Josef Rüegg auf der Streuwiese in Gutterstätt
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Bayerns Naturschätze: Weniger Geld für Landschaftspflege?

Bayerns Naturschätze: Weniger Geld für Landschaftspflege?

Landschaftspflegeverbände kümmern sich um den Erhalt wichtiger Lebensräume in Bayern. 2024 und 2025 standen der Landschaftspflege insgesamt 60 Millionen Euro zur Verfügung. Künftig dürfte es weniger Geld geben. Welche Folgen hat das?

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Josef Rüegg steht auf einer Streuwiese im Osten von München, die der Landschaftspflegeverband betreut. Hier wachsen viel mehr verschiedene Pflanzen als auf einer gewöhnlichen, landwirtschaftlich genutzten Wiese. "Diese Vielfalt macht aus, warum es hier bei uns in Bayern so schön ist", erklärt der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Ebersberg. Der Boden ist feucht, bei jedem Schritt auf der Wiese ist das zu spüren. Würde sie nicht mehr gemäht, würde sich diese Landschaft verändern. "In kurzer Zeit würden Büsche und Bäume aufwachsen." Und der Blick in das sanft geschwungene Wiesental wäre versperrt.

Naturschätze auf der Kippe

Rüegg fürchtet, dass der Erhalt solcher Naturschätze in ganz Bayern auf der Kippe steht. Erste Anzeichen dafür gab es bereits: Als er zum Jahresende 2024 die Anträge für finanzielle Mittel wie üblich beim Umweltministerium stellte, erlebte er - genauso wie alle anderen Verbände in Bayern - eine Überraschung: "Wir standen im Dezember mit der Aussage da, dass wir für 2025 nichts umsetzen können". Viele Flächen konnten nicht gemäht werden.

Nur durch extreme Anstrengungen sei es gelungen, einen Notbetrieb aufrechtzuerhalten, erzählt Josef Rüegg. Nicht einmal 20 Prozent der Mittel, die in den vergangenen Jahren flossen, hat der Landschaftspflegeverband dieses Jahr zur Verfügung. Ganz anders klingt Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber dazu: "Wir haben 2025 den besten Haushalt, den die Landschaftspflege bisher erfahren hat, mit 31 Millionen Euro." Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären?

Wie ist die finanzielle Lage wirklich?

"Dieses Geld ist größtenteils für Maßnahmen eingeplant, die schon 2024 durchgeführt wurden", sagt Beate Krettinger, Landeskoordinatorin der bayerischen Landschaftspflegeverbände. Gelder für Pflegemaßnahmen für das Jahr 2025 wurden nur eingeschränkt vom Umweltministerium bewilligt. "Für uns ein klares Signal, dass in Zukunft weniger Geld zur Verfügung stehen wird", so Krettinger.

Große Sorgen macht sich auch Josef Rüegg in Bezug auf den Doppelhaushalt 2026/27 der bayerischen Staatsregierung. "Da muss aus unserer Sicht entsprechend aufgestockt werden, damit wir vernünftig weiterarbeiten können", so Rüegg. Wenn einzelne Wiesen einmal nicht gepflegt werden, sei das noch nicht so gravierend. "Aber wenn es mehrere Male sind, dann stehen ganz besonders wertvolle Lebensräume vor dem Aus".

Fehlende Mittel vom Bund

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sieht die Verantwortung bei der Bundesregierung. Bayern habe bisher jährlich sechs Millionen Euro vom Bund für die Landschaftspflege erhalten. Doch bereits 2024 seien die nicht geflossen. Mit Blick auf den Doppelhaushalt 2026/2027 ist er skeptisch und verweist auf den von Finanzminister Klingbeil ausgerufenen Sparkurs. "Auf Dauer werden wir die fehlenden Mittel vom Bund nicht ausgleichen können."

Die Grünen im Bayerischen Landtag halten es für falsch, die Verantwortung allein beim Bund zu sehen. Aus einer parlamentarischen Anfrage der SPD- und Grünen-Fraktion entnimmt Patrick Friedl, Sprecher für Naturschutz und Klimaanpassung, dass für die kommenden beiden Jahre Mittel in Höhe von 36 Millionen Euro für Maßnahmen der Landschaftspflege vorgesehen sind. "Das reicht hinten und vorn nicht. Die Staatsregierung hat schon jetzt die Landschaftspflegeverbände finanziell im Regen stehen lassen", so Friedl.

Keine Liebhaberei, sondern staatliche Pflichtaufgaben

Josef Rüegg vom Landschaftspflegeverband Ebersberg betont, es gehe bei den Pflegemaßnahmen um staatliche Pflichtaufgaben. "Das sind europarechtlich geschützte Gebiete. Die EU schreibt da klar ein Verschlechterungsverbot vor", so Rüegg weiter. Hinzu kommt die EU-Erhaltungsverordnung für Flachland-Mähwiesen, sowie die Pflege von Naturschutzgebieten: "Das sind Aufgaben, die die bayerische Staatsregierung sich zu Recht ins Naturschutzgesetz geschrieben hat", findet Rüegg.

Auf der Streuwiese in Gutterstätt wachsen Pflanzen, die auf einer durchschnittlichen Wiese nicht gedeihen: Sumpfgladiolen, eine Pflanzenart, die nur an vier Stellen im Landkreis Ebersberg vorkommt. Für Josef Rüegg sind das Naturschätze, die auch nachfolgende Generationen draußen in der Natur bewundern können sollten.

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