Arbeiten an einem Tennet-Hochspannungsmas
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Arbeiten an einem Tennet-Hochspannungsmast
Bildrechte: picture alliance/dpa | Christian Charisius
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Ausland investiert bei Tennet – was bedeutet das fürs Stromnetz?

Ausland investiert bei Tennet – was bedeutet das fürs Stromnetz?

Der Stromnetzbetreiber Tennet mit Sitz in Bayreuth gehört künftig fast zur Hälfte großen Finanzinvestoren aus dem Ausland. Was das für die Zukunft des Unternehmens bedeutet und für den Netzausbau in Bayern – Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Tennet ist der nach Netzumfang größte Übertragungsnetzbetreiber Deutschlands. Das Tennet-Netz reicht von den Alpen bis zur Nordsee, die Firma mit Hauptsitz in Bayreuth ist auch zuständig für den größten Teil des Hochspannungsnetzes in Bayern. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass drei große Finanzinvestoren bis zu 9,5 Milliarden Euro in Tennet investieren und damit künftig 46 Prozent der Anteile an dem Übertragungsnetzbetreiber halten werden.

Ist die Beteiligung ausländischer Unternehmen eine Gefahr für die deutsche Infrastruktur?

Nein. Schon bisher war Tennet nicht in deutschem Besitz, sondern gehörte dem niederländischen Staat. Der behält vorerst auch die übrigen 54 Prozent der Anteile. Die neuen Anteilseigner sind besonders solide Unternehmen aus befreundeten Staaten: 1. der Staatsfonds Norwegens, der für das Land Gewinne aus seinen fossilen Bodenschätzen investiert, 2. der Staatsfonds Singapurs, der die Devisenreserven des Landes investiert und 3. der niederländische Pensionsfonds ABP, der Ruhestandsgelder für Beschäftigte im öffentlichen Dienst des Nachbarlands verwaltet. Alle drei Investoren wollen langfristig dabeibleiben.

Warum steigen die neuen Investoren ein?

Tennet hat durch den Netzausbau in Deutschland einen riesigen Kapitalbedarf. Allein bis Ende 2029 investiert Tennet Germany nach eigenen Angaben rund 65 Milliarden Euro. Um Kredite aufnehmen zu können, benötigt die Firma auch größeres Eigenkapital. Das wollte der niederländische Staat nicht auf Dauer allein für Deutschland bereitstellen. Er hatte deshalb schon länger nach Investoren für die deutsche Tochterfirma gesucht. Als der niederländische Netzbetreiber 2010 das Höchstspannungsnetz von Eon übernahm, hatte er offenbar noch nicht damit gerechnet, dass ein Wachstum in diesem Ausmaß nötig wird.

Lohnt es sich für die Investoren? Zahlen die Stromkunden dadurch drauf?

Stromnetze zu bauen und zu betreiben, gilt unter Investoren als "langweiliges" Geschäft: Stabiler, vorhersehbarer Geschäftsverlauf in einem staatlich regulierten Markt, wenig Rendite, aber dafür auch wenig Risiko. Und damit gut geeignet für langfristige Anlagen durch Pensionsfonds. Die deutschen Netzbetreiber hatten zuletzt immer wieder kritisiert, die ihnen von der Bundesnetzagentur zugemessene Kapitalverzinsung sei zu niedrig. Trotzdem ist es gelungen, zu diesen Konditionen ausländische Geldgeber für die Großinvestition in Deutschland zu begeistern. Also eher eine gute Nachricht für Stromkunden, die über Netzentgelte am Ende die Kosten für den Unternehmensgewinn tragen.

Was bedeutet der Deal für Tennet-Projekte in Bayern?

Prinzipiell hat die Transaktion nach Auskunft einer Tennet-Sprecherin keine Auswirkungen auf die Umsetzung von Projekten. Allerdings werde durch das frische Kapital die Kreditwürdigkeit von Tennet gestärkt, sodass der Netzbetreiber auch künftig zu günstigen Konditionen Kredite beschaffen könne. Die braucht er, um die Großbaustellen weiter zu finanzieren. Tennet hat in den vergangenen Jahren viel Personal eingestellt. Bayreuth ist nicht nur Hauptsitz, sondern auch der größte Standort der Firma. Inzwischen arbeiten nach Unternehmensangaben rund 5.000 Menschen für Tennet Germany, davon rund 3.000 in Bayern.

Warum übernimmt der deutsche Staat Tennet nicht selbst?

Das könnte zumindest teilweise noch passieren. Die Bundesregierung hat prinzipielles Interesse an einer Minderheitsbeteiligung angemeldet, auch der schwarz-rote Koalitionsvertrag sieht vor, eine strategische Beteiligung an Netzbetreibern zu prüfen. Schon die Ampelregierung hatte mit Tennet über einen Kauf des deutschen Netzes verhandelt, das scheiterte damals jedoch an Geldmangel. Auch jetzt ist eine Entscheidung der Bundesregierung noch nicht gefallen. Eine Beteiligung an Tennet könnte für Deutschland neben der Sicherung nationaler Infrastruktur auch eine Möglichkeit zur Zukunftsvorsorge sein, etwa um Geld für Beamtenpensionen zurückzulegen. So wie es die jetzt eingestiegenen internationalen Investoren tun.

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