Bauarbeiter auf einer Großbaustelle in München
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Ausländisches Fachpersonal soll schneller nach Bayern kommen

Ausländisches Fachpersonal soll schneller nach Bayern kommen

"Weniger Bürokratie", "mehr Tempo": Bayern zentralisiert die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und die Einreiseverfahren. Mit einer generellen "Fast Lane" soll der Fachkräftemangel bekämpft werden. Die Wirtschaft sieht noch Fragezeichen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Beim Werben um Fachkräfte setzt Bayern auf beschleunigte Einwanderungs- und Anerkennungsverfahren bei Ausländern: Seit vergangener Woche gilt im Freistaat eine generelle "Fast Lane", die für mehr Tempo und Effizienz bei der Fachkräftezuwanderung führen soll. Es gebe einen eklatanten Fachkräftemangel in der bayerischen Wirtschaft, sagte Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) nach einer Kabinettsitzung. "Wir wissen sehr genau, dass es ohne Fachkräfte aus dem Ausland nicht mehr geht."

Mit der generellen "Fast Lane" werden laut Scharf Verfahren zur Anerkennung von Berufsabschlüssen zentralisiert: ein Beruf, eine Anerkennungsstelle. Früher habe es in den Regierungsbezirken mehrere Anerkennungsstellen gegeben. Gebündelt würden auch die Einreiseverfahren: bei der Zentralen Stelle für Einwanderung von Fachkräften (ZSEF). Diese sei eng verzahnt mit den zentralisierten Anerkennungsstellen. Die Ministerin betonte, die "Fast Lane" stehe für "mehr Tempo, mehr Effizienz, aber auch weniger Bürokratie" bei der Fachkräftegewinnung.

"Ein Erfolgsmodell"

Ein "Fast Lane"-Pilotversuch für Pflegekräfte habe sich als "Erfolgsmodell" erwiesen, sagte Scharf. Es habe sich gezeigt, dass die Konzentration der Verfahren an einer Stelle dafür sorge, "dass wir trotz höherer Antragszahlen schnellere Verfahren haben". Dieses Prinzip werde nun auf alle anderen Berufe ausgedehnt, bei denen eine staatliche Stelle für die Anerkennung nötig sei – beispielsweise in den Bereichen Handel, Industrie, Dienstleistung und bei technischen Berufen.

Als "Aushängeschild für die bayerische Verwaltung" bezeichnete Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) die "Fast Lane": Die durchschnittliche Bearbeitungszeit bei Anträgen sei auf weniger als vier Wochen reduziert worden. Gleichzeitig sei die Zahl der Anträge stark gestiegen – um 33 Prozent im vergangenen Jahr. Auch für das laufende Jahr werde eine deutliche Steigerung erwartet. "Deswegen ist es gut, dass wir eine 'Fast Lane' haben, um überhaupt diese vielen Anträge bearbeiten zu können und vor allem die Menschen schnell in den Arbeitsmarkt zu bringen." Im Gesundheitsbereich sei die Beschleunigung nun auf Physiotherapeuten, Notfallsanitäter und Hebammen sowie Approbationsberufe wie Ärzte und Zahnärzte ausgedehnt worden.

Brossardt: "Fast Lane" richtiger Weg

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) findet es gut, dass Bayern seine "Fast Lane" ausweitet. "Die Erfahrungen aus der Pflege haben gezeigt, dass die zentrale Bearbeitung der Anerkennungsverfahren der richtige Weg ist", betont vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. "Daher begrüßen wir, dass das 'Fast Lane'-Verfahren bei der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen nun auf alle Berufe ausgedehnt wurde."

Die Maßnahme trage zur Fachkräftesicherung bei, sagte Brossardt. Man müsse aber auch kritisch hinterfragen, "ob wir als Standort attraktiv genug sind. Die hohe Steuer- und Abgabenbelastung schreckt nicht nur Unternehmen ab, sondern auch hochqualifizierte Fachkräfte aus aller Welt, die sich letztendlich aussuchen können, in welchem Land sie künftig leben und arbeiten wollen."

Gewerkschaft begrüßt Maßnahme

Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht es ähnlich. "Die 'Fast Lane' kann helfen, Verfahren effizienter zu gestalten und Fachkräften aus dem Ausland schneller den Weg in den bayerischen Arbeitsmarkt zu ebnen", sagte der Vorsitzende des DGB Bayern, Bernhard Stiedl. Zuwanderung ersetze aber nicht die Notwendigkeit, auch in Deutschland alle Menschen in Arbeit und Ausbildung zu bringen.

"Gerade die Berufsanerkennung war in der Vergangenheit ganz klar ein Flaschenhals", sagte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im BR24-Interview. Die große Herausforderung sei, das deutsche System fit zu machen "für die umfassende Erwerbszuwanderung, die wir in den kommenden Jahren brauchen werden".

Grüne sprechen von überfälligem Schritt

Die bayerische Grünen-Landtagsfraktion hält die generelle "Fast Lane" für überfällig. "Möglich wird das auch durch das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz der letzten Bundesregierung", sagte Eva Lettenbauer, die in der Grünen-Fraktion Sprecherin für Arbeit ist.

"Gleichzeitig brauchen Branchen wie Handwerk und Gastronomie gerade dringend Arbeitskräfte, die schon in Bayern sind", betonte Lettenbauer. Die Staatsregierung müsse deshalb aufhören, "dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt junge Menschen wegzunehmen und vor allem nicht mitten in der Ausbildung abzuschieben."

Im Video: Bayern plant Schnellverfahren für ausländische Berufsabschlüsse

Bayern will die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse künftig deutlich beschleunigen – mit einem neuen Fast-Lane-Verfahren.
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Bayern will die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse künftig deutlich beschleunigen – mit einem neuen Fast-Lane-Verfahren.

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