Schlaflose Nächte haben Finn Hösch und Tatjana Paller noch nicht und doch steigt die Anspannung. Die beiden Skibergsteiger aus Bayern gehen ziemlich sicher bei Olympia 2026 an den Start. Erstmals wird Ski-Mountaineering, wie die Sportart in Fachkreisen heißt, olympisch sein. "Zuerst habe ich mir gedacht: Ist das ein Witz oder wirklich Realität? Wir warten schon lange auf die Zusage, dass wir zu Olympia dürfen. Als es hundertprozentig fix war, war das eine mega Geschichte für uns", freut sich auch Bundestrainer Andreas Eder im BR24Sport-Interview. Für den 22-jährigen Hösch aus Pullach bei München ist es "eine ganz besondere Saison, die einzig und allein durch das Highlight Olympia bestimmt ist."
Skibergsteigen zum ersten Mal olympisch
Beim Skibergsteigen müssen die Athletinnen und Athleten möglichst schnell einen Berg erklimmen. Die Route ist in vier Abschnitte unterteilt. Im ersten wird mit Fellen an den Skiern durch einen Parcours aus sogenannten Diamanten gelaufen. Danach tragen die Teilnehmer die Ski auf dem Rücken und sprinten den Berg hoch. Die letzten Meter bis zum höchsten Punkt werden erneut auf Skiern zurückgelegt. Am höchsten Punkt angekommen, fehlt nur noch die Abfahrt. Dazu werden die Felle von den Brettern gezogen.
Häufig lässt sich der, der als Erster den Berg erklimmt, den Sieg auch nicht mehr nehmen. Für den Sport braucht es eine spezielle Ausrüstung. Die Ski sind "extrem schmal und am unteren Gewichtslimit", erklärt Hösch. "Die Schuhe sind aus Karbon und erlauben Bewegungsfreiheit, aber auch Fixierung für die Abfahrt."
Skibergsteigen "die beste Entscheidung meines Lebens"
Hösch ist von klein auf begeistert von der Sportart: "Meine Eltern haben mich immer in die Berge mitgenommen und ich habe auch relativ früh Skifahren gelernt und dann lag es auf der Hand, Skitouren zu gehen." Seine Teamkollegin Tatjana Paller hat über Umwege zum Skibergsteigen gefunden. Zunächst wurde der Lengrieserin das Skifahren konditionell zu langweilig, deshalb stieg sie um aufs Rad und schaffte es in den Nationalkader. Der Wechsel zurück in den Schnee war für sie "mit die beste Entscheidung meines Lebens". Hösch und Paller sind Sportsoldaten, anders könnten sie ihren Sport auch nicht professionell ausüben.
Pallers Lieblingssegment ist das Tragen der Ski auf dem Rücken. "Da brennen die Oberschenkel. Das ist so richtig abschießen und pushen, was geht." Die Abfahrt mag sie aber auch ganz gerne. "Wir sind allein in der Natur unterwegs. Dort, wo sonst keiner hinkommt, und eben auch abseits der Pisten, wo der Schnee besonders gut ist", nennt Hösch die Vorteile seiner Sportart.
Beide Kader-Athleten sind akribisch in ihrem Sport. "Ich schaue schon, wo noch was zu holen ist, und möchte das ganze Potenzial nutzen", berichtet Hösch, der regelmäßig seine Rennen analysiert.
Event auf der Stelvio schon fast ausverkauft
Bei Olympia wird die berüchtigte Stelvio in Bormio Austragungsort der Wettbewerbe sein. Gelaufen wird im bereits geschilderten Sprint und in der Mixed-Staffel, bei der Athletin und Athlet jeweils einmal laufen. Es gibt nur noch wenige Tickets.
Die Vorfreude, aber auch die Erwartungshaltung steigen, je näher das Event rückt, weiß auch Bundestrainer Andreas Eder. "Man versucht, sich keinen Druck zu machen. Aber man weiß natürlich, dass Olympia das größte Sportereignis überhaupt ist." Und am Ende sollte bestmöglich eine Medaille herausspringen.
Olympia 2026: "Versuche es, sehr zu genießen"
Auch Pallers Gedanken drehen sich immer mehr um Olympia. "Man merkt ja auch, wie viel Fokus gerade darauf liegt. Es ist das erste Mal und man weiß ja auch nicht, ob es noch mal olympisch wird. Ich versuche es, sehr zu genießen." Davor geht es aber erst mal zum Weltcup in drei Wochen in den USA.
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