29.07.2025, Baden-Württemberg, Riedlingen: Mit einem Kran wird an der Unfallstelle, an der ein Regionalzug entgleist ist, ein Waggon angehoben.
29.07.2025, Baden-Württemberg, Riedlingen: Mit einem Kran wird an der Unfallstelle, an der ein Regionalzug entgleist ist, ein Waggon angehoben.
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Deutsche Bahn: Gibt es Frühwarnsysteme für das Streckennetz?
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Deutsche Bahn: Gibt es Frühwarnsysteme für das Streckennetz?

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Nach Erdrutsch: Ist Bahn "nicht ausreichend vorbereitet"?

Nach Erdrutsch: Ist Bahn "nicht ausreichend vorbereitet"?

Mit welchen Sicherungsmaßnahmen und Warnsystemen schützt die Deutsche Bahn ihr Streckennetz vor Gefahren? Nach dem Zugunglück nahe Riedlingen mit drei Toten stellt sich die Frage, ob und wie Hangrutsche früher erkannt werden könnten.

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Nach einem Erdrutsch entgleiste am Sonntag Abend im baden-württembergischen Riedlingen ein Zug. Die Waggons rutschten zum Teil ineinander. Der Erste schob sich eine Böschung hoch und prallte gegen einen Baum. Die Front wurde abgerissen. Bei dem Unglück kamen drei Menschen ums Leben. Mehr als 40 wurden zum Teil schwer verletzt.

Zur Unfallursache teilten Polizei und Staatsanwaltschaft bislang mit, dass mutmaßlich durch den Starkregen am Unfallort ein Abwasserschacht übergelaufen sei. Die Wassermassen hätten dann den Hangrutsch ausgelöst, der wohl zur Entgleisung des Zugs führte. Inzwischen habe auch ein geologischer Gutachter Messungen am Hang durchgeführt.

Pro Bahn: Deutsche Bahn zu wenig auf Starkregen-Ereignisse vorbereitet

Lukas Iffländer, bayerischer Landesvorsitzender vom Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert im Interview mit BR24, dass die Deutsche Bahn bisher wenig auf Starkregen-Ereignisse vorbereitet sei. "Nein, wir sind definitiv nicht ausreichend vorbereitet. Das trifft allerdings auch nicht nur die Bahn, sondern auch sehr viele andere Bereiche. Wir haben bis heute keine Vorwarnsysteme, die so etwas erkennen können. Da müsste man mehr tun."

Es gibt ein Frühwarnsystem - doch es wird nicht flächendeckend verbaut

Dabei gebe es kostengünstige Systeme, die Hangrutsche erkennen, so Iffländer. Zum Beispiel das sogenannte Fiber Optic Sensing. "Man kann für einen relativ geringen Betrag – da reden wir von wenigen Euro pro Meter – das deutsche Streckennetz zum Beispiel mit einem Glasfaserkabel neben der Strecke ausstatten. Und wenn man da Licht durchschlägt, kann man erkennen, wo welche Vibrationen in welcher Stärke stattfinden." So könnte man einen Böschungsabgang erkennen oder auch eine Schafherde, die auf der Strecke steht.

Als Positiv-Beispiel nennt Lukas Iffländer das Schienennetz in der Schweiz. Hier seien Hangüberwachungssysteme integriert. Wenn diese erkennen, dass sich ein Hang bewegt, würde ein Signal an den Fahrdienstleiter gesendet, der dann wiederum den Zugverkehr auf dieser Strecke stoppen könnte.

Deutsche Bahn investiert jährlich Millionen in Hangsicherung

Die Deutsche Bahn betont in einer Stellungnahme gegenüber BR24, dass sie jährlich zweistellige Millionenbeträge in die Sicherung der Hänge entlang ihrer Strecke investiere. Besonders von Erdrutsch gefährdete Abschnitte würden mit sogenannten Murgangschutzzäunen gesichert. Auch würden an einzelnen Abschnitten Überwachungssysteme installiert, um Bewegungen an Gleisen und Hängen festzustellen.

Und schon seit 2017 würden Befliegungsdaten mithilfe von Drohnen erstellt, die speziell die Vegetation im und am Gleis ermitteln. Eine lückenlose Rund-um-die-Uhr-Überwachung des gesamten Schienennetzes von über 33.000 Kilometern sei jedoch in der Praxis nicht möglich.

Für flächendeckende Sensorik fehlt das Geld

Lukas Iffländer von Pro Bahn betont, dass man mit der Sensorik an den Gleisen die größte Verbesserung in puncto Sicherheit erzielen könnte - wenn sie denn flächendeckend verbaut würde. Derzeit fehlten der Deutschen Bahn jedoch die Ressourcen und das Geld, diese Infrastruktur zu planen und die Bauarbeiten durchzuführen.

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