Acht Menschen, die einiges gemeinsam haben: Sie alle waren am 22. Januar 2025 im Park Schöntal in Aschaffenburg und erlebten dort schreckliche Szenen, nachdem ein wohl psychisch kranker Mann mit einem Messer eine Kindergruppe angegriffen hatte. Doch sie alle verbindet auch, dass sie nicht die Flucht ergriffen. Stattdessen bewiesen sie alle großen Mut und versuchten zu helfen, um das Ausmaß der grausamen Tat so gering wie möglich zu halten. Seit Montag verbindet die Helferinnen und Helfer nun auch, dass Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sie für ihren Mut mit Ehrenmedaillen ausgezeichnet hat.
Söder ehrte die "Retter von Aschaffenburg", wie er sie nannte, in München mit Bayerischen Rettungsmedaillen (für Rettungstaten unter Einsatz des eigenen Lebens) und Christophorus-Medaillen (für Rettungstaten unter besonders schwierigen Umständen).
Getöteter Familienvater posthum geehrt
Einer der Hauptretter sei dabei "leider selbst zum Opfer geworden", so Söder: Der 41-jährige Familienvater Kai-Uwe D. habe sich dem Angreifer "mutig entgegen" gestellt, "um die Kinder zu schützen". Dabei wurde er tödlich verletzt. "Sein Opfermut ist zutiefst beeindruckend und verdient höchste Anerkennung", sagte Söder bei der Verleihung der Bayerischen Rettungsmedaille, die der Mann postum erhielt. Söder überreichte diese stellvertretend an seinen Bruder. Der Familienvater habe sein "Leben selbstlos für andere gegeben".
Drei Frauen leisteten Erste Hilfe
Außerdem erhielten drei Frauen die Rettungsmedaille für ihren mutigen Einsatz bei dem Messerangriff: Die Aschaffenburgerin Dr. Leonore Purwien sei Zeugin der schrecklichen Tat gewesen und habe sofort mit der Reanimation des schwer verletzten Kindes begonnen. Dabei habe sie zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, ob der Täter noch aktiv ist oder weitere Angreifer vor Ort sind.
Auch Susann Müller aus Niedernberg habe bei der Erstversorgung der Verletzten geholfen. "Ihr besonnenes Verhalten hilft, die Lage unter Kontrolle zu bringen", hieß es bei der Verleihung. Susanne Nett aus Aschaffenburg habe ebenfalls Erste Hilfe geleistet "unter emotional extrem belastenden Umständen". Ihr Engagement sei ein "Zeichen gelebter Menschlichkeit".
Städtische Mitarbeiter halfen bei Erstversorgung
Söder hat zudem vier Männern, die nach dem Messerangriff geholfen haben, eine öffentliche Belobigung ausgesprochen und ihnen die Christophorus-Medaille verliehen. Der städtische Mitarbeiter Christian Fleps aus Goldbach war laut Staatskanzlei als einer der Ersten am Tatort und habe sich um den schwer verletzten Kai-Uwe D. gekümmert.
Zudem habe er zwei Kollegen alarmiert, die dann ebenfalls zu Hilfe geeilt seien: Johannes Rücker aus Aschaffenburg und Manuel Schlett aus Westerngrund vom Garten- und Friedhofsamt der Stadt Aschaffenburg seien mit einem Erste-Hilfe-Koffer und Gartengeräten ausgestattet zum Tatort gekommen. Sie haben demnach ebenfalls wichtige Unterstützung bei der Erstversorgung der Opfer geleistet.
Somalier schritt ein: Täter flüchtete
Und auch Ahmed Mohamed Odowaa aus Schöllkrippen habe die gefährliche Situation erkannt und sei eingeschritten. "Durch seine Präsenz" habe er den Täter zur Flucht gezwungen und damit ebenfalls zur Deeskalation beigetragen.
Im April hatten Medien über eine angeblich drohende Abschiebung des Somaliers berichtet. Bayerns Innenministerium hatte jedoch klargestellt, dass Odowaa "bis auf Weiteres" bleiben dürfe – mindestens bis zum Prozess gegen den Aschaffenburger Messerangreifer, weil er dort als wichtiger Zeuge aussagen solle, hieß es damals.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.