Sie alle haben es gemacht: Jürgen Klopp, Trainer in Mainz, Dortmund und Liverpool. Fußball-Nationalspieler Mario Götze und Bundesumweltminister Carsten Schneider – alle haben sich Haartransplantationen unterzogen. Komisch? Nein. Körper-Tuning ist inzwischen nichts Besonderes mehr. Und dabei wird nicht nur die Haarpracht auffrisiert.
Lippen, Augenlider, Männerbrüste
Die Top-Ten-Liste der Eingriffe von der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (externer Link) aus dem vergangenen Jahr zeigt: an der Spitze steht Botoxen, dann Hyaluron-Behandlungen, Blepharoplastik – hier werden die Augenlider verändert – Gynäkomastie, also das Entfernen von Männerbrüsten, und Fettabsaugen. Männer sind inzwischen zur beliebten Zielgruppe der Schönheits-Branche geworden. Und das wird sich auch so schnell nicht mehr ändern, glauben Experten.
Es ist davon auszugehen, dass auch für Männer in Zukunft gilt, dass Schönheitsbehandlungen bis hin zu tatsächlich Schönheitsoperationen bleiben werden. Dass sie immer mehr Bestandteil des Alltags werden, weil sie ein Moment der Selbstoptimierung sind, die eben auch für Männer zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. - Ulrich Rosar, Attraktivitätsforscher an der Universität Düsseldorf
Spürbar mehr Gehalt für die Schönen
Die Studienlage ist recht klar: Es gibt ein "Pretty Privilege" (zu Deutsch: Schönheitsprivileg), auch bei Männern. Die US-amerikanischen Ökonomen Daniel Hamermesh und Jeff Biddle haben bereits 1993 ausgerechnet, dass attraktive Angestellte fünf bis zehn Prozent mehr verdienen als ihre weniger attraktiven Kollegen. Aufs gesamte Berufsleben gerechnet summiert sich das auf bis zu 230.000 Dollar Plus.
Botox & Co: Müssen Männer schön sein für den Erfolg im Job? Hier geht´s zur Folge des Podcasts "Plusminus. Mehr als nur Wirtschaft"
Attraktivitätsforscher Ulrich Rosar verfasste mit Kollegen eine aktuelle Studie, die heute auf durchschnittlich 600 Euro netto im Monat kam, die gutaussehende Menschen mehr auf dem Konto haben. Wobei Schönheit nicht nur das Gehalt der Mitarbeiter steigen lässt.
Schöne CEOs helfen dem Aktienkurs
Zwei Forscher der US-Universität Arkansas untersuchten (externer Link) außerdem, wie sich das Aussehen von Firmenchefs auf den Aktienkurs ihrer Unternehmen bei Übernahmen auswirkt. Die Studienautoren wollten wissen: Was geschieht, wenn der CEO von Unternehmen A gut aussieht und was passiert, wenn er nicht so gut aussieht? Ergebnis: bei einem attraktiven CEO ergaben sich im Schnitt um knapp zwei Prozent höhere Aktienkurse, als bei einer Übernahme mit einem weniger attraktiven CEO. Die Studienautoren haben 600 Übernahmen untersucht.
Im Alter wird Schönsein noch wichtiger
Ältere Arbeitnehmer haben es schwer auf dem Arbeitsmarkt: das bestätigen Personalberater immer wieder. Harald Fortmann vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen sagt: "Alles, was 55 plus ist, selbst in Positionen, wo ein Fachkräftemangel besteht, kriegen Sie schwer unter." Das liegt an verschiedenen Faktoren – aber nicht zuletzt auch am Aussehen. Gerade in einem Vorstellungsgespräch zählt der erste Eindruck und der wird von optischen Informationen geprägt.
Jüngere sind angeblich im Digitalen fitter
Dazu gehören dann auch Gesichtskonturen, Falten und Augenringe. Personalverantwortliche nehmen sofort wahr, ob ein Bewerber älter oder jünger wirkt. Und dieses wahrgenommene Alter verbinden sie dann mit bestimmten Eigenschaften, wie Leistungsfähigkeit oder Flexibilität. Durch die Digitalisierung hat die Voreingenommenheit gegenüber älteren Bewerbern angeblich noch zugenommen. Man unterstellt laut Fortmann, dass nur jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den neuen digitalen Technologien klarkommen, "was aber ein Märchen ist, weil letztendlich ist das eine Mindset-Frage und keine Altersfrage", so der Unternehmensberater.
Schönheits-Trend nicht überbewerten!
Dass Schönsein Männer erfolgreicher machen kann, wird gerne von einer Branche betont, die hier Geld verdient. Es ist aber – trotz Prominenter, die sich dazu bekennen – noch lange kein Massentrend. Die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen meldet zwar teilweise einen recht hohen Anstieg in Prozentpunkten. Die absoluten Zahlen sind aber überschaubar.
Die Botox-Behandlungen bei Männern liegen zum Beispiel im unteren vierstelligen Bereich. 2024 waren es laut Verbands-Statistik genau 3.605. Zum Vergleich: Bei Frauen lag die Zahl rund siebenmal so hoch, bei 26.000. Und die Differenz zwischen den Geschlechtern lässt erahnen, wo Schönheitschirurgen und Pharmaunternehmen derzeit mehr Wachstumspotenzial wittern: bei den Männern.
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