, sehr guten Spieler geholt." Der finnische Jander-Ersatz war einer der Last-Minute-Einkäufe und riss in Düsseldorf das Spiel förmlich an sich. Der Neu-Nationalspieler bewies hohe Ballsicherheit und war für seine Teamkollegen immer anspielbar.
Chatzialexiou freut sich über "Mannschaft, die Qualität hat"
Insgesamt zieht der Sportvorstand ein zufriedenes Fazit der mannschaftlichen Umstrukturierung im Sommer. "So haben wir jetzt eine Mannschaft zusammen, die Qualität hat." Chatzialexiou sieht den FCN auf dem richtigen Weg und hofft, dass der Sieg in Düsseldorf eine Art Brustlöser gewesen ist. "Ich glaube, dass die Mannschaft in den letzten Wochen gezeigt hat, dass sie sich gefunden hat. Wir spielen auch einen komplexen Fußball, das ist nicht einfach."
In Düsseldorf war es neben dem Sieg gegen Bochum der beste Auftritt der Klose-Elf. Nun haben Trainer und Team zwei Wochen Zeit, um sich weiter zu finden. Denn auch im Heimspiel gegen Holstein Kiel nach der Länderspielpause soll am besten dreifach gepunktet werden.
Sonst dürften die Diskussionen um Klose und auch Sportvorstand Chatzialexiou schneller wieder losgehen, als allen Beteiligten lieb sein kann.
Im Video: Die turbulente Amtszeit des Joti Chatzialexiou
Joti Chatzialexiou