15.05.2025, Paraguay, Luque: FIFA-Präsident Gianni Infantino (r) spricht mit UEFA-Präsident Aleksander Ceferin während des 75. FIFA-Kongresses im Conmebol Convention Center. Foto: Fernando Calistro/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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FIFA-Kongress in Paraguay

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Protest gegen FIFA-Boss: Europas Funktionäre verlassen Kongress

Protest gegen FIFA-Boss: Europas Funktionäre verlassen Kongress

FIFA-Boss Infantino kam zu spät – und Europas Fußball-Elite verließ aus Protest geschlossen den Saal. Nach seiner Trump-Reise platzte den Verbandschefs der Kragen. Der Eklat beim FIFA-Kongress sorgt weltweit für Aufsehen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Gianni Infantino ließ seine Gefolgschaft warten und warten. Und als der FIFA-Boss mit üppiger Verspätung dann doch noch auf der großen Bühne auftauchte und vergleichsweise kleinlaut um Entschuldigung bat, platzte den Europäern angesichts des beispiellosen Eklats der Kragen. Zahlreiche Verbandschefs um DFB-Präsident Bernd Neuendorf verließen den FIFA-Kongress am Donnerstag vorzeitig - aus Protest gegen Infantino. Auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin schloss sich Neuendorf an.

Protest der europäischen Fußball-Chefs

Nach der Kaffee-Pause kehrten die Funktionäre nicht auf die für sie reservierten Plätze zurück. Bestätigt wurde, dass es sich um eine koordinierte Aktion handelte.

"Die Situation ist besorgniserregend. Wir erwarten nun von der FIFA, dass sie ihren Mitgliedern die Situation erklärt und sicherstellt, dass die Stimmen der Mitgliedsverbände in Zukunft gehört und respektiert werden", sagte Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness im Gespräch mit norwegischen Medien. Sie habe den Entschluss zum vorzeitigen Verlassen des Saals gemeinsam mit einigen europäischen Kollegen getroffen.

FIFA-Boss Infantino und sein Treffen mit Trump

Infantino war nach seiner ohnehin schon massiv umstrittenen Nahost-Reise mit US-Präsident Donald Trump zu spät in Asunción angekommen. Der Kongress begann deshalb mit mehr als drei Stunden Verspätung.

Es habe "Probleme" mit seinem Flieger gegeben, erklärte Infantino seine verspätete Ankunft. Aber: Dass er überhaupt erst am Kongresstag einschwebte, hatte viele Delegierte schon zuvor verärgert. Auch das dürfte für Ceferin, Neuendorf und Co. maßgeblich gewesen sein für ihre protokollarisch bislang einzigartige Protestaktion. 

Infantino: Hatte das Gefühl, dass ich dort sein muss

Die Begründung für sein Vorgehen lag für Infantino auf der Hand. In Saudi-Arabien und Katar begleitete er US-Präsident Donald Trump. Saudi Arabien wird die Fußball-WM 2034 ausrichten. In Katar hatte sie 2022 stattgefunden. Warnungen von Menschenrechtsorganisationen bezüglich umstrittener Ausrichter hat die FIFA zuletzt ignoriert.

"Als FIFA-Präsident ist es meine Verantwortung, Entscheidungen im Interesse der Organisation zu treffen", sagte er. "Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein muss, um den Fußball und Sie alle zu vertreten", sagte Infantino. 

Die Sportschau berichtete, dass der FIFA-Chef zum geplanten Beginn erst in den brasilianischen Luftraum gelangt war. Demnach brachte ein Privatflieger von Qatar Airways den Boss des Weltverbandes nach einem Zwischenstopp zum Tanken in Nigeria nach Paraguay.

FIFA-Show wurde fortgesetzt

Die Kongress-Show ging dann allerdings auch wie gewohnt mit viel Applaus über die Bühne. Die fehlenden Europäer auf der Bühne wurden nicht erwähnt. Infantino versprach allen Fans eine sichere und problemfreie WM in Amerika - Sorgen vor der rigiden Trump-Politik müsse niemand haben. 

Finanziell verkündet der Weltverband Rekorde. 13 Milliarden Dollar Einnahmen für den Zyklus 2023-2026 sind eine Verdopplung zum vorangegangenen Turnus (6,5 Milliarden Dollar/2019-2022). Was spielte da eine Verspätung von ein paar Stunden noch für eine Rolle? Europas Fußball-Funktionäre werden Infantino sicherlich noch zur Rede stellen.

Der FIFA-Chef und seine Nähe zum US-Präsidenten

Hunderte Delegierte aus der ganzen Welt hatten sich teils bereits zu Wochenbeginn auf den Weg nach Südamerika gemacht. Sie alle, auch Neuendorf, harrten am Donnerstag lange aus. Von "unvorhergesehenen Umständen" war intern die Rede. Das Magazin Forbes schrieb von "einem Novum in der modernen Geschichte".

Die Nähe zu Trump, der Gastgeber der Klub-WM im Sommer und von weiten Teilen der WM 2026 ist, scheint Infantino derzeit wichtiger zu sein. Immer wieder zeigte sich der FIFA-Chef in den vergangenen Wochen an der Seite des US-Präsidenten, dieser lobte Infantino jüngst bei jeder Gelegenheit. Auch nach Saudi-Arabien, dem umstrittenen Ausrichter der WM 2034, pflegt der 55-Jährige immer engere Kontakte.

Infantino habe "Einladungen zu einer Reihe von wichtigen Veranstaltungen mit führenden Politikern der Welt angenommen, bei denen auch über FIFA-Weltmeisterschaften gesprochen wird", teilte die FIFA auf Anfrage von The Athletic mit. Schon eine für diese Woche geplante Council-Sitzung war zuvor verschoben und bereits am Freitag digital abgehalten worden. 

Mit Informationen von dpa und SID.

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