Feuertreppe an der Aussenseite einer Hausfassade. Am rechten Bildrand ist ein Busch zu sehen, an dem einige rote Blüten blühen. Das Fenster des Hauses ist mit einem Gitter versperrt.
Feuertreppe an der Aussenseite einer Hausfassade. Am rechten Bildrand ist ein Busch zu sehen, an dem einige rote Blüten blühen. Das Fenster des Hauses ist mit einem Gitter versperrt.
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Ein Teil eines Gebäudes wird saniert – "muss jetzt alles auf den Prüfstand gestellt werden?" Das fragen sich Nutzer bei BR24 (Symbolbild)
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Ein Teil eines Gebäudes wird saniert – "muss jetzt alles auf den Prüfstand gestellt werden?" Das fragen sich Nutzer bei BR24 (Symbolbild)

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Brandschutz: Ein Problem bei Sanierungen?

Brandschutz: Ein Problem bei Sanierungen?

Der Brandschutz macht Sanierungen kostspieliger und zeitintensiver – dieses Argument wird in Diskussionen häufig angebracht. Bei BR24 führen User Beispiele für Sanierungen an, die aus dem Ruder gelaufen sein sollen. So bewerten Experten die Lage.

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Brandschutz ist ein Dauerthema – gerade auf Baustellen. Um das Bauen einfacher zu machen, will die bayerische Staatsregierung Bürokratie abbauen. Dabei sollen auch Brandschutzvorschriften auf den Prüfstand kommen.

Brandschutz: Problem bei Sanierungen oder einfach nur "plakativ"?

Bei BR24 schilderten User wie "Andi_R" in den Kommentarspalten Situationen, in denen der Brandschutz das Bauen erschwert habe, speziell bei Sanierungen. Auch "Elo1972" schrieb: "Kenn' ich gut, bei uns in der Firma tobt sich der Brandschutz seit Jahren aus." So könnten Bauten nicht fertig werden, weil es immer wieder normative Änderungen gebe. Allgemein besteht bei einigen Nutzern der Eindruck, dass Brandschutzvorgaben Bauprojekte wie Sanierungen teurer und zeitintensiver machen.

Generell könnten Sanierungsmaßnahmen aus dem Ruder geraten, sagt Thilo Hoffmann, Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz bei der Kersken + Kirchner GmbH. "Der Brandschutz wird in solchen Fällen oft vorangestellt, weil er so plakativ ist." Alleinschuldig sei dieser aber selten.

Ein typisches Beispiel sei, wenn ein Bauherr ein Planungsteam mit einer Renovierung beauftragt. Dabei könnte etwa einer der Beteiligten feststellen, dass die Lüftung nicht mehr auf dem neuesten Stand sei und bei der Renovierung gleich mit erneuert werden könnte. Dafür bräuchte es dann aber neuen Raum im oder am Gebäude, der vielleicht die Geometrie des Baus ändert. Neue Geräte würden dann neue Anforderungen an den Schallschutz mit sich bringen und am Ende müssten die Anbauten dann natürlich auch wieder hinsichtlich des Brandschutzes überprüft werden.

Hallenbad wegen des Brandschutzes geschlossen?

In der Kommentarspalte bei BR24 sprach der User "Codedoc" die endgültige Schließung eines Hallenbads in Bobingen im Landkreis Augsburg an. Auch da sei der Brandschutz ein Thema gewesen.

Auf BR24-Anfrage teilt eine Sprecherin der Stadt Bobingen mit, dass die mit hohem finanziellen Aufwand verbundenen Anforderungen des Brandschutzes im Frühjahr 2023 tatsächlich zur Schließung des Bads geführt hätten. "Eine mögliche Teilsanierung hätte jedoch auch eine mehrjährige Umbauphase zur Folge gehabt." Studien hätten zudem gezeigt, dass eine grundlegende Sanierung ähnlich teuer wäre wie ein Neubau in vergleichbarer Größe. Zudem könnten bei einer Sanierung im Bestand immer weitere, nicht kalkulierbare Kosten entstehen.

Sanierungen meistens nicht genehmigungspflichtig

Was Genehmigungen anbelangt, sei der Brandschutz hingegen bei Sanierungen eigentlich kein Problem, denn "eine reine Sanierung ist nicht genehmigungspflichtig", sagt Andreas May, Vorstand im Bauherren-Schutzbund. Das bedeutet: Solange es nicht um eine Nutzungsänderung geht oder die Gebäudeklasse verändert wird, gelte der bestehende Bestandsschutz. "Wenn ein Bau zum Zeitpunkt seiner Errichtung den Vorschriften entsprochen hat und der Nutzungsschwerpunkt nicht geändert wird, dann gelten die ursprünglichen Bestimmungen weiter", so May.

Das unterstreicht auch der Brandschutz-Sachverständige Hoffmann: "Bestandsschutz ist ein unglaublich hohes Gut. Das ist sogar im Grundgesetz verankert." Dem Gesetzgeber sei daran gelegen, dass einfache Sanierungen möglichst unkompliziert durchgeführt werden können – denn es sorge für Sicherheit, wenn Gebäude instandgehalten werden.

Brandschutz - oft ein Problem auf Baustellen

Dennoch gebe es beim Thema Brandschutz häufiger Probleme – insbesondere bei Baukontrollen, so Andreas May. Das liege dann häufig daran, dass möglicherweise zu lässig geplant wurde oder weil die Beteiligten die Regeln möglicherweise nicht genau genug gekannt hätten. "Manche legen den Fokus zum Beispiel auf die Gestaltung, den Wärmeschutz oder niedrige Kosten – und berücksichtigen den Brandschutz nicht ausreichend." Das könne vornehmlich dann passieren, wenn abschnittsweise gearbeitet werde und kein gewerkeübergreifender Überblick vorhanden sei. In solchen Fällen müsste nachgebessert werden.

Probleme mit dem Bauamt?

Geht mit dem Umbau eine Nutzungsänderung einher, kommt das Bauamt ins Spiel, erklärt Ralf Abraham, Vizepräsident des Deutschen Instituts für vorbeugenden Brandschutz. Dies sei etwa der Fall, wenn aus einer Schule ein Hotel werde. Bei einer reinen Sanierung oder Renovierung, also einer "Verbesserung im Bestand", sei das nicht notwendig.

Generell sei es ein Unding, wenn Bauwilligen, wenn sie auf eine Baugenehmigung warten, Hürden in den Weg gestellt werden, so Abraham. So könne es etwa vorkommen, dass Institutionen wie die Berufsfeuerwehr, Wasserversorger oder ein Tiefbauamt Wünsche äußern und den Bauwilligen dazu auffordern, noch mehr zu investieren – obwohl die Forderungen überhöht seien. "Eine einhundert prozentige Sicherheit wird im Baurecht nicht gefordert", so Abraham. "Solange Planer und Behörden an einem Strang ziehen, könnten Bauten – insbesondere im Bestand – mit verhältnismäßigen Mitteln gebaut oder saniert werden."

Schlechte oder späte Kommunikation sei häufig Ursache für Probleme, sagt Thilo Hoffmann. Auch die Ausbildung spiele demnach mit hinein: Nicht jeder am Verfahren Beteiligte sei Experte in puncto Brandschutz, aber: "Wenn alle an der Aufgabe Beteiligten den Bestandsschutz ernst nehmen und sich damit auseinandersetzen, dürfen solche Probleme eigentlich nicht passieren."

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