Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum spricht während einer Pressekonferenz im Nationalpalast am 8. August 2025 in Mexiko-Stadt, Mexiko, über den Fall des Plagiats des traditionellen mexikanischen "Huarache" durch Adidas' "Oaxaca Slip On" und den Designer Willy Chavarria.
Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum spricht während einer Pressekonferenz im Nationalpalast am 8. August 2025 in Mexiko-Stadt, Mexiko, über den Fall des Plagiats des traditionellen mexikanischen "Huarache" durch Adidas' "Oaxaca Slip On" und den Designer Willy Chavarria.
Bild
Adidas wird vorgeworfen, sich für eine Sandale ein traditionelles mexikanisches Design angeeignet zu haben.
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Luis Barron
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Luis Barron
Audiobeitrag

Adidas wird vorgeworfen, sich für eine Sandale ein traditionelles mexikanisches Design angeeignet zu haben.

Audiobeitrag
> Wirtschaft >

Sandale im indigenen Design: Ärger für Adidas in Mexiko

Sandale im indigenen Design: Ärger für Adidas in Mexiko

Adidas wird vorgeworfen, sich für eine Sandale ein traditionelles mexikanisches Design angeeignet zu haben. Unternehmen und Designer zeigen sich reumütig. Mexiko geht bereits seit Jahren gegen Unternehmen vor, die sich an Designs des Landes bedienen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Der Weltkonzern Adidas mit Sitz in Herzogenaurach hat Ärger. Wegen einer Sandale, die nicht nur so heißt wie ein mexikanischer Bundesstaat, sondern auch so aussieht, wie eine typische Sandale von dort. Nur haben weder der Designer, noch Adidas selbst vorher offenbar mit Vertretern der Region darüber gesprochen, dass das typische Design für kommerzielle Zwecke genutzt werden soll. Der Vorwurf lautet daher auf kulturelle Aneignung. Entschädigungszahlungen und Klagen drohen.

Einer der ersten, der Adidas wegen der neuen Sandale öffentlich und medienwirksam kritisierte, war der Gouverneur des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca, Salomón Jara Cruz. Er hatte bereits vergangene Woche gefordert, die Vermarktung der neuen und nach dem Bundesstaat benannten Sandale "Oaxaca Slip On" einzustellen. Jara drohte dem Designer des Schuhs außerdem mit einer Klage.

Adidas-Sandale an mexikanische "Huaraches" angelehnt

Der Vorwurf der mexikanischen Adidas-Kritiker, zu denen mittlerweile selbst die Präsidentin des Landes zählt, ist folgender: Das Design des neuen Adidas-Schuhs sei eindeutig an traditionelle Sandalen, in Mexiko auch "Huaraches" genannt, angelehnt. Dieses Design stamme aus der Gemeinde Villa Hidalgo Yalálag, repräsentiere die Menschen dort und sei ohne Rücksprache oder Erlaubnis verwendet worden.

Die typischen Sandalen seien Teil des kulturellen Erbes der Gemeinde Yalálag und ihre Herstellung eine Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben werde. "Dieses Erbe ist einer unserer größten Reichtümer, und wir dürfen nicht zulassen, dass es wie eine Ware behandelt wird", so der Gouverneur des Bundesstaates Oaxaca, Salomón Jara Cruz.

Bildrechte: REUTERS/Jorge Luis Plata
Bildbeitrag

Traditionelle Sandalen, "Huaraches" genannt, wie sie in Mexiko hergestellt und getragen werden.

Mexikos Präsidentin Sheinbaum fordert Entschädigung

Auch Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum sprach von einem "kollektiven geistigen Eigentum" für das eine Entschädigung gezahlt werden müsse.

Das Kultusministerium des Bundesstaates erklärte, die Verwendung kultureller Elemente zu kommerziellen Zwecken ohne die Zustimmung der indigenen Völker sei eine Verletzung kollektiver Rechte. Kurzum: Adidas wurde aufgefordert, den Verkauf der Sandalen einzustellen und einen Prozess des Dialogs und der Wiedergutmachung mit der Yalálag-Gemeinschaft einzuleiten.

Adidas entschuldigt sich

Adidas erklärte sich danach zu einem Treffen mit den Behörden von Oaxaca bereit. Ziel sei es, "die Wiedergutmachung des Schadens an der Gemeinde von Villa Hidalgo Yalálag" zu besprechen, sagte die Leiterin der Rechtsabteilung von Adidas Mexiko, Karen Vianey González Vargas, einem Bericht der Zeitung "El Universal" zufolge.

Der Sportartikelhersteller entschuldigte sich zudem dafür, das Design für die Sandale der Tradition der mexikanischen Gemeinde entlehnt zu haben. "Wir entschuldigen uns öffentlich und bekräftigen unser Engagement, mit Yalálag in einem respektvollen Dialog zusammenzuarbeiten, der ihr kulturelles Erbe würdigt", teilte das Unternehmen aus Herzogenaurach mit.

Designer Willy Chavarria gibt Aneignung zu

Auch der Designer Willy Chavarria, der selbst mexikanische Wurzeln hat, entschuldigte sich dafür, seine Sandale "nicht in direkter und bedeutsamer Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft von Oaxaca" entwickelt zu haben. Er gab zu, sich das traditionelle Design aus dem südmexikanischen Bundesstaat Oaxaca "angeeignet" zu haben.

Der Fall reiht sich ein in eine Liste von Modeunternehmen, die in den vergangenen Jahren von indigenen Gemeinden Mexikos der kulturellen Aneignung bezichtigt wurden, darunter Firmen wie Zara, Louis Vuitton und Levi Strauss. Klagen gab es auch gegen den chinesischen Onlinehändler Shein. In mehreren Fällen haben die Unternehmen daraufhin die kritisierten Kleidungsstücke vom Markt genommen. Und auch die Adidas-Sandalen sind derzeit in keinem Onlineshop erhältlich.

Unklar, ob der Schuh noch auf den Markt kommt

Auf Nachfrage von BR24 lässt Adidas die Frage unbeantwortet, ob und wann der umstrittene Schuh auf den Markt kommen soll. Auch ob das Unternehmen bereit sei, Schadensersatz zu bezahlen, beantwortet Adidas nicht.

Mit Informationen von afp, epd und dpa.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!