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Die nüchternen Zahlen des IT-Dienstleisters Datev zeigen: Der Mittelstand in Deutschland baut Personal ab.

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Datev-Mittelstandsindex: Beschäftigung in Deutschland rückläufig

Datev-Mittelstandsindex: Beschäftigung in Deutschland rückläufig

Auf eines war bisher Verlass: Dass der Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft auch in einer Konjunkturflaute für gute Beschäftigung sorgt. Doch dieser Beschäftigungsmotor ist nun ins Stocken geraten.

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Zum ersten Mal seit dem Corona-Jahr 2020 gibt es auch im deutschen Mittelstand etwas weniger Jobs. Das zeigt der "Datev-Mittelstandsindex" vom September an. Auch Bayern wird von Jobverlusten nicht länger verschont bleiben.

Langjähriger Aufwärtstrend gebrochen

In Bayern war die Lage in den kleinen und mittleren Unternehmen zuletzt noch stabil mit einem minimalen Beschäftigungszuwachs. In den meisten anderen Bundesländern zeigte der Datev-Mittelstandsindex bereits nach unten, mit einem Minus von 0,1 Prozent bei der Beschäftigung: Der langjährige Aufwärtstrend ist damit gebrochen. Bereits zuvor herrschte Stagnation.

Gesicherte Daten von Datev

Datev, der IT-Dienstleister aus Nürnberg liefert auch ein paar Zahlen des statistischen Bundesamtes, die die überragende wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstands illustrieren: In Deutschland gibt es demnach 3,1 Millionen Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Hier arbeiten 55 Prozent der Erwerbstätigen. 42 Prozent der Bruttowertschöpfung und 27 Prozent des Umsatzes werden hier generiert. Viele dieser KMUs lassen ihre steuerlich relevanten Daten über Datev bearbeiten und auswerten.

Datev versorgt vor allem Steuerberater mit seiner Software und kann deshalb auf gesicherte und harte Daten zurückgreifen, bei denen es sich nicht nur um Umfragewerte handelt. In dem Datev-Index werden rund 55 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland erfasst.

Hohe Umsatzrückgänge in zahlreichen Branchen

Vor allem das Gastgewerbe ist betroffen. Bundesweit gab es nach Wiedereinführung des alten Mehrwertsteuersatzes einen Umsatzeinbruch um 22 Prozent. Die meisten Arbeitsplätze mit minus 1,2 Prozent zum Vorjahr gingen aber nach wie vor in der Baubranche verloren, wo der Umsatz erneut um mehr als sechs Prozent zurückging. Auch die Industrie, das verarbeitende Gewerbe, tut sich schwer damit, die Beschäftigung zu halten. Die Geschäfte dort waren um etwa sieben Prozent rückläufig.

Auch in vielen anderen Bereichen läuft es nicht mehr rund, obwohl im Handel und Dienstleistungssektor noch Arbeitskräfte gesucht sind, allerdings häufig bei unterdurchschnittlicher Bezahlung.

Nach Kleinstbetrieben nun auch größere betroffen

Zunächst war der Rückgang der Beschäftigung in den letzten Monaten bei Kleinstbetrieben spürbar, die nur einen oder wenige Mitarbeiter haben. Inzwischen ist der negative Trend aber auch bei wesentlich größeren Betrieben angekommen, so dass die Beschäftigung im gesamten Mittelstand im September erstmals seit mehr als drei Jahren rückläufig war.

Arbeitsmarkt könnte sich spürbar verschlechtern

Dieser Rückgang war im September zwar noch recht gering mit bundesweit minus 0,1 Prozent. Er ist aber trotzdem bemerkenswert, weil ihm ein langfristiger Aufwärtstrend mit eine deutlichen Mehrbeschäftigung über mehrere Jahre vorausging.

Es besteht nun die Befürchtung, dass dieser Trend in den nächsten Monaten mehr als nur kippen könnte. Eine Folge davon wäre, das der bislang so überraschend robuste Arbeitsmarkt sich im zweiten Rezessionsjahr spürbar verschlechtern könnte. Das muss nicht zwingend so sein, wäre aber inzwischen durchaus denkbar.

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