Die Streife von Martina Holzer und Sebastian Schmidt wird gleich doppelt alarmiert: Verkehrsunfall, zwei Fahrzeuge, es gibt möglicherweise Verletzte. "Ich persönlich vertrau’ dann nicht in die Mitteilungskraft mancher Leute", sagt Sebastian Schmidt auf dem Weg zur Unfallstelle. Denn die Erfahrung zeigt: Informationen unter Schock sind nicht immer zuverlässig. Wie viele Personen sind also wirklich beteiligt? Liegt vielleicht jemand in der Böschung? Drei Tage lang lassen sie sich von Kontrovers – Die Story bei ihren Einsätzen begleiten.
Erste Herausforderung: Überblick im Chaos an der Unfallstelle schaffen
An der Unfallstelle herrscht Chaos. Die beiden Polizisten müssen die Lage überblicken: Wer gehört zu welchem Auto? Wer ist verletzt? “Wir haben in der Regel mehr als nur die Unfallfahrzeuge rumstehen", erklärt Martina Holzer.
Doch bald steht fest: Ein Fahrer hat bei starkem Regen die Kontrolle verloren, ist ins Schleudern geraten. Der Unfall hat nur Blechschäden und leichte Verletzungen verursacht. Doch damit endet die Arbeit des Duos nicht, der unangenehmere Teil folgt erst: eine Stunde Verkehrsregelung. Bei acht Grad. Im Regen. "Bisschen leidensfähig muss man dann schon sein", sagt Schmidt nüchtern.
Kontrovers – Die Story im Video: Einsatz auf dem Land: Unterwegs mit der Dorfpolizei – Folge 2
"Eigentlich nichts für die Polizei" – und doch …
In Ebermannstadt, 7.000 Einwohner in der Fränkischen Schweiz, wissen die Beamten morgens nie, was sie erwartet.
Ein verzweifelter Autoverkäufer ruft die Polizei. Der neue Besitzer seines Autos hat es nicht wie versprochen abgemeldet, fährt noch immer mit den alten Kennzeichen herum. "Eigentlich nichts für die Polizei", stellt Holzer klar. Der Verkäufer hat die Kennzeichen schließlich mit verkauft.
Trotzdem wollen die Beamten den verzweifelten Verkäufer unterstützen. "Ich hab schon 'ne Idee!", sagt Holzer. Die Polizisten kennen ihre Region – und die Leute hier. Eine Familie, die regelmäßig mit Autos handelt, ist im Ort bekannt. Und tatsächlich: die beiden Polizisten können den Käufer ausfindig machen – er übergibt das Kennzeichen an den Verkäufer.
"Man kann was für jemanden richtig machen, der falsch behandelt wurde", lässt Holzer ihre Motivation durchblicken.
Kontrovers – Die Story im Video: Zwischen Volksfest und Leberkas: Unterwegs mit der Dorfpolizei – Folge 1
Zwischen Volksfest und Leberkas: Unterwegs mit der Dorfpolizei
Wenn sonst grad nichts hilft: "Dorfbuschfunk"
Nicht immer lassen sich Probleme so schnell lösen. In der Nacht wurden die Reifen von Baggern und Radladern zerstochen – an zwei verschiedenen Orten. Doch die Beweislage ist dünn: Keine Kameras, keine Zeugen.
Auf dem Land können den Beamten manchmal aber auch unkonventionellere Ermittlungsansätze weiterhelfen: "Vielleicht funktioniert der Dorfbuschfunk", hofft Holzer.
Haftbefehl: Wenn es ernst wird
Der nächste Einsatz: Ein Haftbefehl. Eine Geldstrafe wurde nicht beglichen, die zwei Optionen: Zahlung von 936 Euro oder 28 Tage Gefängnis wegen Fahrens ohne Führerschein. Der Mann ist polizeilich bekannt und in der Vergangenheit schon gewalttätig geworden. Darum sichert eine zweite Streife den Einsatz ab. Polizist Schmidt schaut nach möglichen Fluchtwegen. Nichts darf ihnen entgehen – sonst können solche Situationen auch eskalieren. "Ich bin da schon auf high alert", sagt Holzer.
Die Situation ist angespannt. Der junge Mann sagt, er sei zahlungswillig – habe aber seinen Lohn noch nicht bekommen, der komme in den darauffolgenden zwei Tagen. Einen Aufschub können die Beamten aber nicht ermöglichen. Schließlich legt ein Familienmitglied das Geld aus - der Mann wird nicht inhaftiert.
Dorfpolizist: Die volle Bandbreite
"Vom Fundfahrrad bis zum Mord hatte ich schon alles", erzählt Polizeioberkommissar Sebastian Schmidt. Gerade das macht den Reiz aus: "Das Unbekannte, das Unerwartete, das macht es spannend", so Holzer in der Kontrovers-Story. "Die meisten Polizisten nehmen ja auch ein Stückchen mit nach Hause", sagt Schmidt über einen Todesfall an diesem Tag, zu dem die Ermittler gerufen worden waren: "Dafür werden wir auch bezahlt, Sachen zu sehen, die kein anderer sehen soll."
Und was erwartet die beiden morgen? "Man weiß nie, was kommt", sagt Martina Holzer.
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