Wenn im November die Haushaltsberatungen im Würzburger Stadtrat anstehen, könnte es besonders hitzig zugehen. Zugegeben: Gestritten wird bei den Beratungen immer. Doch die Rücklagen im Rathaus sind inzwischen aufgebraucht. Um ihre laufenden Kosten zu decken, muss die Stadt sparen. Viele bayerische Kommunen plagen derzeit Finanzsorgen.
Heilig zufrieden mit ersten 100 Tagen
Für den Würzburger Oberbürgermeister Martin Heilig (Bündnis 90/Die Grünen) könnte es schönere Zeitpunkte geben, um seinen neuen Posten anzugehen. Heilig wirkt trotzdem zufrieden mit den ersten 100 Tagen seit seinem Amtsantritt Anfang Juli. Er spüre "eine starke Unterstützung aus der Stadtbevölkerung" und schiebt hinterher: "Jetzt gehen wir die großen Projekte an." Heilig weiß: Er muss liefern. Wie auch seine Gegenkandidatinnen hatte er im Wahlkampf angekündigt, lang geplante Großprojekte umzusetzen. Drei sind für ihn besonders dringlich.
Oberbürgermeister will Großprojekte umsetzen
Erstens: Die Verlängerung der bereits bestehenden Straßenbahntrasse 1/5. Die Linie soll künftig die Gebäude der Würzburger Uniklinik anfahren.
Zweitens: die geplante Multifunktionsarena, eine neue Heimat für Konzerte, Kongresse und die Bundesliga-Basketballer. Der Bau hat sich wiederholt verzögert, die Kosten sind gestiegen. Das Grundstück muss die Stadt noch kaufen.
Drittens: eine neue Straßenbahnlinie in den Stadtteil Hubland, in dem sich die Hauptgebäude der Uni befinden. Eigentlich sollte die Linie schon 2018 Besucher zur Landesgartenschau bringen. Doch auch dieses Projekt verzögerte sich. Kostenschätzung: 197 Millionen Euro.
Heilig hofft auf Geld von Bund und Freistaat
Trotz der Haushaltslage wirkt Heilig überzeugt, alle drei Projekte realisieren zu können: "Wir wollen das machen, wir können das machen. Aber nicht allein." Er hofft auf Geld von Unternehmen, Bund und Land. Vor allem bei den Straßenbahnprojekten rechnet die Stadt mit Fördermitteln. Bei der neuen Linie könnten diese bis zu 144 Millionen Euro ausmachen, hieß es vor einigen Monaten. Doch auch dann müsste Würzburg mehr als 50 Millionen Euro selbst finanzieren. Heilig sagt: Er sei optimistisch, auch, weil er zuletzt viele Gespräche dazu geführt habe. Vor kurzem etwa traf er Ministerpräsident Markus Söder (CSU), als dieser Würzburg besuchte.
Skepsis an Finanzplänen
Die CSU in Würzburg hingegen ist skeptisch. Sie stellt die zweitgrößte Fraktion im Stadtrat, hinter den Grünen. Auch die CSU spricht sich für die genannten Projekte aus. Doch Fraktionsvorsitzender Wolfgang Roth befürchtet: Es werde zu viel angefangen, später aus Geldnot zu wenig zu Ende gebracht. "Ich denke, wir müssen nicht überall ein bisschen machen." Vor allem die Multifunktionsarena solle priorisiert werden – auch weil sich die Stadt von der fertigen Halle Einnahmen erhofft.
Kritik an der geplanten Arena gab es zuletzt aus Reihen der Linken und der ÖDP. Stadträte beider Parteien engagieren sich in einer Bürgerinitiative. Diese kritisieren unter anderem Kosten und Dimension der Halle.
Heilig auf Mehrheiten im Stadtrat angewiesen
Beinahe in den Hintergrund rückt im Vorfeld der Haushaltsberatungen, dass sich Grünen-OB Heilig für seine Amtszeit noch ein weiteres, ur-grünes Ziel gesetzt hat: Er will mehr Bäume in der Innenstadt als bislang. Dort sind viele Flächen versiegelt. Im Sommer heizt sich Würzburg schnell auf.
Was der neue OB erreichen kann, hängt jedoch maßgeblich von den Kommunalwahlen im März 2026 ab. Heilig steht nicht zur Wahl, er darf sieben Jahre im Amt bleiben. Doch die Würzburger wählen im kommenden Frühjahr einen neuen Stadtrat. Auf dessen Mehrheit ist Heilig bei seinen Vorhaben angewiesen.
Nach der Niederlage bei der OB-Wahl rechnet sich die CSU Chancen aus, die Grünen als größte Fraktion abzulösen. Schließlich habe die letzte Stadtratswahl 2020 stattgefunden, "auf dem Höhepunkt der Klimaschutzbewegung", wie Fraktionschef Roth sagt. Die Grünen wiederum wollen ihre zuletzt starken Ergebnisse in Würzburg bestätigen – und damit "ihrem" OB den Rücken stärken.
Von einem "Erdrutschsieg" sprach Martin Heilig, als er im Mai zum neuen Oberbürgermeister gewählt wurde. Nun ist er seit 100 Tagen im Amt.
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