Solaranlage auf einem Hausdach (Archiv- und Symbolbild)
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Förderung von Photovoltaik: Was gilt und was gelten könnte

Förderung von Photovoltaik: Was gilt und was gelten könnte

Solaranlagen zählen als gute Möglichkeit, privat erneuerbaren Strom zu produzieren. Die Anschaffung und die Einspeisung von Strom werden gefördert. Das möchte Bundeswirtschaftsministerin Reiche nun ändern. Was Interessierte wissen müssen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wer eine Photovoltaikanlage (PV) auf sein Dach bauen möchte, kann die Finanzierung beantragen. Ist die Anlage installiert, bekommen Betreiber Geld dafür, dass sie Strom in die Netze einspeisen.

Die Förderungen stellt Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) nun infrage. Stattdessen bringt sie neue Kosten für PV-Anlagen-Betreiber ins Spiel - so hat Reiche bereits vorgeschlagen, dass sich Betreiber von Ökostrom-Anlagen künftig an der Finanzierung des Stromnetzausbaus beteiligen sollen. Zum Ende des Sommers will die Ministerin einen "Realitätscheck" zur Energiewende vorlegen.

Welche Förderung gilt bislang beim Kauf von PV-Anlagen?

Bisher fördern Bund, Länder und Kommunen den Kauf von PV-Anlagen und Stromspeicher. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gewährt günstige Kredite. Sie laufen mindestens zwei Jahre und betragen höchstens 150 Millionen Euro pro Vorhaben. Inbegriffen sind die Planung, Projektierung und Installation von Anlagen und Batteriespeichern.

Außerdem gibt es Steuervorteile. Wer eine PV-Anlage unter 30kWp gekauft und seit Januar 2023 installiert hat, ist von der Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent befreit.

Welche Förderung gilt bislang beim Betrieb von PV-Anlagen?

Eine weitere Förderung liegt in der sogenannten Einspeisevergütung. Solarstromerzeuger erhalten 20 Jahre lang einen garantierten Preis pro Kilowattstunde. Er variiert je nachdem, wie groß die Anlage ist, wie der Strom eingespeist wird und wann die PV-Anlage in Betrieb genommen wurde. Je mehr Leistung die Anlage hat, desto weniger Geld gibt es. Der Preis steigt, wenn der gesamte erzeugte Strom ins Netz geht und er sinkt, wenn nur der Überschuss nach Selbstverbrauch eingespeist wird.

Seit Anfang August gelten neue Einspeisevergütungen für neu installierte, kleine Solaranlagen. Bis zehn Kilowatt erhalten Betreiber laut Branchenverband 7,86 Cent je eingespeiste Kilowattstunde, für 10 bis 40 Kilowatt 6,80 Cent je Kilowattstunde. Alle sechs Monate wird die Einspeisevergütung um ein Prozent gesenkt. Das letzte Mal war das am 1. August.

Warum stellt Katherina Reiche das in Frage?

Bisher gilt, dass Photovoltaikanlagen nahezu überall gebaut werden können. Ob der Strom an diesem Ort wirklich gebraucht wird und, ob die Netze den überschüssigen Strom auffangen können, wurde weniger beachtet. Das bemängelt Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU).

Ist es so sonnig wie momentan, laufen Solaranlagen bundesweit auf Hochtouren. Es wird mehr Strom produziert als in den einzelnen Haushalten gebraucht wird. Das heißt, viel Strom fließt gleichzeitig in die Netze. Mit dieser Menge an Strom kann das Netz nicht immer umgehen. Einzelne Anlagen mussten in der Vergangenheit schon abgeregelt und andere Kraftwerke hochgefahren werden, was enorme Kosten verursacht. Im Jahr 2019 haben Stromkunden dafür 14 Milliarden Euro gezahlt, rechnet Reiche im Interview mit der Augsburger Allgemeinen vor.

Bisher sei der Ausbau unter anderem von Photovoltaik nicht mit dem Netzausbau synchronisiert worden. Das müsse sich ändern.

Wie soll es weitergehen?

Auf Anfrage von BR24 betont das Bundeswirtschaftsministerium, dass die "Erneuerbaren Energien insgesamt weiter dringend gebraucht" werden. Als Ziel nennt ein Sprecher des Ministeriums, dass sie in Zukunft 80 Prozent und mehr der Stromerzeugung übernehmen sollen. Dafür müssten sie "mehr Systemverantwortung" übernehmen.

Der könne so aussehen, dass sie "einen Beitrag zur Netzstabilität, zur Regelbarkeit und zur Steuerbarkeit leisten". Außerdem sollten sie PV-Anlagen-Betreiber auch an den "Kosten des Gesamtsystems" beteiligen.

Weiter fordert das Wirtschaftsministerium, dass der Strom intelligent eingespeist werden müsste. Eine Möglichkeit wäre, PV-Anlagen mit Stromspeichern zu verbinden. Damit sei er steuerbarer. PV-Anlagen-Betreiber sollten außerdem am Markt teilnehmen und ihren Strom dort vermarkten. Konkreter wird das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage nicht.

Der große wirtschaftliche Vorteil von Dach-Solaranlagen liege "nicht mehr in der Förderung, sondern im Eigenverbrauch, bei dem der Strom deutlich günstiger ist als wenn er vom Versorger bezogen wird", erklärt der Ministeriumssprecher. Die PV-Anlagen und Batteriespeicher würden außerdem immer günstiger.

Rückwirkend will das Ministerium die Förderung nicht streichen: "Bestehende Anlagen haben bei der Förderung Bestandsschutz."

Von wem kommt Kritik?

Dass Bundeswirtschaftsministerin Reiche die Förderung von Solarstrom in Frage stellt, kritisieren die Grünen und der Bundesverband des Solarhandwerks.

Er sieht es nicht als Hauptproblem, dass die Einspeisevergütung abgeschafft werden könnte, sondern er kritisiert, dass keine klare Anschlussregelung vorgestellt wurde. Dadurch könnten Betriebe und private Käufer Investitionen verschieben, was Tausende Arbeitsplätze gefährde.

Photovoltaik-Anlagen auf Dächern seien die umweltfreundlichste Form, Energie zu erzeugen, heißt es von den Grünen. Vize-Parteichef Sven Giegold sagte der Augsburger Allgemeinen, dass ohne die Prämie deutlich weniger Photovoltaik-Anlagen installiert würden. "Wenn die Anreize zur Einspeisung wegfallen, werden die Dächer nicht mehr vollgemacht." Die Energiewende werde dann ein Geschäft von Großunternehmen und Investoren.

Dieser Artikel ist erstmals am 11.8.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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