Max Eberl hatte bei seinem Amtsantritt im März 2024 besonders ein Ziel: Die Gehaltsstruktur des FC Bayern anzupassen – und zwar nach unten. In diesem Sommer hat der Sportvorstand mit den Abgängen der Großverdiener Leroy Sané, Thomas Müller und wohl auch Kingsley Coman in dieser Hinsicht einiges geschafft. Karl-Heinz Rummenigge, einst Vorstandsvorsitzender des Rekordmeisters und inzwischen nur noch Mitglied des Gremiums, dürfte das gefallen. Im Interview mit dem "kicker" legte er mit seiner Kritik an der Entwicklung der Gehälter im Fußball noch einmal nach und sieht als Grund den gestiegenen Einfluss von Spielerberatern.
FC Bayern streicht Großverdiener von der Gehaltsliste
Sané (15 Millionen) und Müller (17 Millionen) zählten zu den Topverdienern beim FC Bayern. Auch für den gut verdienenden, aber nicht in die Pläne von Trainer Vincent Kompany passenden Joao Palhinha (10 Millionen) fand man einen Abnehmer. Nun wird mit Kingsley Coman (19 Millionen) ein weiterer Großverdiener in die Saudi League abgegeben. Gleichzeitig wechselte aber auch Luis Díaz an die Säbener Straße, der in Zukunft wohl etwa genauso viel wie Leroy Sané verdienen wird. Zusätzlich hatten schon während der Saison Alphonso Davies (bis zu 20 Millionen) und besonders Jamal Musiala (bis zu 25 Millionen) zu (deutlich) erhöhten Bezügen verlängert. Diese Summen wird Coman künftig in Saudi-Arabien nicht brutto, sondern netto kassieren.
Rummenigge kritisiert Entwicklung der Spielergehälter
Karl-Heinz Rummenigge sind solche hohen Gehälter ein Dorn im Auge. Die Gehaltsentwicklung kenne "fast nur noch eine Richtung: nach oben. Nicht nur beim FC Bayern, sondern generell", moniert Rummenigge. "Die zunehmende Macht der Berater und Agenten wie auch der Spieler sehe ich kritisch", sagte der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Münchner im "kicker". "Klubs und die Verbände müssen die Lufthoheit behalten."
Rummenigge warnt: "Sonst bekommt das ganze System Schlagseite"
Wahnwitzige Gehaltsforderungen sind nichts Neues. Seit Jahren wollen viele Spieler nur mit einer deutlichen Erhöhung des Salärs verlängern. Der FC Bayern entschied sich deshalb häufig auch gegen eine Ausdehnung auslaufender Verträge. Toni Kroos ließ man aus diesem Grund nach Madrid ziehen, David Alaba ging 2020 gar ablösefrei denselben Weg. In diesem Sommer gab man Leroy Sané frei, nachdem man sich ursprünglich auf einen neuen Vertrag geeinigt hatte, mit Sanés neuem Berater Pina Zahavi keine erneute Einigung aber mehr möglich war. Sané ging zu Galatasaray Istanbul und soll dort neun Millionen Euro netto verdienen.
Rummenigge fordert: "Die Berater und Spieler müssen wissen, wo ihre Grenzen liegen. Diese Grenzen dürfen nicht verschoben werden, sonst bekommt das ganze System Schlagseite." Der 69-Jährige sieht in dieser Entwicklung eine "Falle", die sich Spieler und Berater "selbst gestellt" hätten. "Sie fordern immer höhere Gehälter, wodurch die Klubs gezwungen sind, zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Deshalb entstehen neue Formate (wie die Klub-WM Anm. d. Red). Auf der anderen Seite sehe ich wenig Bereitschaft zu Gehaltsverzicht."
Rummenigge: Berater wollen Spieler als Marken inszenieren
Die Gründe für diese Entwicklung liegen laut Rummenigge ebenfalls auf der Hand. Berater würden "ihre Spieler als Marken inszenieren wollen, unabhängig vom Klub. Dieses Phänomen existierte früher nicht, zumindest nicht in dem Ausmaß, weil es noch keine sozialen Medien gab."
Was es in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls nicht gab: Fußballvereine, die einen Einnahmen von mehr als einer Milliarde Euro verzeichnen, wie es Real Madrid gelungen ist. Auch der Umsatz des FC Bayern ist in den vergangenen Jahren explodiert. Setzte man 2005/06 noch knapp über 204,7 Millionen Euro um, waren 2023/24 952 Millionen Euro - bald schon könnten auch die Münchner die Milliardenmarke knacken.
Auslaufende Verträge: Dem FC Bayern stehen Millionenpoker bevor
Nach dem Abschied von Kingsley Coman ist übrigens zu erwarten, dass der FC Bayern auf dem Transfermarkt noch einmal nachlegt. Max Eberl und der Vereinsführung stehen also wieder nervenaufreibende Gehaltsverhandlungen bevor. Und auch abseits von Spielereinkäufen hat der Sportvorstand einige schwierige Vertragsgespräche vor sich. Mit Manuel Neuer (21 Millionen), Serge Gnabry (18 Millionen), Leon Goretzka (bis zu 17 Millionen) laufen die Verträge von einigen Spielern aus - auch hier sind aus Kostengründen Verlängerungen seitens des Vereins teilweise nicht unbedingt erwünscht. Ganz anders als bei Dayot Upamecano. Der Innenverteidiger (10 Millionen Euro) würde gerne in München bleiben, und auch der deutsche Rekordmeister ist mit dem Franzosen zufrieden. Über einen Punkt herrscht allerdings Uneinigkeit: Upamecano will mehr Gehalt.
Im Audio: Kingsley Coman vor Wechsel nach Saudi-Arabien
Kingsley Coman in der Umarmung von Joshua Kimmich
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