Mehrere Männer stehen vor einem Reisebus
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Arbeitskräfte aus Spanien werden als Busfahrer für Oberfranken ausgebildet.

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Pilotprojekt: Spanier werden Berufskraftfahrer in Oberfranken

Pilotprojekt: Spanier werden Berufskraftfahrer in Oberfranken

Viele Unternehmen suchen dringend Bus- oder Lkw-Fahrer. Deshalb hat die Arbeitsagentur Bamberg jetzt in Spanien Bewerber gesucht, die sich zu Berufskraftfahrern ausbilden lassen. Die Herausforderung ist, sie langfristig in der Region zu halten.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

In Oberfranken werden sowohl für den ÖPNV als auch von Logistikunternehmen händeringend Bus- und Lkw-Fahrer gesucht. Deshalb hat die Arbeitsagentur Bamberg-Coburg ein bundesweit beachtetes Pilotprojekt aufgelegt und 26 Arbeitskräfte aus Spanien angeworben, die hier zu Berufskraftfahrern ausgebildet werden. Rund ein Jahr dauert die Qualifizierungsmaßnahme. Doch die größte Herausforderung wird sein, die Spanier auch nach ihrer Ausbildung in der Region zu halten.

Bewerbersuche in Spanien

Wilhelm Schmitt von der Arbeitsagentur Bamberg-Coburg erklärt, wie das Pilotprojekt funktioniert: "Wir haben über unsere Auslandsfachvermittlung mit Partnern vor Ort nach Bewerbern gesucht, auch über Medien und Werbung. Dann haben wir die interessierten Spanier zu einem Speeddating nach Deutschland geholt." Die Bewerber haben eine Woche lang in den Unternehmen hospitiert. Beispielsweise bei Schmetterling Reisen in Obertrubach. Dort sind sieben Projekt-Teilnehmer angesiedelt, die sich entschlossen haben, tatsächlich nach Deutschland zu kommen. Im ersten halben Jahr haben sie einen Sprachkurs besucht.

Feste Anstellung mit gutem Gehalt

Seit dieser Woche sind die Spanier im Nürnberger Verkehrsinstitut Schielein und werden zu Bus- und Lkw-Fahrern ausgebildet. Durch die europäische Freizügigkeit haben alle Teilnehmer hier ab dem ersten Projekt-Tag eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, mit einem Gehalt von knapp 15 Euro pro Stunde. Das ist deutlich mehr als der deutsche Mindestlohn von 12,82 Euro. Für viele der Spanier ein Hauptargument, wie der 36-jährige Gaspar Giarda bestätigt: "Ich habe hier eine tolle Möglichkeit, das ist auch gut für meine Familie." Denn er wird einen Teil des Lohnes nach Hause überweisen.

Faire Arbeitnehmergewinnung

Wilhelm Schmitt von der Arbeitsagentur betont, dass nur in Regionen angeworben wird, in denen eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht. Unter dem Schlagwort "faire Bewerbergewinnung" wolle man dem heimischen Markt keine Fachkräfte entziehen. Es gehe um eine gute Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern, wie in diesem Fall Spanien. Die größte Herausforderung aber sei es, die Teilnehmer auch nach dem Bestehen des Führerscheins in Oberfranken zu halten.

Hilfe bei Behördengängen und gemeinsame Grillabende

An diesem Punkt sieht Schmitt auch die Arbeitgeber in der Pflicht: "Sie müssen eine gute Willkommenskultur pflegen und ihre eigenen Arbeitnehmer darauf vorbereiten, dass da jetzt ausländische Kräfte dazukommen." Außerdem müssen die Arbeitgeber auch bei der Wohnungssuche unterstützen und die Teilnehmer beispielsweise bei Behördengängen begleiten.

Schmitt sagt, die Arbeitgeber sollten sich aber auch außerhalb der normalen Arbeitszeiten kümmern, beispielsweise "mal ein Grillfest veranstalten oder einen Ausflug machen.“ Denn nur wenn die Spanier sich hier gut integrieren, werden sie hinterher wirklich den Unternehmen in Oberfranken zur Verfügung stehen. Bei einem vergleichbaren Projekt mit Pflegekräften sei es gelungen, 80 Prozent der Angeworbenen hierzubehalten. Darauf hoffen alle Beteiligten nun auch bei diesem Pilotprojekt.

Busfahrschule in Oberfranken.
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Spanier werden Berufskraftfahrer in Oberfranken

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