Auto an einer Tankstelle (Symbolbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Arno Burgi
Audiobeitrag

Auto tankt (Symbolbild)

Audiobeitrag
> Wirtschaft >

Preis-Wirrwarr an den Tankstellen: Macht es Österreich besser?

Preis-Wirrwarr an den Tankstellen: Macht es Österreich besser?

Auch wenn die Spritpreise zuletzt gesunken sind: Was Kraftfahrer nach wie vor ärgern dürfte, sind die vielen Preissprünge an den Zapfsäulen. In Österreich soll das eine Verordnung weitgehend verhindern – macht es das für die Verbraucher besser?

💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬

An deutschen Tankstellen wird es immer schwieriger, eine Übersicht über die Preise zu bekommen. Wie das Bundeskartellamt feststellte, wird an den Zapfsäulen mittlerweile sehr häufig an der Preisschraube gedreht, mal nach oben, mal nach unten.

Während es 2014 täglich noch vier bis fünf Änderungen gab, waren es Anfang 2024 durchschnittlich 18 Preisbewegungen im Verlauf eines Tages. Das heißt, einige Tankstellenbetreiber ändern die Preise seltener, andere dagegen noch häufiger. Aus den häufigen Preisänderungen ergebe sich, dass im Mittel der letzte Preis vor einer Preiserhöhung selten länger als 1,5 Stunden gültig sei, so die Bonner Behörde.

Österreich: Nur eine Preiserhöhung am Tag

Auch in Österreich herrschte in früheren Jahren ein Preis-Wirrwarr bei den Spritpreisen. Als Reaktion wurde 2011 die Spritpreisverordnung eingeführt. Sie erlaubt, dass nur noch einmal am Tag die Preise erhöht werden dürfen, und zwar nur um 12.00 Uhr. Preissenkungen dürfen hingegen jederzeit vorgenommen werden.

BR24-User "Rainbow5" fragte vor wenigen Tagen in den Kommentarspalten: "Ist das österreichische Modell besser für die Kunden? (weniger Erhöhungen pro Tag, aber dafür größere Sprünge?)" Und er wollte wissen: "Gibt es in Deutschland neue Initiativen diesbezüglich?"

ADAC skeptisch gegenüber österreichischer Regelung

Beim ADAC sieht man die österreichische Regelung kritisch. Es bestehe die Gefahr, dass die Preise von vornherein viel höher angesetzt würden, da den Konzernen quasi der Spielraum genommen werde, Preisänderungen zu platzieren. Wenn Preise direkt höher angesetzt werden, könne das letztlich zum Nachteil der Verbraucher sein, so ein ADAC-Sprecher.

Beim österreichischen Verkehrsclub "ÖAMTC" dagegen kann man der Verordnung durchaus etwas Positives abgewinnen. Der Verkehrswirtschaftsexperte des Clubs, Martin Grasslober, kritisiert zwar auch wie seine Kollegen vom ADAC, dass die Preise mittags stark erhöht würden, um dann wieder im Laufe des Tages zu sinken. Aber der Vorteil sei, dass man wisse, wann der Zyklus beginne – nämlich um 12.00 Uhr. Deshalb sollte man auf keinen Fall kurz nach diesem Zeitpunkt tanken. Darüber hinaus sei die Regelung verlässlich.

Wenn man zum Beispiel nach der Mittagszeit mit einer App Preise an den Tankstellen vergleiche, könne man sicher sein, dass es – wenn man losfahre – nicht teurer werde, sondern eher günstiger. An deutschen Tankstellen dagegen kann es passieren, dass es an den Zapfsäulen tagsüber auch teurer werden kann.

ÖAMTC will Änderung, Bundeskartellamt denkt an Verfahren

Eigentlich läuft die österreichische Regelung Ende des Jahres aus. Doch Grasslober erwartet, dass sie verlängert wird. Nachdem die arbeitende Bevölkerung knapp vor Mittag, wenn es an den Zapfsäulen am günstigsten ist, kaum tanken kann, spricht er sich allerdings für einen früheren Erhöhungszeitpunkt, nämlich 9.00 Uhr morgens aus.

Beim Bundeskartellamt in Deutschland denkt man aufgrund der vielen Preisänderungen darüber nach, ein Verfahren zu eröffnen. So sieht der Präsident der Bonner Behörde, Andreas Mundt, bei der derzeitigen Ausgestaltung erhebliche wettbewerbliche Risiken. Rund ein Drittel aller Beschwerden bei der "Markttransparenzstelle für Kraftstoffe" drehten sich darum, dass es Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgrund der häufigen Preisänderungen nicht möglich sei, zu dem von ihnen gewünschten niedrigen Preis zu tanken. Das Kartellamt empfiehlt deshalb eine stärkere gesetzliche Regulierung von Preisnotierungen.

Preismodell-Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen

Bei seiner Sektoruntersuchung der Mineralölbranche (externer Link) hat sich die Behörde auch Studien zum österreichischen Preismodell angeschaut. Allerdings fielen die Ergebnisse unterschiedlich aus. Eine Studie gebe Hinweise darauf, dass die Einführung des österreichischen Modells zu Preissenkungen geführt haben könnte.

Andere, kritischere Betrachtungen beschrieben die Vermutung, dass beim österreichischen Modell die Preise zu Beginn der Tagesspanne extrem hoch gesetzt würden, um eine Flexibilität bei der Preissetzung zu bewahren. Sie ließen keine belastbare Einschätzung zu, so das Fazit.

Dessen ungeachtet empfehlen die Kartellwächter, die Preisänderungen weiter zu untersuchen und über mögliche regulatorische Schritte nachzudenken. Das müsste allerdings auf politischer Ebene geschehen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!